Der WDR und die "Umweltsau": Hühnerstall Deutschland (Leitartikel von Olaf Kupfer)
Geschrieben am 29-12-2019 |
Düsseldorf (ots) - Wenn Tucholskys Satirebegriff gilt, darf "Satire alles". Aber
was genau als Satire zu bezeichnen ist, das hat der Dichter mit viel weniger
Verve bestimmt. Und so darf man konstatieren: Das, was der Kinderchor des WDR da
im Auftrag findiger Redakteure gesungen hat, ist keine Satire, sondern
inhaltlich so schlecht, dass man die Qualitätskontrolle durchaus mal aus dem
Winterurlaub zurück beordern darf.
Damit ist viel darüber gesagt, wie sinnvoll es gelingen kann, einen
intelligenten Zusammenhang zwischen der Oma aus dem Hühnerstall und ihrer am
Alter ausgerichteten Umweltbilanz herzustellen. Um es klar zu sagen: Solche
Analysen lohnen nicht. Na klar: Es ist schlecht, in der aufgeheizten
Klimadebatte öffentlich-rechtlich derart zu polarisieren und Generationen in
Stellung zu bringen: Deutschland ist also jetzt vertikal und horizontal uneins -
den singenden Kindern sei Dank.
Fragen muss man aber auch, ob es nicht endlich eine Nummer kleiner geht. Eine
kritische Reaktion auf Falsches muss nicht richtig sein. Und sie ist es hier
nicht, weil sie kein Maß hat. Man darf das Lied doof finden, dessen Widerhall
aber auch. Deutschland ist emotional in diesen Tagen des ausgehenden Jahres ein
Hühnerstall. Aufgeregt. Gackernd. Eng. Jeder wartet, bis sich wer regt. Dann
fliegen die Federn. Und am Ende ist nie etwas gewonnen.
Das ist Grundstruktur fast jeder gesellschaftlichen Streitigkeit, in der
Ausgleich nicht mehr vorkommt - auch nicht von Politikern, die absehbar liefern
und wahlweise gegen den Rundfunk anschreien oder dem "Mob" über den Mund fahren.
Dazu kommt die breite Verrohung von Sprache und Tat durch die Möglichkeit, alles
und von jedem ungefiltert in den Resonanzraum Internet geben zu können. Wie wir
damit künftig umgehen wollen, ist die interessantere Frage. Wir brauchen
dringend eine neue Klimadebatte. Es geht um das geistige Klima.
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