Kommentar von Ekkehard Rüger zum Flugzeugabsturz im Iran: Der Sinn im Absurden
Geschrieben am 10-01-2020 |
Düsseldorf (ots) - Jeder Flugzeugabsturz ist schrecklich - sei er auf einen
technischen Defekt oder einen gezielten Anschlag zurückzuführen. Aber ein
Flugzeugabsturz durch einen Abschuss "aus Versehen" wäre an schrecklicher
Absurdität nicht mehr zu überbieten. Sollte sich der Verdacht eines fatalen
Irrtums bestätigen, wäre der vorläufige Höhepunkt der Zuspitzung in dem
eskalierenden Konflikt zwischen den USA und dem Iran erreicht.
176 Tote "aus Versehen" - wenn die weitere Eskalation das Ziel ist, kann
ein solcher Vorfall wie ein Brandbeschleuniger wirken. Aber auch der
gegenteilige Effekt ist denkbar. Denn zumindest für die iranische Seite ist der
sich verhärtende Verdacht ein Desaster: Unter den Opfern von Teheran befinden
sich 82 Iraner. Ein Land aber, dessen Luftabwehr in Erwartung von Gegenschlägen
auf den Raketenbeschuss der US-Luftwaffenstützpunkte im Irak eigene Landsleute
abschießt, droht den Rückhalt in der Bevölkerung zu verspielen, auf den es nach
der Tötung Soleimanis gebaut hatte.
Schon zeichnen sich durch den internationalen Druck und die Forderung nach
Aufklärung diplomatische Verbindungen wider Willen ab. Der Iran beharrt zwar
noch auf seiner Darstellung eines technischen Defekts als Ursache, lässt aber
nun doch Experten aus den USA, Kanada, Frankreich und der Ukraine ins Land, um
gemeinsam die Hintergründe des Absturzes zu ermitteln.
Allein dieser Vorgang hat eine zumindest vorläufig entschärfende Wirkung auf den
politischen Konflikt. Wer zusammen ermittelt, muss sich zwangsläufig im Umgang
miteinander mäßigen. Zugleich wächst mit jedem persönlichen Detail, das über die
so unbeteiligten wie unschuldigen Absturzopfer bekannt wird, ihre mahnende
Wirkung auf alle Kriegstreiber. Das wäre in allem absurden Schrecken noch der
größte Sinn, den man ihrem Tod beimessen könnte.
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