E-Laden: Warum undifferenzierte Einheitspreise schlecht für Verbraucher und Anbieter sind
Geschrieben am 21-01-2020 |
Wien/Köln (ots) - Ladesäulenbetreiber Ionity hebt die Preise verbrauchsabhängig
an und erntet reichlich Kritik. Warum der höhere Preis gerechtfertigt ist --
aber Anbieter trotzdem Preise und Angebote künftig differenzieren sollten,
erklären die Pricing-Experten Dr. Thomas Haller, Global Head der
Energy-Practice, und Christian Zapletal, E-Mobility-Experte, von der globalen
Strategie- und Marketingberatung Simon-Kucher & Partners.
"Immens teuer", "drastische Preiserhöhung", "günstig [...] ist vorbei": Die
Schlagzeilen, unter denen die Medien über die Umstellung des
Ladesäulenbetreibers Ionity von einer Flatrate zu einem verbrauchsbasierten
Preismodell berichten, sind durchgängig negativ. Wie das Unternehmen verkündete,
fallen nun statt eines Pauschalpreises von acht Euro pro Ladevorgang für
E-Auto-Fahrer 79 Cent pro Kilowattstunde (kWh) an. Damit liegt das Joint Venture
von BMW, Mercedes-Benz, Ford und Volkswagen über den Preisen von Wettbewerbern
wie Tesla (33 Cent/kWh) und Fastned (59 Cent/kWh). Völlig überzogen? Nein, denn
der Unterschied im Preisniveau ist nur auf den ersten Blick erheblich.
Transparente Leistung sorgt für höheren Preis
Einerseits bietet Ionity seinen Kunden eine auf dem Markt ansonsten nicht
verfügbare Ladeleistung von bis zu 350 Kilowatt pro Ladepunkt. Vor allem aber
finanziert das Unternehmen die hohen Investitionen in die dafür notwendige
Schnellladeinfrastruktur sowie die Netzanschlüsse an meist weit entlegenen
Ladepunkten an Autobahnen und Landstraßen über den neuen Preis. Im Unterschied
dazu subventioniert etwa Tesla diese Kosten mit einem entsprechend hohem
Aufschlag auf den Fahrzeugpreis. Der tatsächliche, erhebliche Preis der
Ladeinfrastruktur und des Stroms werden dem Kunden so nicht transparent; er
bekommt den falschen Eindruck, 33 Cent/kWh seien der volle Marktpreis des
Ladens. Kommunikativ schafft diese Strategie zwar Vertrauen, berücksichtigen wir
allerdings Teslas Aufschlag auf die Fahrzeugpreise, dürfte der tatsächlich
gezahlte kWh-Preis um ein Vielfaches höher als 33 Cent liegen.
Mit dem neuen Preismodell hat Ionity hingegen einen anderen, transparenteren
Ansatz gewählt. Hinzu kommt: In einer Mischkalkulation für E-Auto-Nutzer nehmen
Langstreckenfahrten, bei denen unterwegs geladen werden muss, nur einen kleinen
Teil ein. Da das Laden daheim und an den meisten AC-Ladestationen wesentlich
günstiger ist, liegt auch in Zukunft der durchschnittliche Preis kaum über 30
Cent/kWh. Zusätzlich erhalten Autos der mit Ionity verbundenen Hersteller laut
Medienberichten erhebliche Rabatte.
Preis- und Angebotsdifferenzierung werden immer wichtiger
Das neue Preisniveau ist also gerechtfertigter, als es zuerst scheint. Trotzdem
empfehlen wir allen Betreibern, die Preis- und Angebotsstrukturen zu überdenken.
Ein einheitlicher Preis (wie im Fall Ionity 79 Cent/kWh) ist nämlich sowohl für
Verbraucher als auch Anbieter suboptimal: Er befriedigt weder unterschiedliche
Kundenbedürfnisse, noch schöpft er die Zahlungsbereitschaften unterschiedlicher
Nutzergruppen aus.
Denn bei der wertbasierten Preisgestaltung (sog. Value-based Pricing) wird die
Preishöhe immer anhand des erhaltenen Mehrwerts für den Anwender festgelegt. Da
der Nutzen beim Laden unterwegs in der Zeitersparnis liegt, definiert sich der
tatsächliche Mehrwert für den Konsumenten auch daraus, wie eilig er es hat. Das
kann ein Einheitspreis nie abbilden: Manche Kunden sind bereit, für besonders
schnelles Laden noch erheblich mehr zu bezahlen, andere wünschen sich einen
niedrigeren Preis, verlangen aber auch nur eine geringere Ladeleistung, z. B.
wenn sie den Ladevorgang mit einer Pause verbinden wollen. Eine effektive
Trennung der Kunden nach Preisbereitschaften für die Zeitersparnis beim
Ladevorgang wäre nach unserer Ansicht ein guter Weg, um sowohl Kundenbedürfnisse
als auch das vorhandene Gewinnpotenzial besser zu adressieren.
Abgesehen vom Preis sollten Anbieter auch ihr Angebot differenzieren: Neben
Ladezeit haben verschiedene Kundensegmente auch unterschiedliche Wünsche und
Bedürfnisse hinsichtlich Kanal (Angebote diverser Mobility Service Provider),
Bezahlmodell (Reservierung, Rechnung) oder ergänzender Angebote (z. B.
attraktive Bündel aus Laden inklusive Kaffee, Kuchen und Toilettenbesuch). Auf
diese Weise können Anbieter nicht nur Kundenbedürfnisse optimal befriedigen und
verschiedene Zahlungsbereitschaften ausschöpfen. Sie nehmen dank differenzierter
Angebots- und Preispolitik auch den zahlreichen Kritikern des vermeintlich zu
teuren Einheitspreiskonzeptes den Wind aus den Segeln.
Simon-Kucher & Partners, Strategy & Marketing Consultants: Die Beratungsarbeit
von Simon-Kucher & Partners ist ganz auf TopLine Power® ausgerichtet. Laut
mehrerer Studien unter deutschen Top-Managern (manager magazin,
Wirtschaftswoche, brand eins) ist Simon-Kucher bester Marketing- und
Vertriebsberater und führend im Bereich Pricing und Wertsteigerung. Die
Unternehmensberatung ist mit über 1.400 Mitarbeitern in 39 Büros weltweit
vertreten.
Pressekontakt:
Für Interviewanfragen und detaillierte Informationen stehen wir Ihnen
gerne zur Verfügung:
Sabrina Müller (Communications & Marketing)
Tel.: +49 221 36794 128
E-Mail: sabrina.mueller@simon-kucher.com
www.simon-kucher.com
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/78805/4497876
OTS: Simon-Kucher & Partners
Original-Content von: Simon-Kucher & Partners, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
718316
weitere Artikel:
- Studie zeigt hohes Potenzial in der Personalentwicklung von Banken Bonn (ots) - Für drei von vier Experten aus dem Finanzsektor ist die
Qualifizierung der Mitarbeiter von zentraler Bedeutung für den
Unternehmenserfolg. Doch sie wissen auch: Hier gibt es noch großen Bedarf sowie
deutliches Verbesserungspotenzial. So wird in die Weiterbildung der Belegschaft
weiterhin vergleichsweise wenig investiert. Nur in knapp jedem vierten
Unternehmen gibt es zwei oder mehr Schulungsmaßnahmen pro Jahr für jeden
Mitarbeiter. Das sind Ergebnisse der Studie "Personalentwicklung und
Qualifizierung in Banken" der VÖB-Service mehr...
- Mit Dietz Sensortechnik und TCP Laserzentriereinheiten sind Autobauer im Vorteil (FOTO) Heppenheim (ots) - Innovative Technik, Spaß beim Autofahren und große Sicherheit
sind heute entscheidend. Schließlich sind die Ansprüche und Erwartungshaltung
der Autofahrer hoch. Auch in der Automobilbranche schreitet die Technik immer
schneller voran. Die aktuellen Entwicklungen in der Robotik machen es möglich,
die Fahrzeuge mit neuester Technik so auszustatten, dass die unterschiedlichsten
Bereiche durch ausgeklügelte elektronische Features abgedeckt werden. Sei es
beim Fahrkomfort, in der Sicherheit oder beim Service.
Die fortschreitende mehr...
- Wer digitalisiert Deutschland? Bewerbungsphase des DIGITAL LEADER AWARD ist gestartet Bad Homburg/München (ots) - +++ Über 370 Bewerbungen, über 1.000 Teilnehmer seit
2016: Führende deutsche Auszeichnung für Digital Leadership startet die
Bewerbungsphase für den DLA 2020
+++ Gesucht und prämiert werden mutige, innovative und vor allem relevante
Digitalisierungsprojekte von Unternehmen, Verbänden und Institutionen - und
deren Teams dahinter
Die führende Auszeichnung für Digital Leadership in Deutschland, der DIGITAL
LEADER AWARD, sucht ab sofort die Preisträger für das Jahr 2020: Die gemeinsame
Initiative von NTT mehr...
- Vielbesteller treiben E-Commerce-Umsatz in 2019 auf neuen Höchststand (FOTO) Berlin (ots) - Jeder dritte Onlinekäufer bestellt inzwischen mehrmals in der
Woche im Internet. Dies und ein deutlich gestiegenes Bestellvolumen über
Mobilgeräte haben den Brutto-Umsatz mit Waren im E-Commerce auf 72,6 Mrd. Euro
inkl. USt getrieben. Das ist ein Plus von 11,6 Prozent gegenüber dem
Vorjahreswert von 65,1 Mrd. Euro inkl. USt. Der Gesamtumsatz mit Waren sowie
Dienstleistungen im Interaktiven Handel, der neben Onlineverkäufen auch
schriftliche und telefonische Bestellungen enthält, erreichte 94 Mrd. Euro inkl.
USt.
Aus mehr...
- Neue Studie zeigt Bedeutung der Facebook-Apps für europäische Wirtschaft (FOTO) Hamburg/Berlin (ots) - Facebook hat heute eine Studie zur Bedeutung der
Facebook-Apps für die europäische Wirtschaft veröffentlicht. Zur Durchführung
wurde Copenhagen Economics beauftragt und über 7.700 Unternehmen aller Branchen
und Unternehmensgrößen in 15 Ländern zu ihrer Nutzung von Facebook-Apps befragt.
Die Ergebnisse zeigen, dass soziale Medien zu einem integralen Bestandteil der
europäischen und deutschen Wirtschaft geworden sind und wesentlich zu ihrer
positiven Entwicklung beitragen. Am Montag hatte Nick Clegg die ersten Details mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|