Wassertest 2019: Stiftung Warentest führt Verbraucher in die Irre
Geschrieben am 11-02-2020 |
Bonn (ots) - Unter dem Titel "Leitungs- und Mineralwasser? Der große Check sorgt
für Klarheit in der Frage: Besser aus dem Hahn oder aus der Flasche?" suggeriert
die Stiftung Warentest im Juli-Heft 2019, dass sie Leitungswasser unmittelbar
aus dem Hahn mit dem Mineralwasser aus der Flasche in einem validen Test
miteinander vergleicht. Sie kommt dabei zu dem Ergebnis, dass die Qualität von
Leitungswasser ebenbürtig oder sogar besser als die von Mineralwasser sei. Aber:
Der Vergleich basiert auf unterschiedlichen Methoden und Bewertungen. "Aufgrund
der unterschiedlichen Prüfprogramme findet hier eine Irreführung des
Verbrauchers statt." "Die Stiftung Warentest verstößt bei ihrer
Berichterstattung, vor allem in ihrer Pressemitteilung vom 26.06.2019, gegen das
in ihrer Satzung enthaltene Prinzip der Objektivität." Dies sind zwei
Kernergebnisse von Prof. Dr. Bernhard Heidel, Inhaber der Professur für
Marketingforschung/Statistik an der Hochschule RheinMain, Wiesbaden Business
School, der intensiv die Methoden und Ergebnisse der Stiftung Warentest
analysiert hat.
Kein valider Wasser-Vergleich: Fehlende sensorische Untersuchung beim
Leitungswasser
Die sensorische Bewertung von Mineralwasser spielt mit einem außergewöhnlich
hohen Anteil von 50 Prozent an der Gesamtnote eine besonders große Rolle. Eine
sensorisch geschulte Prüfgruppe aus sieben Experten verkostete die
anonymisierten natürlichen Mineralwässer und ermittelte das sensorische Urteil
anhand nicht nachvollziehbarer Kriterien, wie zum Beispiel dem Mundgefühl. Für
den Verbraucher bleibt dabei unklar, wie die sensorische Bewertung im Detail
zustande gekommen ist.
Gleichzeitig wird bei Leitungswasser ohne Angaben von Gründen auf eine
sensorische Prüfung vollständig verzichtet, obwohl sechs der 20 getesteten
Leitungswässer mit Chlor desinfiziert wurden. Statt auf Geschmack untersucht die
Stiftung Warentest Leitungswasser auf Verunreinigungen oberirdischen Ursprungs.
Obwohl 80 Prozent der untersuchten Leitungswässer Spuren davon ausweisen,
bescheinigt die Stiftung Warentest allen getesteten Leitungswässern eine hohe
Qualität. Zudem verzichtet sie auf eine Schulnotenbewertung.
Kein valider Wasser-Vergleich: Fehlende mikrobiologische Untersuchung beim
Leitungswasser
Bei der Untersuchung der mikrobiologischen Qualität von Mineralwasser geht die
Stiftung Warentest deutlich über die in der Mineral- und Trinkwasserverordnung
(MTVO) gesetzlich enthaltenen Bestimmungen hinaus und prüft stilles
Mineralwasser mittels Blutagar-Nährböden auf spezielle Keime. Hier wird
Mineralwasser faktisch nach den Anforderungen der klinischen Mikrobiologie an
medizinische Spezialnahrung für Hochrisikopatienten bewertet und nicht nach den
maßgeblichen gesetzlichen Bestimmungen der MTVO.
Bei Leitungswasser hingegen verzichtet die Stiftung Warentest komplett auf eine
Untersuchung der mikrobiologischen Qualität mit der Begründung: "Auf Keime
untersuchten wir das Wasser nicht, weil eine mögliche Keimbelastung auch von der
individuellen Hygiene am Hahn abhängt."
Risikofaktoren der "Last Mile" werden bewusst ausgeklammert
Für die Wasserqualität von der Wasseruhr bis zum Wasserhahn ist der
Hauseigentümer und nicht die Wasserwerke verantwortlich. Bei der Probenahme von
Leitungswasser durch die Stiftung Warentest wurde das in den Rohrleitungen
befindliche Stagnationswasser komplett ablaufen gelassen. Eine Vorgehensweise,
die für Verbraucher in Deutschland vollkommen untypisch ist. Dies geht aus einer
repräsentativen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Kantar TNS
hervor, die im Auftrag des Verbands Deutscher Mineralbrunnen (VDM) im August
2019 durchgeführt wurde. Diese zeigt, dass 86 Prozent der Menschen in
Privataushalten das Wasser gar nicht beziehungsweise maximal zehn Sekunden
ablaufen lassen. Nach dem Ablaufen des Stagnationswassers wird also lediglich
die Qualität vor der Wasseruhr, aber nicht die Qualität des aus dem Hahn
entnommenen Leitungswassers untersucht.
Dabei lauern in der Hausinstallation zahlreiche Gefahren. Nach Erkenntnissen des
Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen und Bioverfahrenstechnik (IGB) stellt das
häusliche Leitungssystem - vom IGB auch als "Last Mile" bezeichnet - ein
erhebliches Risiko für die Wasserqualität dar. Neben dem Stagnationswasser
können der Wasserpartikelfilter, die Leitungsqualität, die Wassertemperatur und
der Perlator (Wasserdüse am Hahn) die Leitungswasserqualität nachhaltig
beeinträchtigen.
Leitungswasser hat für immunschwache Menschen ein deutlich höheres
Risiko-Potenzial
Die bei der Stiftung Warentest fehlende mikrobiologische Überprüfung des
Leitungswassers wurde im Sommer 2019 im Auftrag des VDM von dem unabhängigen
Institut Fresenius (SGS Institut Fresenius, Taunusstein) in 33 Privathaushalten
durchgeführt. Bei der mikrobiologischen Untersuchung auf dem Nährmedium Blutagar
kommt die "Leitungswasser Studie 2019" von SGS Fresenius zu aussagefähigen
Ergebnissen: Bei 56 Prozent der untersuchten Leitungswässer waren Keime im
Wasser nachweisbar, wenn auf einen Vorlauf und damit auf einen Abfluss des
Stagnationswassers verzichtet wurde. Bei einem Vorlauf von 30 Sekunden
reduzierte sich die Anzahl der mit Keimen beaufschlagten Leitungswässer nur
vergleichsweise gering auf 41 Prozent. Von den 56 Prozent der mit Keimen
belasteten Proben weisen über 60 Prozent fakultativ pathogene Keime der
Risikostufe 2 nach BioStoffV auf. Sie können ein Risiko für immungeschwächte
Menschen darstellen, also zum Beispiel für Babys, Krebs- und Aidskranke. Selbst
nach einem verbraucheruntypischen Wasservorlauf von 30 Sekunden, das entspricht
zirka fünf Litern, weisen immer noch 28 Prozent der Proben fakultativ pathogene
Keime auf.
Bei den in der "Leitungswasserstudie 2019" von Fresenius parallel untersuchten
30 Mineralwässern wiesen hingegen nur sieben Prozent der Proben Keime dieser
Risikoklasse auf. Somit birgt der hygienische Zustand der endständigen
Entnahmearmatur deutlich höhere mikrobiologische Gefahren-Potentiale für den
Menschen als Mineralwasser, da Mineralwasser direkt an der natürlichen Quelle in
Flaschen abgefüllt wird.
Sebastian Rau, Customer Service Manager vom SGS Institut Fresenius, kommt in der
"Leitungswasserstudie 2019" zu dem Ergebnis, "dass für einen aussagekräftigen
Vergleich der Qualität von Leitungswasser und natürlichem Mineralwasser das
typische Verhalten der Verbraucher und der Zustand der Hausinstallationen nicht
außer Acht gelassen werden darf. Ohne Berücksichtigung dieser entscheidenden
Einflussgrößen entsteht ein unvollständiger und falscher Eindruck von der
tatsächlichen Qualität des Wassers am Ort des Verbrauchs."
Verbraucher erwarten Vergleichbarkeit bei den Prüfverfahren der Stiftung
Warentest
Für Verbraucher in Deutschland ist Transparenz und Vergleichbarkeit sehr
wichtig. Im August 2019 hat der Dialog Natürliches Mineralwasser eine
repräsentative Bevölkerungsumfrage mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut
forsa durchgeführt, was sie von der Stiftung Warentest beim Wassertest 2019
erwartet: Die Mehrheit geht davon aus, dass alle getesteten Produkte auf genau
die gleiche Art und Weise getestet wurden (81 Prozent), die Bewertungsmaßstäbe
objektiv nachprüfbarer Fakten, zum Beispiel Keimbelastung, für Leitungs- und
Mineralwasser identisch waren (75 Prozent) und die Bewertungen vergleichbar sind
und beide nach einem einheitlichen System, zum Beispiel Schulnoten, erfolgten
(70 Prozent).
"Für die Mineralbrunnenbetriebe in Deutschland ist es unerträglich, dass die
Stiftung Warentest durch wissenschaftlich nicht haltbare Vergleiche Verbraucher
in die Irre führt beziehungsweise die Desinformation der Verbraucher billigend
in Kauf nimmt. Das mag zwar der Erhöhung der Auflage der Zeitschrift
zugutekommen, hinterlässt allerdings bei den nahezu ausschließlich
familiengeführten Mineralbrunnenbetrieben einen Existenz gefährdenden
wirtschaftlichen Schaden", so Dr. Karl Tack, Vorsitzender des VDM.
Die Berichterstattung der Stiftung Warentest suggeriert eine Vergleichbarkeit,
die nicht gegeben ist
"Der Verbraucher geht durch die Berichterstattung im Testheft 7/2019, in der
Pressemitteilung vom 26.06.2019 sowie insbesondere durch die
Zweit-Berichterstattung in den Medien fälschlicherweise davon aus, dass die
Wasserqualität, wie sie der Verbraucher typischerweise aus dem Hahn entnimmt und
konsumiert, mit der Wasserqualität aus der Flasche verglichen wurde. Mit dieser
Form der Berichterstattung verstößt die Stiftung Warentest gegen das in ihrer
Satzung enthaltene Prinzip der Objektivität", so Prof. Dr. Bernhard Heidel von
der Hochschule RheinMain, Wiesbaden Business School. Prof. Heidel hat die
Methoden, Ergebnisse und Berichterstattung der Stiftung Warentest im Auftrag des
VDM analysiert.
Der Dialog Natürliches Mineralwasser ist eine Kommunikationsinitiative der
deutschen Mineralbrunnen. Sie fördert den faktenbasierten, wissenschaftlich
fundierten Austausch rund um das Naturprodukt Mineralwasser.
Pressekontakt:
Pressekontakt:
Ullrich Schweitzer
Leiter Dialog Natürliches Mineralwasser
Tel.: +49 (0) 172 / 6939420
Dialog Natürliches Mineralwasser
Verband Deutscher Mineralbrunnen e. V.
Kennedyallee 28
53175 Bonn
E-Mail: dialog-mineralwasser@vdm-bonn.de
Tel.: +49 (0) 228 95990-0
www.dialog-mineralwasser.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/135451/4517571
OTS: Dialog Natürliches Mineralwasser
Original-Content von: Dialog Natürliches Mineralwasser, übermittelt durch news aktuell
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