Marburger-Bund-Chefin warnt vor Spahn-Reform zu Notfallversorgung
Geschrieben am 03-02-2020 |
Osnabrück (ots) - Marburger-Bund-Chefin warnt vor Spahn-Reform zu
Notfallversorgung
Johna: Gefahr, dass Versorgung schlechter wird - Klinikärzte für Notfallzentren
der Kassen "nicht abkömmlich"
Osnabrück. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hat den Gesetzentwurf von
Gesundheitsminister Jens Spahn für eine Reform der Notfallversorgung scharf
kritisiert. "Der Plan des Gesundheitsministers birgt auch die Gefahr, dass die
Versorgung schlechter wird", sagte die Marburger-Bund-Vorsitzende Susanne Johna
im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Im Krankenhaus sei stets
ein Facharzt in Rufbereitschaft, der jederzeit eingreifen könne. Die
Kassenärztlichen Vereinigungen besetzten ihre Notdienste häufig mit sogenannten
Pool-Ärzten, die noch nicht Fachärzte sind. "In Notfallzentren unter Leitung der
Kassenärzte wäre eine durchgehende Facharzt-Betreuung also nicht garantiert. Das
wäre ein Rückschritt."
Grund der Kritik ist Spahns Vorhaben, "integrierte Notfallzentren" auf den
Geländen der Krankenhäuser zu errichten, und zwar unter Leitung der
Kassenärztlichen Vereinigungen. "Was er nicht sagt: Welche Ärzte sollen denn da
arbeiten?", kritisierte Johna. Die von den Kassenärztlichen Vereinigungen
vertretenen niedergelassenen Ärzte "können wohl kaum eine
Rund-um-die-Uhr-Versorgung sicherstellen, sie haben ja schließlich noch ihre
Praxen", so die Marburger-Bund-Chefin. "In der Realität wird es also ohne die
Klinikärzte nicht funktionieren. Aber möchten die wirklich in den Notfallzentren
arbeiten, in denen keine Tarifregeln gelten? Viele Krankenhäuser suchen selbst
händeringend nach Ärzten. Die meisten Klinikärzte werden gar nicht abkömmlich
sein, sie werden auf den Stationen gebraucht." Der Gesetzentwurf Spahns habe
deswegen "eine große Schlagseite", klagte Johna.
Entscheidend sei, dass ein Patient in einem standardisierten Verfahren richtig
zugewiesen werde, ob am Telefon oder an den Rettungsstellen der Krankenhäuser.
"Dafür brauchen wir keine neuen, wirtschaftlich unabhängigen Betriebe, in denen
das Risiko besteht, dass Krankenhausärzte ausgenutzt werden", so der Einwand der
Ärztegewerkschaftschefin.
Als Grund für die vielfach überlasteten Rettungsstellen sieht Johna ein
fehlendes Gesundheitswissen der Patienten. Es sei "ein riesiges Problem, dass
die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung vielfach verloren gegangen ist.
Früher hat man Großeltern oder Eltern gefragt, was zu tun sei. Heute fehlt oft
dieses Erfahrungswissen", beklagte die Marburger-Bund-Chefin und forderte: "Wir
müssen die Gesundheitskompetenz der Menschen dringend stärken, für Aufklärung
sorgen. In der Schule sollten wir mindestens im Biologieunterricht Gesundheit
zum festen Bestandteil des Lehrplans machen. Und in Ganztagsschulen muss
Gesundheitsförderung auch im Nachmittagsprogramm eine viel größere Rolle
spielen. Wenn wir die Kompetenzen der Schüler stärken, hilft das allen."
Den Vorschlag Spahns, Ärzte durch eine Delegation von Aufgaben an Pfleger zu
entlasten, sieht Johna ebenfalls kritisch. "Die Pflegekräfte sind aber ebenfalls
überlastet und könnten schon daher kaum ärztliche Aufgaben übernehmen. Der Fokus
muss darauf liegen, die Ärzte von bürokratischen Pflichten zu entbinden", sagte
sie. "Wir brauchen eine Generalinventur der Verwaltungslast, die Ärzten und
Pflegern inzwischen aufgebürdet wird."
Viele Dokumentationspflichten gebe es doch nur, um zu verhindern, dass
irgendjemand wegen irgendetwas klagen könnte. "Es werden massenhaft Datengräber
geschaffen, von denen kein einziger Patient profitiert", beklagte die
Gewerkschaftschefin. "Wenn Ärzte vier Stunden hinterm Schreibtisch sitzen, um
Daten zu erfassen, ist das ein Skandal, denn hier wird Arzt-Zeit aufgefressen,
die den Patienten gehören sollte." Konkret forderte Johna: "Die Abrechnungen
müssen deutlich vereinfacht werden."
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Marburger-Bund-Chefin warnt vor Hausarzt-Pflicht
Johna: Zuteilung von Medizin über den Geldbeutel nicht sinnvoll - Kritik an
Ärztepräsident Reinhardt
Osnabrück. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hat Forderungen von
Ärztepräsident Klaus Reinhardt nach einer Hausarzt-Pflicht für Kassenpatienten
scharf kritisiert. "Der Vorschlag von Herrn Reinhardt geht in die falsche
Richtung. Eine Zuteilung von Medizin über den Geldbeutel halte ich nicht für
sinnvoll", sagte Marburger-Bund-Chefin Susanne Johna im Interview mit der "Neuen
Osnabrücker Zeitung". "Es wäre wenig hilfreich, eine Hausarztpflicht
vorzuschreiben und Patienten daran zu hindern, direkt etwa zu einem Augenarzt
oder einem Orthopäden zu gehen, wenn ihre Augen entzündet sind oder wenn sie
sich den Fuß verstaucht haben." Auch die Hausarztpraxen seien unterbesetzt, gab
Johna zu bedenken. "Wenn wir alle Patienten zuerst zu ihnen schicken, werden wir
die Probleme noch vergrößern." Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, hatte
unlängst höhere Kassenbeiträge für Patienten, die ohne Überweisung zum Facharzt
gehen, gefordert.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/58964/4509098
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