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Banken nicht fit für die Zukunft/WWF-Bankenrating: Deutsche Finanzhäuser noch nicht auf Herausforderungen durch Klimarisiken vorbereitet

Geschrieben am 02-03-2020

Berlin (ots) - Berlin, 2. März 2020: Die Klimakrise setzt die Finanzbranche in
Zugzwang: Die Risiken der Erderhitzung und die Chancen seiner Begrenzung werden
die Art und Weise, wie Banken ihr Kerngeschäft betreiben, radikal verändern. Wie
sind Banken auf diese Veränderung vorbereitet, wie gestalten sie mit? Dies hat
der WWF Deutschland mit seinem ersten Rating großer deutscher Banken untersucht.
Mit dem Ergebnis: Die 14 größten Kreditinstitute in Deutschland sind strategisch
nicht ausreichend vorbereitet, um die strukturellen Veränderungen in Industrien,
die finanziellen Risiken aus sich entwertenden Vermögensgütern durch zum
Beispiel extreme Wetterereignissen und der sich abrupt wandelnden Wirtschaft zu
erfassen und vorwegzunehmen. Basis der Bewertung ist eine vom WWF entwickelte
Vision für eine zukunftsfähige Bank, die sogenannte "Bank 2025".

Dazu sagt Matthias Kopp, Leiter des Bereichs Nachhaltige Finanzsysteme beim WWF
Deutschland: "Das Ergebnis des ersten WWF-Bankenrating fällt ernüchternd aus.
Gemessen an der Dringlichkeit des Handelns sind die großen deutschen Banken weit
entfernt von einer systematischen Integration von Nachhaltigkeit in ihren
Kerngeschäftsfeldern. Keines der betrachteten deutschen Kreditinstitute zeigt
sich in so zukunftsgerechter Verfassung, dass den Anforderungen des WWF an die
"zukunftsfähige Bank 2025" gerecht wird. Nachhaltigkeitsstrategien müssen sich
in allen Bereichen einer Bank finden, sowohl auf der Managementebene als auch
bei der Produktgestaltung. Perspektivisch muss die gesamte Produktpallette der
Banken auf die notwendige Transformation der Industriesektoren angepasst werden.
Mit dem Rating möchte der WWF den begonnenen Dialog mit den Finanzhäusern
fortsetzen. Wir schlagen zusammen den Pfad zu einem nachhaltigen Bankensektor
ein."

Aus dem WWF-Bankenrating geht hervor, dass Banken strukturelle klimabedingte
Risiken kaum systematisch erfassen und steuern. Die deutschen Banken sind an die
heute international erarbeiteten Ansätze zur Erfassung dieser Risken nicht
beteiligt. Entsprechend werden die bestehenden Ansätze und Methoden zu Erfassung
von Klimarisiken nicht angewendet. Hierzu gehören die Science Based
Target-Initiative oder die 2 Degrees Investing Initiative.

Zudem ist das derzeitige Volumen an nachhaltigen Finanzprodukten der
untersuchten Banken im Vergleich zu den bisherigen konventionellen Produkten
sehr gering. Finanzprodukte, die die Transformation der Industrie unterstützen,
sind Nischenprodukte und werden von wenigen Banken angeboten.

Die Mehrzahl der Banken haben sich zu internationalen Normen verpflichtet.
Trotzdem werden weiterhin fragewürdige Projekte und Unternehmen gefördert, wie
etwa die Finanzierung von Sojaanbau im Amazonas sowie Staudämmen in
Welterbenstätten bei denen Menschenrechte ignoriert sowie Umweltzerstörungen in
Kauf genommen werden. Positiv zu werten ist, dass einige deutsche Banken die von
der UN definierten "Principles for Responsible Banking" unterschrieben haben.
Die Umsetzung dieser Prinzipien muss jedoch noch unter Beweis gestellt werden.

Der Druck auf die Finanzhäuser ist bereits hoch - und er wird weiter steigen.
Die zunehmende politische Steuerung und Regulatorik in Bezug auf die Integration
von Nachhaltigkeit im Risikomanagement der Banken wird zu großen Veränderungen
bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten im Kerngeschäft der Banken führen.
Auf diese Veränderungen sind die Banken mit ihren aktuellen Prozessen und
Produkten nicht ausreichend aufgestellt.

Die Finanzhäuser sind dem Bankenrating zufolge noch nicht darauf vorbereitet,
dass beispielsweise ihre Bankberater zukünftig verpflichtet werden, Kunden aktiv
über ihre Präferenzen hinsichtlich nachhaltiger Geldanlage zu befragen und
entsprechenden Produkte anzubieten. Die Umsetzung dieser EU-Regulierung ist für
Anfang 2021 geplant. Die Banken verfügen zudem kaum über die notwendigen
Datengrundlage zur Messung der Umweltwirkung von Unternehmen und Projekte, die
sie finanzieren. Hierzu fehlen allerdings auch die gesetzlichen Regelungen
hinsichtlich der Datenerfassung bei Unternehmen und die Verpflichtung zur
Bereitstellung der Daten an die finanzierenden Banken.

Immerhin, einige Banken haben sich mit nachhaltigen Strategien und Produkten auf
den Weg gemacht: So werden bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und
HypoVereinsbank (HVB) Nachhaltigkeitskriterien bei der Festlegung der
Vorstandsvergütung berücksichtigt. Die ING-DiBa nutzt verschiedene Instrumente,
um die für die Bank wesentlichen Klimaaspekte zu identifizieren. Mit dem
"Terra-Ansatz" verfolgt die ING einen Ansatz zur Bewertung und Steuerung der
Klimarisiken von Finanzportfolios. Mit dem Bürgersparen ermöglicht die Deutsche
Kreditbank (DKB) der Bevölkerung vor Ort, sich über eine laufzeitgebundene und
festverzinste Spareinlage an einem regionalen Investitionsvorhaben zu
beteiligen.

Auch private Verbraucher haben eine entscheidende Rolle, um nachhaltigen Wandel
der Bankenwelt anzustoßen. Deswegen ist mit WWF-Bankenrating ein Fragenkatalog
entwickelt worden, um eine fundierte Entscheidung bei der Wahl der Bank mit
ihren verschiedenen Produkten zu treffen. Die wichtigsten Fragen lauten:

1. Was passiert mit meinem Geld auf dem Sparkonto? Was macht die Bank damit? In
welche Unternehmen und Branchen werden diese Gelder investiert?

2. Kann ich mitbestimmen, für welche Zwecke mein Guthaben verwendet wird?

3. Bietet die Bank Sparkonten und Sparprodukte an, bei denen die Guthaben zur
Finanzierung von nachhaltigen und zukunftsfähigen Geschäftsmodelle von
Unter-nehmen verwendet werden?

4. Berichtet die Bank regelmäßig über den Beitrag der Anlageprodukte zu einer
nach-haltigen Entwicklung? Damit ist gemeint, ob die Bank regelmäßig die Wirkung
der getätigten Geldanlage misst und transparent macht.

Hintergrund

Bewertet wurden 14 Banken, die nach Bilanzsumme zu den größten in Deutschland
tätigen Kreditinstituten gehören und privaten und/oder geschäftlichen Kunden ein
umfassendes Angebot an Bankleistungen anbieten. Berücksichtigt wurden
Universalbanken aus den drei Bereichen privatwirtschaftliche Kreditinstitute,
öffentlich-rechtliche Sparkassen und Landesbanken sowie Genossenschaftsbanken.
Das Rating basiert zu einen auf die Auswertung der öffentlich verfügbaren
Informationen und Berichten, zum anderen auf Interviews und Workshops, die
zusammen mit den Banken veranstaltet worden.

Pressekontakt:

WWF World Wide Fund For Nature
Julian Philipp
Telefon: +49 30 311777467
E-Mail: julian.philipp@wwf.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/6638/4535296
OTS: WWF World Wide Fund For Nature

Original-Content von: WWF World Wide Fund For Nature, übermittelt durch news aktuell


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