(Registrieren)

Save the Children fordert Evakuierung von unbegleiteten Kindern von den griechischen Inseln - Gesetzliche Schutzmaßnahmen müssen ungeachtet der Herkunft eingehalten werden

Geschrieben am 06-03-2020

Berlin (ots) - Nach der in dieser Woche durch den Bundestag blockierten Aufnahme
von 5000 besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen von den griechischen Inseln
fordert Save the Children die Bundesregierung auf, im Koalitionsausschuss am
kommenden Sonntag Maßnahmen zur sofortigen Aufnahme unbegleiteter Kinder zu
beschließen. Die Kinderrechtsorganisation appelliert mit Nachdruck an die
Regierung, diese Kinder nach Deutschland zu holen.

Die Einhaltung der durch die gesamte Europäische Union ratifizierten
UN-Kinderrechtskonvention ist in den überfüllten Camps auf den griechischen
Inseln aktuell nicht gegeben. Gleichzeitig beobachtet Save the Children in der
Diskussion rund um flüchtende Kinder eine zunehmende Verwässerung von
rechtlichen Standards.

"Es erscheint, als würden manche Politiker nur Kinder bis 14 Jahren von den
griechischen Inseln aufnehmen wollen. Dies steht im starken Widerspruch zur
UN-Kinderrechtskonvention. Kinder sind Kinder bis zur Vollendung des 18.
Lebensjahres. So sieht es die Kinderrechtskonvention vor, aber auch europäisches
Recht. Den 14- bis 18-Jährigen muss derselbe Schutz zukommen wie den unter
14-Jährigen. Auch sie müssen die katastrophalen Bedingungen der griechischen
Inseln verlassen können", erklärt Sophia Eckert, Migrationsexpertin bei Save the
Children Deutschland.

"Auch zirkulieren aktuell Begriffe wie 'Ankerkind' - ein Begriff, der
unterstellt, dass Kinder von ihren Eltern auf die gefährliche Flucht geschickt
werden, um die gesamte Familie ins Zielland zu holen. Dieser Begriff spiegelt
nicht unsere Erfahrung mit Fluchtursachen von Kindern wider und polarisiert
unnötig. Denn gerade Kinder sind in Krisengebieten den größten Gefahren
ausgesetzt. Die Zahl der schweren Verbrechen an Kindern hat sich seit 2010 um
170 Prozent erhöht. Kinder werden - oftmals gerade weil sie Kinder sind -
angegriffen, entführt, von bewaffneten Gruppen rekrutiert oder sexuell
missbraucht. In der Regel sind dies die Gründe, warum Kinder aus Krisengebieten
fliehen und dabei oft ihre Familien zurücklassen müssen. Zuletzt darf man nie
vergessen: Kinder sind Kinder - die Herkunft eines Kindes darf keinen Einfluss
auf die Anwendung rechtlicher Schutzstandards haben", sagt Eckert.

Das Argument, dass Kinder von ihren Familien nach Europa geschickt werden, um
den Familiennachzug einzuleiten, wird auch dadurch entkräftet, dass insbesondere
Ehegatten einen Anspruch haben darauf, den Rest der Familie nachzuziehen, sobald
sie in Deutschland internationalen Schutz erlangt haben. Der Ehegattennachzug
ist ebenfalls privilegiert und keineswegs restriktiver als der Elternnachzug bei
unbegleiteten Kindern. Es bringt keinen Vorteil für die Familien, dass ein Kind
sich ohne Elternteil auf die Flucht begibt.

Save the Children unterstützt den Ansatz der Bundesregierung, gesamteuropäische
Lösungen für die Aufnahme besonders schutzbedürftiger Flüchtlinge zu finden. Bis
eine solche langfristige Lösung gefunden ist, müssen jedoch die Schicksale der
Kinder im Vordergrund stehen - und diese erfordern zwingend sofortiges Handeln.

Informationen für die Redaktionen:

- Das deutsche Recht macht zwar rein begrifflich die
Unterscheidung zwischen Kindern (unter 14 Jahren) und
Jugendlichen (14 bis 18 Jahren), doch auch durch das deutsche
Kinder- und Jugendhilfegesetz werden Kinder und Jugendliche bis
zum 18. Geburtstag besonders geschützt.

- Auch gemäß den Richtlinien der EU, unter anderem der Richtlinie,
die den Schutz von Kindern bei der Aufnahme von Asylsuchenden
regelt, gelten alle Personen unter 18 Jahren als Kinder - mit
gleichen Rechten.

- Zur Situation von Kindern in Kriegsgebieten veröffentlichte Save
the Children kürzlich den Report "Krieg gegen Kinder" mit den
neusten Zahlen und Entwicklungen: http://ots.de/kapRQQ


Über Save the Children

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und
Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und
Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte
unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in über 120 Ländern im Einsatz.
Save the Children ist da für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen -
seit 100 Jahren und darüber hinaus. Diese Kinder zu schützen, zu stärken und zu
fördern ist das zentrale Anliegen der Organisation. Die Schwerpunkte der Arbeit
liegen in den Bereichen Schule und Bildung, Schutz vor Ausbeutung und Gewalt
sowie Überleben und Gesundheit. Save the Children setzt sich ein für eine Welt,
die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und
sicher leben und frei und selbstbestimmt aufwachsen können.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unsere Pressestelle in Berlin;

Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle - Pauline Schmidt
Tel.: +49 (30) 27 59 59 79 - 490
Mail: pauline.schmidt@savethechildren.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/106106/4540011
OTS: Save the Children Deutschland e.V.

Original-Content von: Save the Children Deutschland e.V., übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

724070

weitere Artikel:
  • Die EU ist in Idlib gefordert Frankfurt (ots) - Die Trupps des syrischen Diktators Baschar al-Assad und russische Bomber haben eine Million Menschen zur Flucht gedrängt - 80 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder. Sie harren hinter der türkischen Grenze aus, unter erbarmungswürdigen Bedingungen. Ihre letzte Hoffnung gilt jenen Kriegsherren, die großes Leid über die Region gebracht haben: Die Präsidenten Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan haben erneut einen Waffenstillstand für Idlib vereinbart. Bisher folgten auf Waffenruhen noch heftigere Kämpfe als zuvor. mehr...

  • MZ zu Idlib Halle (ots) - Das Assad-Regime will die letztverbliebene Rückzugsstätte moderater und radikaler Oppositioneller in seine Gewalt bringen. Massenvertreibungen dienen ihm als Mittel zum Zweck. Weil eine Rückkehr der Geflüchteten nach Idlib unwahrscheinlich ist, müssen die Menschen in ihrem jetzigen Provisorium Schutz und Sicherheit finden. Die Bilder von der griechisch-türkischen Grenze sollten jedem klargemacht haben: Europa kann sich nicht mehr verstecken vor Gewalt und Not in seiner Nachbarschaft. Es wird von seinen Fehlern eingeholt. mehr...

  • MZ zu Corona und Wirtschaft Halle (ots) - Die Angst viele Menschen ist irrational - aber menschlich. Wirklich ärgerlich dagegen sind politische Trittbrettfahrer, die die nun um sich greifende Corona-Hysterie ausnutzen wollen, um alten Forderungen neuen Schwung zu verleihen. Vor allem in der der Wirtschaft erliegen viele dieser Versuchung. Seit Jahren fordern die Industrieverbände Steuersenkungen und andere staatliche Beihilfen. Die Begründungen variieren: Trump-Wahl, Brexit, Handelskrieg - und nun eben Corona. Wohlgemerkt: Angesichts großzügiger Steuersenkungen mehr...

  • MZ zum Frauentag Halle (ots) - Kind, Kegel und Karriere lassen sich nur schwer unter einen Hut bringen. Schließlich scheiden Mütter nach einer Geburt für eine Zeit aus dem Beruf aus - das kann kein noch so gut gemeintes Gesetz ändern. Ein Schlüssel zur Lösung ist, Bedingungen zu schaffen, die jedes Paar frei entscheiden lassen können, wie es Arbeit, Freizeit und Familie untereinander aufteilt. Das ist insbesondere eine Frage der Organisation der Rahmenbedingungen: Etwa Kindertagesstätten, die auch vor oder nach der regulären Arbeitszeit geöffnet mehr...

  • Umweltforscher von Weizsäcker: Manche Forderungen von Greta sind in Demokratie nicht durchsetzbar Köln (ots) - Der Umweltforscher Ernst Ulrich von Weizsäcker (80) hält manchen Ziele der Klima-Aktivistin Greta Thunberg für nicht realisierbar. "An manchen Stellen verlangt Greta Thunberg Dinge, die in einer Demokratie nicht durchsetzbar sind, sonst erleben wir so etwas wie Frankreich mit den Gelbwesten", sagte der frühere Co-Vorsitzende des Club of Rome im Interview mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe). Thunberg hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kritisiert wegen ihres Kompromisses bei der Verteuerung mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht