Bauern und Bäume brauchen bessere Preise - Fairtrade auf der Süßwarenmesse ISM (FOTO)
Geschrieben am 03-02-2020 |
Köln (ots) - Ein Kakaopreis, der eine gute Zukunft ermöglicht - die Realität in
den größten Anbauländern Elfenbeinküste und Ghana sieht leider anders aus, als
dieser schlichte Wunsch: "Der Weltmarktpreis ist zu niedrig, um ein
existenzsicherndes Einkommen zu erreichen. Dazu kommen oft kleine Anbauflächen
und niedrige Ernten", erklärt Anne Marie Yao, Cocoa Manager von Fairtrade
Africa, auf der Süßwarenmesse ISM. Neben Armut gefährden Klimawandel und die
Abwanderung der Jugend die Lieferketten. Die positive Nachricht: Immer mehr
Unternehmen wollen ihre Lieferketten nachhaltiger gestalten und setzen beim
Rohstoffeinkauf auf Fairtrade. 2019 wuchs der Kakaoabsatz nach ersten
Hochrechnungen um 28 Prozent auf etwa 70.000 Tonnen Fairtrade-Kakao. Inzwischen
liegt der Marktanteil bei rund 15 Prozent. Trotz des Erfolgs fordert Fairtrade
ein Lieferkettengesetz: "Partner, die sich ernsthaft für Nachhaltigkeit
engagieren, haben höhere Kosten und dadurch einen Wettbewerbsnachteil", sagte
TransFair-Vorstandsvorsitzender Dieter Overath. "Es ist an der Zeit, dass die
Politik nachhaltige Produkte und ethischen Konsum fördert und für einen fairen
Wettbewerb im Sinne der Schwächsten sorgt. "
Über Zertifizierung hinaus: Projektearbeit vor Ort
Wie langfristiges Engagement vor Ort aussieht, zeigt beispielsweise Lidl:
Gemeinsam mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) baute der
Discounter die Landwirtschaftsschule PROCACAO in der Elfenbeinküste auf, die
nach acht Jahren nun auf eigenen Beinen steht. In dieser Zeit wurden dort über
18.000 Farmer im nachhaltigeren Kakaoanbau ausgebildet. Sie konnten ihre Erträge
deutlich steigern und geben zudem ihr erlerntes Wissen weiter. Mit Fairtrade
internationalisierte Lidl in Ghana ein langfristig angelegtes Projekt, bei dem
die Kakaolieferkette von Schokoladentafeln physisch rückverfolgbar ist. "Unser
Engagement in der Elfenbeinküste und in Ghana trägt dazu bei, Lieferketten
transparenter und fairer zu gestalten", so Florian Schütze, Prokurist CSR
Einkauf bei Lidl International. "Um langfristige Verbesserungen zu erreichen,
hat Lidl sich im Januar im Rahmen der Internationalen Grünen Woche freiwillig zu
existenzsichernden Einkommen in den Lieferketten seiner Eigenmarken
verpflichtet."
Bäume als Bollwerk gegen den Klimawandel
Der Preisdruck hat nicht nur eine negative Wirkung auf die Menschen. Mehr als 90
Prozent der Urwälder Westafrikas sind verschwunden. Sie fielen unter anderem dem
Kakaoanbau zum Opfer. Um der Zerstörung entgegenzuwirken startete der Schweizer
Schokoladenhersteller Chocolats Halba zusammen mit Fairtrade Africa und weiteren
Partnern ein Projekt in Ghana. 2.500 Bauern werden unterstützt, ihre
Kakao-Monokulturen in biologisch vielfältige Agroforstparzellen umzuwandeln. In
den nächsten drei Jahren werden 400 Hektar Kakaopflanzungen durch Fruchtbäume,
Edelhölzer und Kulturpflanzen, wie Bohnen und Mais, aufgewertet. "Durch die
Methode der dynamischen Agroforstkultur kann die Produktivität der
Kakaopflanzungen wesentlich gesteigert werden. Auf der gleichen Parzelle können
die Bauern Nahrungsmittel und Edelhölzer anbauen, was wesentlich zur Steigerung
ihres Einkommens, zur Klimaresilienz und zum Walderhalt beiträgt", ist Petra
Heid, Leiterin Nachhaltigkeit Chocolats Halba/Sunray überzeugt.
Vielfältige Probleme brauchen vielfältige Lösungen
Anne Marie Yao von Fairtrade Africa bestätigt, dass verschiedene Ansätze nötig
sind, um die Situation zu verbessern: "Unser Ziel ist es, den Anbau zu
diversifizieren, damit die Menschen Einkommen jenseits von Kakao generieren. Wir
fördern zudem gezielt Frauen, denn sie sind oft diejenigen mit der meisten
Arbeit und dem geringsten Einkommen." Yao appelliert an Süßwarenbranche, Politik
und Verbraucher, konsequent auf Fairtrade zu setzen: "Der Mindestpreis gibt
Stabilität und Planungssicherheit. Die Fairtrade-Prämie leistet einen wichtigen
Beitrag, um vor Ort Gemeinschaftsprojekte umzusetzen." Fairtrade begrüßt zudem
die Ankündigung Ghanas und der Elfenbeinküste, einen staatlichen Aufschlag für
Kakaopreise einzuführen. "Grundsätzlich ist das eine gute Initiative, von der
alle Bauern, auch die nicht zertifizierten, profitieren könnten", so Yao.
Fairtrade-Zucker und Honig sowie neue Partner
Auch fairer Zucker und Honig verzeichnen Zuwächse. Insgesamt wurden in
Deutschland 2019 rund 11.700 Tonnen fairer Zucker eingesetzt, ein Plus von 17
Prozent. Die Hälfte kommt als Haushaltszucker auf den Markt, der Rest
verarbeitet in Soft Drinks, Eis und Süßwaren. Die Fairtrade-Honigabsätze stiegen
um acht Prozent auf 1.400 Tonnen.
Als neuer Partner bringt Zentis in diesem Jahr Produkte mit Fairtrade-Kakao auf
den Markt. Die Werbemittelbranche setzt verstärkt auf fair gehandelten Kakao,
darunter CD-Lux, Kalfany Süße Werbung, Vogel´s Süße Werbe Ideen oder Jung Since
1828.
*** Fairtrade auf der ISM: Stand A006, Passage zw. Halle 10 und Halle 11 ***
Pressekontakt:
Pressereferentin
Edith Gmeiner +49 221 942040-94
presse@fairtrade-deutschland.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/52482/4510146
OTS: TransFair e.V.
Original-Content von: TransFair e.V., übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
719934
weitere Artikel:
- Lebensmittelpreise - Alle Spielräume ausnutzen Straubing (ots) - Dass eine EU-Richtlinie, die sich gegen unfaire
Handelspraktiken richtet, umgesetzt wird, wenn auch schneller als
vorgeschrieben, taugt nicht zur Erfolgsmeldung. Dazu ist Berlin ohnehin
verpflichtet. Und das Regelwerk aus Brüssel richtet sich nur gegen die
schlimmsten Auswüchse in einer Branche, in der wenige Handelsketten einen großen
Teil des Marktes kontrollieren und das die oft nicht optimal organisierten
Lieferanten auch spüren lassen. Wichtig ist deshalb, bei der Umsetzung alle
Spielräume auszunutzen, um das mehr...
- Technology, Tours & Activities (TTA) zur ITB Berlin 2020 mit noch mehr Fläche Berlin (ots) - Nach dem Auftakt 2019 erhält das Segment in Halle 4.1
zusätzlichen Ausstellungsraum - Verknüpfung von Technology, Touren und
Aktivitäten als Teil der eTravelWorld - TTA Forum findet im eTravel Lab in Halle
7.1b statt
Die In-Destination Services richtig nutzen, den Megatrend nicht verpassen: Den
Marketingexperten aus den touristischen Regionen und der Reiseveranstalter gehen
oft gute Vermarktungsmöglichkeiten verloren und viele Chancen bleiben ungenutzt.
Die Zusammenarbeit mit den lokalen und regionalen Anbietern von Touren, mehr...
- Erickson Incorporated und Sikorsky unterzeichnen Vertrag zur Entwicklung der Zukunft der Brandbekämpfung Portland, Oregon (ots/PRNewswire) - Neue Lösungen für die Brandbekämpfung - nie
zuvor eingesetzt
Erickson Incorporated, ein weltweit führender Betreiber, Instandhalter und
Hersteller von Mehrzweckflugzeugen, und Sikorsky, ein Unternehmen von Lockheed
Martin und erstklassiger Hersteller und Entwickler von Rotorflugzeugen und
Autonomielösungen, haben einen Entwicklungsvertrag unterzeichnet, der die
Zukunft der Brandkämpfung im 21. Jahrhundert angehen soll. Erickson wird daran
arbeiten, die nächste Generation von Produkten für nächtliche mehr...
- Abgekühlt / Kommentar von Thomas Ehlke zum Agrargipfel in Rheinland-Pfalz Mainz (ots) - Wenn der Agrargipfel von Bad Kreuznach eines erreicht hat, dann
ist es, die vor allem in den sozialen Medien völlig überhitzte Diskussion wieder
etwas abzukühlen und den Blick auf das Wesentliche zu lenken. Dass der Streit um
die Verschärfung der Düngeverordnung so hochkochen konnte, ist das Ergebnis
einer jahrzehntelangen Ignoranz. Denn die Nitratbelastung des Grundwassers ist
kein urplötzlich auftretendes Phänomen. Genauso wenig wie die
EU-Wasserrahmenrichtlinie. Die Politik hatte über zwei Jahrzehnte Zeit, das
Problem mehr...
- Nicht nur dicke Fische, Kommentar zum Brexit von Andreas Hippin Frankfurt (ots) - Es gilt als normal, dass man sich zu Beginn von Verhandlungen
seine Maximalforderungen um die Ohren haut. Von daher müsste man sich also keine
Sorgen darüber machen, wenn London und Brüssel vor den Gesprächen über die
künftigen Handelsbeziehungen völlig unvereinbare Positionen beziehen. Wundern
darf man sich aber schon darüber, dass man im Berlaymont-Gebäude offenbar der
Meinung ist, Großbritannien binnen weniger Monate in die Knie zwingen zu können.
Denn anders lässt sich die von dort ohne jede Not betriebene Verknüpfung mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|