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Weise // Friedrich Roeingh zur Konjunktur

Geschrieben am 30-03-2020

Mainz (ots) - Als weise wird der Wirtschaftsrat der Bundesregierung bezeichnet, weil die Wissenschaftler so genau wie möglich voraussagen, wie sich die Konjunktur entwickeln wird. In der weltweit größten Krise der Nachkriegszeit darf man den Rat aber wohl als weise bezeichnen, weil er genau dies nicht tut. Man hat zur Zeit eher den Eindruck, als würde der Sachverständigenrat das prognostizieren, was der massiv verunsicherten Öffentlichkeit gerade noch zuzumuten ist. Die Erkenntnis, dass weltweit eine deftige Rezession nicht zu vermeiden ist, hatte Otto Normalverbraucher schließlich schon, als ein europäisches Land nach dem anderen den Shutdown des öffentlichen Lebens verkündete. Dafür braucht es nicht einmal ein Semester Wirtschaft. Völlig unrealistisch erscheint nun das günstigste Szenario der Weisen: Nach einem fünfwöchigen Stillstand und einer dreiwöchigen Anlaufphase könne es mit der europäischen Wirtschaft wieder steil bergauf gehen. Das ist jetzt schon ausgeschlossen. Zweifel sind auch angebracht, ob die beiden ungünstigeren Szenarien die derzeitigen Risiken auch nur ansatzweise abbilden. Allerdings wäre in der aktuell völlig unklaren Lage weder der Regierung noch der Öffentlichkeit mit einem Düsterszenario gedient. Das würde die Psyche der Bürger, der Marktteilnehmer und der Kapitalanleger nur noch weiter herunterziehen - und mit ihnen die Aussicht auf jede absehbare Erholung. Entscheidend ist der folgende Dreiklang der Weisen: Die Regierung betreibt ein bisher gutes Krisenmanagement. Die internationale Abstimmung muss deutlich besser werden. Und Deutschland muss nach Abschluss der Krise bei der Digitalisierung massiv aufholen.

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