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Mehr als 1500 Asbest-Tote im Jahr: Scharfe Kritik an Bundesregierung

Geschrieben am 16-01-2020

Berlin (ots) - Im Jahr 2018 verzeichneten die Berufsgenossenschaften insgesamt
1571 Tote infolge früherer Kontamination durch Asbest im Beruf.

Wie das ARD-Politikmagazin KONTRASTE unter Berufung auf Zahlen der Deutschen
Gesetzlichen Unfallversicherung berichtet, gab es darüber hinaus 2018 fast
10.000 Verdachtsfälle auf Asbesterkrankungen. Die Fallzahlen bleiben damit auch
ein Vierteljahrhundert seit dem Asbestverbot in Deutschland gleichbleibend hoch.
Umso wichtiger ist die Frage, wo Asbest verbaut wurde und daher Gefahren drohen.

Denn potentielle Gefahrenquellen gibt es genug - auf Baustellen von Altgebäuden,
aber auch in der eigenen Wohnung. Der Anteil von asbestbelasteten Wohnimmobilien
liegt in Deutschland bei einem Viertel - eine Schätzung, die auch vom
Bundesbauministerium geteilt wird. Die EU-Kommission verfolgt den Plan, Asbest
bis 2032 auch aus alten Gebäuden vollständig zu verbannen. Aber während Polen
ein eigenes 10-Milliarden-Euro-Programm zur Asbestbeseitigung aufgelegt hat,
gibt es in Deutschland kein "spezifisches Förderprogramm" für die bauliche
Asbestsanierung, wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau KONTRASTE mitteilte.
Diese könne nur anteilig mitgefördert werden, wenn gleichzeitig die
Energieeffizienz eines Gebäudes erhöht wird.

Der Präsident des Zentralverbands der Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer, Kai
Warnecke kritisierte daher gegenüber KONTRASTE die Bundesregierung. Die habe
zwar im Dezember 2016 den "Nationalen Asbestdialog" ins Leben gerufen, der aber
sei "bisher vollkommen ergebnislos." Das sei "schlicht mangelhaft". Das
federführende Bundesarbeitsministerium erwiderte gegenüber Kontraste, es liege
in der "Natur der Sache", dass ein solches Zusammenwirken unterschiedlicher
Akteure "auch unterschiedliche Sichtweisen" hervorbringe. Für ein Scheitern des
Dialogs gebe es aber keinen Beleg. Immobilien- und Baubranche, Versicherungen
und Gewerkschaften sollten im Rahmen des "Nationalen Asbestdialoges" über
Lösungen diskutieren, wie "Bewohner, Nutzer, Mieter und die am Bau
Beschäftigten" künftig effizient und effektiv vor Gesundheitsrisiken durch
Asbest beim Bauen geschützt werden können.

Für das zentrale Problem aber hat das Gremium keine Lösung erarbeitet: In
welchen Gebäuden steckt Asbest? Im Unterschied zu anderen Ländern gibt es in
Deutschland kein Asbest-Register, um Mieter und Immobilienerwerber über
Asbestgefahren konkret zu warnen. Frankreich etwa hat einen Schadstoff-Ausweis
verpflichtend gemacht, der auch Asbest umfasst. Auf Anfrage verwies das
Bundesbauministerium auf die Zuständigkeit der Bundesländer für die Erfassung
asbestkontaminierter Gebäude in einem Register oder Kataster. Und: "Auf
Länderebene sind keine laufenden bauaufsichtlichen Initiativen für ein
Asbestkataster bekannt." Hunderttausende Mieter und Wohnungseigentümer bleiben
in Deutschland daher weiterhin im Ungewissen.

Das ARD-Politikmagazin KONTRASTE sendet dazu am Donnerstag um 21.45 live in der
ARD-Mediathek.

Pressekontakt:

Rundfunk Berlin-Brandenburg
Kontraste
Das Magazin aus Berlin
Sascha Adamek +49 30 97993 22800
Telefax: +49 30 97993 22809
kontraste@rbb-online.de
http://www.rbb-online.de/kontraste/

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/110520/4493539
OTS: Kontraste

Original-Content von: Kontraste, übermittelt durch news aktuell


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