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Syrische Region Idlib verlor seit Dezember täglich zwei Schulen - Save the Children baut Busse zu mobilen Klassenzimmern um

Geschrieben am 17-03-2020

Berlin (ots) - Durch die Kämpfe der vergangenen drei Monate im Nordwesten von Syrien sind mindestens 217 Schulen beschädigt oder stillgelegt worden. Damit verlor die Region zwischen Dezember 2019 und März 2020 im Schnitt zwei Schulen pro Tag, wie die Kinderrechtsorganisation Save the Children mitteilt.

"Der Syrien-Krieg, der gerade ins zehnte Jahr gegangen ist, ist ein Angriff auf die Bildung und die Zukunft von mehr als einer Million Kindern", sagt Susanna Krüger, Vorstandsvorsitzende von Save the Children Deutschland. "Schulen dürfen keine Ziele von Angriffen sein. Aber in Syrien geraten sie immer wieder in die Schusslinie. Dabei ist Bildung für die syrischen Kinder die einzige Chance auf eine bessere Zukunft."

Seit der Syrien-Konflikt im April 2019 in Idlib eskalierte, wurden insgesamt mehr als die Hälfte der Schulen in der Region - 570 von 1062 - zerstört, beschädigt oder aufgrund ihrer Lage in einem Kampfgebiet verlassen. 74 weitere Schulen werden als Flüchtlingsunterkünfte genutzt. Jedes noch funktionierende Klassenzimmer in Idlib müsste 240 Schüler aufnehmen, damit alle schulpflichtigen Kinder der Region zur Schule gehen könnten. Seit Anfang 2019 wurden nach einer Zählung von Save the Children und der Partnerorganisation Hurras Network 92 Vorfälle bestätigt, bei denen Schulen in Nordwestsyrien von Angriffen betroffen waren.

"Für die Kinder in Idlib und in ganz Syrien ist es lebensnotwendig, dass sie weiter zur Schule gehen und lernen können, selbst inmitten dieses Chaos", sagt Sonia Khush, Nothilfekoordinatorin von Save the Children in Syrien. "Eine Schule bietet mehr als Bildung. Sie bietet Stabilität und Routine und das ist wichtig für die psychische Gesundheit von Kindern und ihre Fähigkeit, sich von Verlusten und Kriegserfahrungen zu erholen. Wir müssen dafür sorgen, dass alle Schulen geschützt werden. Und wir brauchen mehr Geld, um in Bildung von Kindern investieren zu können."

Am 25. Februar wurden an einem einzigen Tag acht Schulen und zwei Kindergärten in Idlib von Angriffen getroffen, größtenteils während des Unterrichts. Die achtjährige Dara* erlebte einen der Angriffe: Er traf eine von Save the Children unterstützte Schule, in der sie Zuflucht gesucht hatte. Mindestens drei Kinder wurden getötet und mehrere weitere verletzt.

Dara berichtet: "Eine Frau hielt uns in den Armen und fing an zu weinen. Ihre Schwester verlor ein Bein und stürzte. Wir standen da und plötzlich fing die Frau an zu schreien und zu weinen, weil ihre Kinder starben. Ich weinte auch und rief nach meinen Geschwistern, aber niemand antwortete. Dann kam aus dem Nichts meine Schwester angerannt - barfuß und weinend. Ich habe mich hier an meinem Bein verletzt. Ich spürte die Granatsplitter zuerst nicht, aber dann fing ich an, den Schmerz zu spüren. Ich fiel in Ohnmacht und konnte gar nichts mehr verstehen."

Eltern reagierten auf die zahlreichen Angriffe auf Schulen mit einer Bitte an die Partner von Save the Children, die Schulen in bestimmten Regionen nicht zu öffnen. Aus Angst vor drohender Gewalt fragten sie nach Möglichkeiten, den Unterricht stattdessen an versteckte Orte wie Höhlen und Kellern oder in mobile Klassenzimmer zu verlegen, um nicht getroffen zu werden. Inzwischen hat Save the Children mit seiner Partnerorganisation Shafak vier Busse in bunt angemalte mobile Klassenzimmer umgewandelt.

In den mobilen Klassenzimmern werden wesentliche Fächer wir Arabisch und Mathematik unterrichtet, aber auch emotionale und psychosoziale Unterstützung geboten mit Spielen, die Kindern dabei helfen, sich von traumatischen Erfahrungen zu erholen. Jedes dieser Klassenzimmer steht etwa 80 Kindern zur Verfügung.

Save the Children unterstützt auch Partner bei der Einrichtung temporärer Lernräume und bei der Verteilung von Lernmaterialien wie Schulheften und Schulranzen.

Die Kinderrechtsorganisation ruft alle Konfliktparteien auf, dafür zu sorgen, dass Kinder und Zivilisten - sowie die Schulen und Krankenhäuser, die sie zum Lernen und Überleben brauchen - geschützt werden. Das humanitäre Völkerrecht muss eingehalten werden.

Informationen für die Redaktionen: - Nach Jahren der Vertreibung in den Nordwesten Syriens hat sich die Zahl der Kinder im Schulalter in dieser Region seit vor dem Konflikt auf rund eine Million verdoppelt, so eine Schätzung des Education Cluster. - Die Zahlen von Save the Children und seinem Partner Hurras Network zeigen, dass während der ersten Phase der Eskalation in Idlib zwischen April und Augst 2019 353 Schulen beschädigt oder stillgelegt worden waren. Diese Zahl stieg seit Beginn der zweiten Phase der Eskalation im Dezember 2019 bis zum Inkrafttreten des Waffenstillstands am 6. März 2020 auf 570. Das bedeutet, dass 217 Schulen in den 96 Tagen vom 1. Dezember 2019 bis zum 5. März 2020 beschädigt oder verlassen wurden. - Da zudem 74 Schulen als Notunterkünfte genutzt werden, bleiben 418 funktionsfähige Schulen mit durchschnittlich 10 Klassenzimmern in jeder Schule. Jedes Klassenzimmer müsste also etwas mehr als 239 Schüler aufnehmen, damit alle Kinder in der Gegend zur Schule gehen können. - Nach Angaben des Hurras Network gab es in Idlib vor den Angriffen 1062 offizielle Schulen, also feste, permanente Bildungseinrichtungen. Als Reaktion auf den dringenden Bildungsbedarf wurden von verschiedenen Gruppen und Organisationen inzwischen rund 136 informelle Schulen wie die hier beschriebenen mobilen Klassenzimmer eingerichtet. - Die Unabhängige Internationale Untersuchungskommission zur Arabischen Republik Syrien hat berichtet, dass im Juli und August 2019 Schulen bei willkürlichen Luftangriffen beschädigt wurden, was als Kriegsverbrechen eingestuft wurde. - Zwischen Dezember 2019 und Februar 2020 flohen nach Angaben des Hurras Networks mindestens 15.000 Beschäftigte des Bildungssektors vor den Kämpfen im Nordwesten Syriens. Laut einer aktuellen Bedarfsanalyse verfügen nur zwei der 23 informellen Flüchtlingslager über Schulen.

Unter folgendem Link finden Sie Bildmaterial:

http://ots.de/xOq8OB

Das Material kann unter Angabe von © Save the Children kostenfrei auch zur Weitergabe an Dritte genutzt werden.

Enthalten sind: - Schnittbilder von Kindern, die in einer Schule untergekommen sind, nachdem ihre eigene Schule angegriffen wurde - Drohnenbilder, die das Ausmaß der Zerstörung im Süden von Idlib zeigen (gefilmt am 8. März) - Sowie Aufnahmen von mobilen Klassenzimmern für geflüchtete Kinder

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unsere Pressestelle in Berlin.

Über Save the Children

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in über 120 Ländern im Einsatz. Save the Children ist da für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen - seit 100 Jahren und darüber hinaus. Diese Kinder zu schützen, zu stärken und zu fördern ist das zentrale Anliegen der Organisation. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen in den Bereichen Schule und Bildung, Schutz vor Ausbeutung und Gewalt sowie Überleben und Gesundheit. Save the Children setzt sich ein für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben und frei und selbstbestimmt aufwachsen können.

Pressekontakt:

Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle - Susanne Sawadogo
Tel.: +49 (30) 27 59 59 79 - 120
Mail: susanne.sawadogo@savethechildren.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/106106/4549469
OTS: Save the Children Deutschland e.V.

Original-Content von: Save the Children Deutschland e.V., übermittelt durch news aktuell


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