Der Eingriff / Kommentar von Christian Knatz zur Organspende-Entscheidung
Geschrieben am 16-01-2020 |
Mainz (ots) - Das hohe Niveau, auf dem der Bundestag über Organspenden
debattiert hat, entspricht dem hohen Anspruch, dem das Ergebnis gerecht werden
muss: juristisch und ethisch. Beide Gesetzentwürfe waren getragen von guten
Absichten. Die Gegner der "Widerspruchslösung" hatten allerdings nicht nur mehr
Stimmen, sondern auch die besseren Argumente. Abgesehen von unredlichen
Vergleichen mit Ländern, in denen auch Herz-, nicht nur Hirntoten Organe
entnommen werden, kamen ihre Kontrahenten auch im Bundestag in offenen Konflikt
mit Geist und Buchstaben des Grundgesetzes. Aus den grausamen Erfahrungen der
Jahre 1933 bis 1945 haben dessen Verfasser die Lehre gezogen, das Grundrecht auf
körperliche Unversehrtheit gleich in Artikel 2 niederzulegen. Eingriffe oder
auch nur Vorbehalte sind nicht statthaft, wenn es allein um Nützlichkeit geht -
und sei es bei der Organspende. So wünschenswert eine höhere Zahl freiwilliger
Spender ist, so zweifelhaft bleibt es, die Freiwilligkeit nur vorzutäuschen,
indem Schweigen als Zustimmung gewertet wird. Als ob man seinen Leib verteidigen
müsste. Zur Entscheidungsfreiheit gehört die Freiheit, sich nicht zu
entscheiden. Ein ausdrückliches Ja ist seit der Novellierung europäischen
Datenschutzrechts bei jeder Verarbeitung personenbezogener Daten nötig. Und das
soll für Organspenden nicht gelten? Auch nach dem (Hirn-)Tod behält der Mensch
seine Würde als Person und mutiert nicht zum Ersatzteillager, auf das andere
Anspruch und Zugriff haben. Der am Donnerstag beschlossene sanfte Druck auf
potenzielle Spender kann die gute Sache voranbringen. Ohne dass der Staat
übergriffig wird.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Zentraler Newsdesk
Telefon: 06131/485946
desk-zentral@vrm.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/65597/4494393
OTS: Allgemeine Zeitung Mainz
Original-Content von: Allgemeine Zeitung Mainz, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
717911
weitere Artikel:
- Söder ist auch ein Getriebener / Trotz guter Noten für den bayerischen Ministerpräsidenten und seine Regierung stagniert die CSU bei 36 Prozent. Von Christine Schröpf Regensburg (ots) - Markus Söders Schlagzahl bleibt auf höchstem Level. Der
CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident schiebt in Berlin und München an,
scheucht die Union aus der Komfortzone. Er ist dabei aber nicht nur Antreiber,
sondern auch Getriebener. Die Nachbesetzung im bayerischen Kabinett, mit der er
jetzt die Zahl der Frauen in der CSU-Ministerriege von vier auf fünf aufstockte,
ist dabei die kleinste Fingerübung - verknüpft mit dem hoch erwünschten
Nebeneffekt eines Signals an die weibliche Wählerschaft, der das Scheitern einer mehr...
- Kommentar zu Organspende Stuttgart (ots) - Die beschlossene Lösung mag für den Moment eine kleinere
Zahl an Spendern generieren, gleichwohl ist sie der richtige Weg. Jeder Mensch
wird mehrfach angestupst, sich Gedanken über das Thema zu machen, niemand wird
zu etwas auserkoren, was er nicht will. Tatsächlich sprechen praktisch alle
sachlichen Argumente dafür, sich einen Spenderausweis in die Tasche zu stecken.
Diese Argumente immer wieder kundzutun, wird auch in Zukunft wichtig bleiben.
Pressekontakt:
Stuttgarter Nachrichten
Chef vom Dienst
Joachim mehr...
- Kommentar zum Kohleausstieg Stuttgart (ots) - Kaum hatte die Groko am Donnerstag den Fahrplan zum
Kohleausstieg präsentiert, hagelte es bereits heftige Kritik. Umweltschützern
geht der Abschied von der klimaschädlichen Kohleverstromung nicht schnell genug,
Wirtschaftsvertreter befürchten steigende Strompreise. Deutschland soll bis
spätestens 2038 raus aus der Kohle. Für die Braunkohlekraftwerke gibt es jetzt
einen detaillierten Abschaltplan, für die Steinkohlemeiler ist eine Art Auktion
geplant. Der Staat wird für Entschädigungszahlungen und den Strukturwandel mehr...
- Kommentar / Schutz für unsere Politiker = Von Horst Thoren Düsseldorf (ots) - In welchem Land leben wir eigentlich, in dem populistischer
Terror einen Politiker so in die Enge treibt, dass er nach Hilfe, Schutz, gar
nach einer Waffe ruft? Der Hilferuf des Kamp-Lintforter Bürgermeisters - nur so
ist sein Antrag auf Erteilung eines Waffenscheins zu werten - ist lange ungehört
geblieben. Zu lange. Erst die öffentliche Debatte hat die Landespolitik auf den
Plan gerufen. Jetzt endlich hat Landesinnenminister Herbert Reul gewährt, worauf
jeder bedrohte Amtsträger Anspruch haben muss: Der von Rechtsradikalen mehr...
- Kommentar / Sternstunde des Bundestags = Von Eva Quadbeck Düsseldorf (ots) - Bei der Organspende ist der Bundestag nach einer langen,
klugen Debatte zu einer ausgewogenen Entscheidung gekommen. Warum kann Politik
eigentlich nicht immer so sein? Die Lösung ist richtig, wonach ein Mensch oder
dessen Angehörige weiter zugestimmt haben müssen, bevor die Organe eines
Verstorbenen entnommen werden können. Zugleich enthält der Gesetzentwurf
zahlreiche Neuerungen, durch die die Zahl der Organspenden in Deutschland
steigen kann.
Es steht außer Frage, dass diese Zahl in Deutschland derzeit viel zu mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|