Caritas: "Humanitäre Hilfe bleibt unverzichtbar"
Geschrieben am 15-01-2020 |
Freiburg (ots) - 50 Jahre nach dem Biafra-Konflikt fordert Caritas Präsident die
Prinzipien der Humanitären Hilfe zu beachten und nach außen zu verteidigen
50 Jahre nach dem Ende des verheerenden Biafra-Konflikts in Nigeria hat Caritas
international vor zunehmender Aufweichung der Humanitären Prinzipien und immer
begrenzteren Spielräumen für humanitäre Helferinnen und Helfer gewarnt. "Damals
wie heute kommt es immer wieder zu Widerständen gegen die lebenswichtige Arbeit
von Hilfsorganisationen in kriegerischen Konflikten", sagte Peter Neher, der
Präsident des Deutschen Caritasverbandes. Mitarbeitende von Hilfsorganisationen
müssten zunehmend unter enormen Risiken agieren. Das zeige sich derzeit
besonders in Ländern wie dem Jemen, Mali, Somalia oder Kolumbien.
Er appellierte an die internationale Gemeinschaft, mehr für den Schutz der
Mitarbeitenden in der humanitären Hilfe zu tun und zudem Zugänge für Hilfswerke
in kriegerischen Konflikten zu schaffen.
Mit Blick auf den zwischen 1967 und 1970 herrschenden Biafra-Konflikt in
Nigeria, bei dem Hilfsorganisationen aufgrund der dramatischen Situation ohne
Zustimmung der dortigen Zentralregierung Hilfe leisteten, sagte Neher:
"Es war ein unglaublicher Kraftakt, den die Weltkirchen damals, Ende der 1960er
Jahre, geleistet haben. Es handelte sich um nicht weniger als die größte
ökumenische Hilfsaktion nach dem Zweiten Weltkrieg, die nach UN-Schätzungen mehr
als einer Million Menschen das Leben in der umkämpften Region Nigerias gerettet
hat. Diese großartige Solidaritätsaktion kirchlicher Hilfswerke müssten sich die
Regierungen der Erde heute zum Vorbild nehmen, um militärische und gewaltsame
Konflikte künftig zu vermeiden", so Neher.
Angesichts der Zunahme wetter- und naturbedingter Katastrophen, die die
Katastrophenhilfswerke wie Caritas international oder Diakonie Katastrophenhilfe
mehr und mehr fordern, sollten zumindest menschengemachte Katastrophen durch
friedliche Lösungen der Politik der Vergangenheit angehören. "Dort wo Konflikte
dennoch aufflammen, muss jedoch der Zugang humanitärer Hilfe uneingeschränkt
möglich und das Leben der Helfenden sicher sein", sagte Neher.
Die Entwicklung der vergangenen Jahre ist jedoch gegenläufig. Vor allem in
innerstaatlichen Konflikten respektierten die Kriegsparteien immer seltener
humanitäre Prinzipien. So verzeichnet der aktuelle Aid Worker Security Report
von 2018 weltweit 399 entführte, verletzte oder getötete Helferinnen und Helfer.
86 Gewaltopfer mehr als ein Jahr zuvor.
Die Hilfsorganisationen müssen die Grundsätze Humanitärer Hilfe bewahren,
gleichzeitig aber auch nach außen verteidigen. "Die Gefahr ist groß, dass
Humanitäre Hilfe instrumentalisiert und einseitig vereinnahmt wird", warnte
Neher. Das aber mache die Hilfe angreifbar. Gerade der Konflikt um Biafra sei
ein Lehrbeispiel dafür gewesen, wie bedeutend die Einhaltung dieser Grundsätze
für die Humanitäre Hilfe ist.
Gegen den Widerstand der Zentralregierung Nigerias wurde die kirchliche
Luftbrücke, die "Joint Church Aid", vor allem auch unter Beteiligung der Caritas
Deutschland und der Diakonie Katastrophenhilfe 1968 organisiert. Sie bestand
zwei Jahre und versorgte die militärisch eingeschlossene Bevölkerung in Biafra
von der portugiesischen Atlantikinsel São Tomé aus mit Lebensmitteln und
Medikamenten. Mit mehr als 5.300 Flügen wurden 60.000 Tonnen Nahrungsmittel nach
Biafra transportiert. Bei der Unternehmung kamen 17 Piloten, 122 biafranische,
sowie 18 europäische und amerikanische Helfer ums Leben.
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