Ein Zeichen ökumenischer Verbundenheit/ Kirchliche Kunstgegenstände kehren in die St. Marienkirche Danzig zurück
Geschrieben am 01-03-2020 |
Hannover (ots) -
Sperrfrist: 01.03.2020 11:00
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Zwei wertvolle Kunstgegenstände aus dem Mittelalter kehren in die St.
Marienkirche im polnischen Danzig/Gdańsk zurück. Es handelt sich dabei um
ein Retabel (Altartafel) und um eine Predella (Altarsockel) - beide wurden von
unbekannten Künstlern um das Jahr 1435 geschaffen. Die Kunstwerke des
sogenannten Dreifaltigkeitsaltars der St. Marienkirche wurden, wie viele andere
wertvolle Gegenstände, unter dem Eindruck der Luftangriffe im Mai 1942 auf
Danzig aus der damals evangelischen Hauptkirche im Zentrum der Stadt an einen
sicheren Ort gebracht. Im Rahmen von Luftschutzmaßnahmen wurden das Retabel und
die Predella am 12. Mai 1942 zunächst nach Karthaus im damaligen Westpreußen in
die dortige Evangelische Kirche verbracht, um sie vor Kriegsschäden zu bewahren.
Nur dadurch entgingen die Objekte dem Untergang in der nahezu vollständigen
Zerstörung Danzigs ab Januar 1945. Später gelangten die Gegenstände nach Berlin.
Die Predella gehört seit über 60 Jahren in der St. Johanniskirche in
Berlin-Moabit zur Ausstattung des dortigen Altars. Das Retabel befindet sich in
der Gemäldegalerie in Berlin. Beide Kunstgegenstände stehen im Eigentum der
Union Evangelischer Kirchen (UEK), der als Rechtsnachfolgerin der
untergegangenen Kirchengemeinden in West- und Ostpreußen sämtliche
Vermögenswerte dieser Kirchengemeinden zugefallen sind. Die UEK suchte nach
Wegen, die Kunstgegenstände an ihren ursprünglichen Ort zurückzuführen. Dazu
hatte 2018 der damalige Berliner Bischof Markus Dröge (EKBO) die Initiative
ergriffen und das Gespräch mit dem Danziger Erzbischof Sławoj Leszek
Głódź gesucht. Die bis 1945 evangelische Oberpfarrkirche St. Marien zu
Danzig ist heute die katholische Kathedralbasilika der Erzdiözese Danzig.
Bischof i. R. Dröge legte dabei das Anliegen der UEK dar: Die UEK suche nach
Wegen, die Altartafel und die Predella des Dreifaltigkeitsaltars an ihren
ursprünglichen Ort zurückzuführen. Dies solle ein Zeichen ökumenischer
Verbundenheit zwischen evangelischer und katholischer Kirche und ein Zeichen der
Versöhnung zwischen Deutschen und Polen sein. Beide Seiten betonten, es bestünde
kein Zweifel, dass die Kunstwerke kirchliches Eigentum gewesen und geblieben
seien, so dass die Angelegenheit zwischen den beteiligten Kirchen geregelt
werden könne. Die Übergabe nach Danzig erfolgt im Wege einer Schenkung. "Ich bin
froh, dass sich dieser lange und aufwendige Prozess der Rückführung der
Kunstgegenstände an ihren angestammten Ort in Danzig nun auf der Zielgeraden
befindet", sagte Bischöfin Petra Bosse-Huber, Leiterin des Amtsbereichs der UEK
im Kirchenamt der EKD.
Am heutigen Sonntag (01.03.2020) wurde in der St.-Johanniskirche ein
Gottesdienst gefeiert, in dem die Evangelische Tiergartengemeinde Berlin die
Predella verabschiedet. Eine Delegation aus Danzig, geleitet von Prälat Bradtke,
nahm daran teil. Auch der polnische Botschafter in Deutschland, Professor
Andrzej Przyłębski, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu
Berlin, Professor Michael Eissenhauer, und die beteiligten staatlichen Stellen
waren zugegen. Bischof Christian Stäblein (EKBO) hielt die Predigt: "Es ist gut,
dass die Predella nun in die Marienkirche in Danzig zurückkehrt, an den Ort, an
den sie gehört. Ich bin der Gemeinde der Johanniskirche dankbar, dass sie das
Kunstwerk in den vergangenen Jahrzehnten so gut gehütet hat. Durch die Predella
sind St. Johannis und St. Marien nun miteinander verbunden."
Die beiden Kunstgegenstände werden am 4. April in Danzig in der Marienkirche an
ihrem angestammten Ort entgegengenommen. Präses Annette Kurschus wird als
EKD-Beauftragte für die deutsch-polnischen Beziehungen und stellvertretende
EKD-Ratsvorsitzende die deutsche Delegation leiten. Sie wird im Gottesdienst in
der Marienkirche und beim anschließenden Empfang sprechen. "Ich bin sehr dankbar
für die Initiative der UEK zur Rückführung der beiden wertvollen Altarteile",
sagte Präses Annette Kurschus. "Für mich kommt damit ein Kapitel
polnisch-deutscher Geschichte zu einem vorläufigen Abschluss: Die Altartafel und
die Predella des Dreifaltigkeitsaltars kehren an den Ort zurück, für den sie
geschaffen wurden. Mein Wunsch ist, dass dies als ein Zeichen der
deutsch-polnischen Versöhnung und der ökumenischen Verbundenheit aufgenommen
werde und es der deutsch-polnischen Aussöhnung im 75. Jahr des Endes des Zweiten
Weltkrieges diene."
Hannover, 29. Februar 2020
Pressestelle der UEK
Diese Pressemitteilung wird zeitgleich von den Pressestellen der EKD und der Ev.
Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz verschickt.
Mehrfachzusendungen bitten wir zu entschuldigen.
Pressekontakt:
Carsten Splitt
Evangelische Kirche in Deutschland
Pressestelle
Stabsstelle Kommunikation
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: presse@ekd.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/55310/4533980
OTS: EKD Evangelische Kirche in Deutschland
Original-Content von: EKD Evangelische Kirche in Deutschland, übermittelt durch news aktuell
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