Weniger bekannte Modelle aus 125 Jahren SKODA AUTO: die ,Cerna Hora-Montenegro'-Omnibusse und -Transporter (FOTO)
Geschrieben am 06-04-2020 |
Mladá Boleslav (ots) - - Neue Serie: Rückblick auf häufig vergessene besondere Modelle der Unternehmensgeschichte
- Spezialanfertigungen für enge Gebirgsstraßen: Kompakte und wendige L&K-Nutzfahrzeuge des Typs E ,Cerna Hora-Montenegro' (1908) überzeugten mit großer Funktionalität dank cleverer Raumausnutzung
Besondere Herausforderungen verlangen nach besonderen Lösungen. Das galt auch, als das gebirgig gelegene Fürstentum Montenegro im Jahr 1907 Nutzfahrzeuge für den Personen- und Pakettransport im regelmäßigen Liniendienst suchte. Mit den sogenannten ,Cerna Hora-Montenegro'-Omnibussen und -Lieferwagen bot Laurin & Klement ab 1908 passgenaue und innovativ konstruierte Zugmaschinen an. Mit einer Gesamtlänge von nur 3,69 Metern und einer Breite von lediglich 1,60 Metern waren sie sehr kompakt, boten aber gleichzeitig Platz für bis zu zwölf Personen oder 4,8 Kubikmeter Fracht. Die maximale Zuladung lag bei 900 Kilogramm, ihr Anhänger war für zusätzliche 1.500 Kilogramm Nutzlast ausgelegt.
Die Fähigkeit, seinen Kunden auch bei besonderen Anforderungen ,schlüsselfertige' Lösungen anzubieten, war seit jeher Teil des Erfolgsrezepts von L&K. Das galt auch für die Nutzfahrzeuge, die das 1895 von Václav Klement und Václav Laurin als Fahrrad-Reparaturwerkstatt gegründete Unternehmen schon bald produzierte. Tatsächlich war es bereits 1907 zum größten Automobilhersteller der damaligen Doppelmonarchie Österreichisch-Ungarn aufgestiegen und exportierte 70 Prozent seiner Produkte ins Ausland.
Daher verwunderte es nicht, als L&K eine interessante Anfrage aus Montenegro erreichte: Das südeuropäische Fürstentum suchte geeignete Fahrzeuge für den Transport von Fracht und Fahrgästen auf verschiedenen Postlinien von Podgorica nach Cetinje, Niksic und Plavnica in der heutigen Slowakei sowie von Cetinje in die Hafenstadt Kotor an der Adriaküste. Der Gewinner der Ausschreibung sollte für die folgenden 15 Jahre einen Exklusivvertrag für das komplette Landesterritorium erhalten. Neben Laurin & Klement bewarben sich auch italienische Automobilhersteller um den Auftrag.
Eine anspruchsvolle Aufgabe, wie L&K-Generaldirektor Václav Klement bei einer Besichtigung vor Ort feststellte: Die engen Straßen im gebirgigen Hinterland des Balkan-Staats waren neben steilen Anstiegen und Gefällestrecken auch von unzähligen Kurven mit oftmals sehr kleinen Radien geprägt. Diese landschaftlichen Besonderheiten würden ganz spezielle Fahrzeugkonstruktionen erfordern.
Als Basis für die ,Cerna Hora-Montenegro'-Modelle wählten die Böhmen den L&K Typ E - das leichte Nutz- und Personenfahrzeug wurde in Mladá Boleslav bereits seit 1906 produziert. Wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Spezialanfertigungen hatte der damals erst 25-jährige, hochtalentierte und sehr kreative Konstrukteur Frantisek Kec. Und unkonventionelle Lösungen waren aufgrund des speziellen Anforderungsprofils gefragt: Dies begann bereits bei den ungewöhnlichen Abmessungen. Ein auf 70 Zentimeter verengtes Vorderteil des Typ-E-Rahmens ermöglichte eine 1.300 Millimeter schmale Spur an der Vorderachse. Sie erlaubte einen so großen Lenkeinschlag der Vorderräder, dass die Lkw und Busse selbst scharfe, enge Kurven im ersten Anlauf durchfahren konnten, ohne zurücksetzen oder rangieren zu müssen. Der außerordentlich kurze Radstand von 2.210 Millimetern war dabei ebenso wichtig wie die knapp bemessenen Karosserieüberhänge von 450 Millimetern vorn und 1.030 Millimetern hinten.
Die kompakten Außenmaße der Typ E-Nutzfahrzeuge verlangten auch bei der Raumnutzung nach innovativen Ideen, denn das seinerzeit übliche Grund-Layout mit Frontmotor und dahinter positioniertem Chauffeur schränkte den verfügbaren Raum für Personen und Pakete angesichts der sehr kurzen Gesamtlänge von 3,69 Metern stark ein. Die Lösung brachte ein fortschrittliches Konzept, das bis heute zur Anwendung kommt: L&K ordnete den Fahrersitz über dem Motor an - damit gingen die ,Cerna Hora-Montenegro'-Modelle als Vorläufer der heutigen Frontlenker-LKW in die Geschichte ein. Fahrer und Beifahrer saßen in 1,68 Meter zwar in luftiger Höhe über dem Boden, doch auf den Strecken der montenegrinischen Postlinien gab es keine niedrigen Tunnel und die geringen Geschwindigkeiten zwischen 20 und 30 km/h gefährdeten die Fahrstabilität der 2,82 Meter hohen Mobile nicht allzu sehr.
Als Antrieb diente ein fortschrittlich konstruierter, 25,7 kW (35 PS) starker Vierzylinder mit 4.652 ccm Hubraum, der sich durch jeweils zwei getrennte Zylinder- und Kurbelgehäuse auszeichnete. Sein ausgereifter ,T'-Zylinderkopf besaß eine Seitenventilsteuerung und die Ein- und Auslassventile befanden sich jeweils auf gegenüberliegenden Seiten des Zylinderkopfs, was eine zweite Nockenwelle erforderte. Auch die wirksame Umlauf- anstelle einer Verlustschmierung sowie der große Kühler mit Lüfter und Wasserpumpe machten den längs eingebauten Motor zu einer innovativen Konstruktion. Die Kraftübertragung an die Hinterachse erfolgte durch eine Kegelkupplung mit Lederbelag und ein direkt geschaltetes Vierganggetriebe. Im Heck sorgte ein 830 Millimeter hinter den doppelt bereiften Holzrädern angeordnetes Differenzial über stoßdämpfende Ketten für den Antrieb. Vollgummi-Pneus lösten das Problem der damals sehr häufigen Reifenpannen.
Die L&K-Entwicklungen auf Basis des Typ E überzeugten, im Juli 1908 wurde schließlich der Vertrag mit dem montenegrinischen Innenministerium unterzeichnet. Schon einen Monat zuvor hatte in Mladá Boleslav die Herstellung von sechs Omnibussen, einem Pritschen- und zwei Lieferwagen mit Kofferaufbau des Typs E begonnen. Im November 1908 war der Fertigungsprozess beendet: Die Personentransporter boten fünf Passagieren Platz, die in einer geschlossenen und von Fahrer- und Beifahrerraum getrennten Kabine mit zwei Türen und vier Fenstern reisten. Im hinteren Teil des Wagens befand sich ein abschließbarer, 1,3 Kubikmeter großer Schrank für Postsendungen. Hinzu kam eine sogenannte Sommerkarosserie mit Dach. Zugunsten von zwei längs angeordneten Bänken für jeweils fünf Passagiere verzichtete sie auf die verglasten Seitenteile und den Postschrank. Damit stieg die Zahl der Sitzplätze an Bord auf insgesamt zwölf.
Der Kofferaufbau der Lieferwagen fasste insgesamt 4,8 Kubikmeter und 900 Kilogramm an Fracht. Zusätzliches Transportvolumen bot ein zweiachsiger Anhänger mit einer Nutzlast von 1.500 Kilogramm. Er besaß ein Planenverdeck, außerdem betätigte ein eigener Bremser über ein waagerecht montiertes Kurbelrad eine Bremse aus Buchenholz, die auf die Hinterräder wirkte.
Im Januar 1909 bestanden die Spezialfahrzeuge von Laurin & Klement in Montenegro erfolgreich die Betriebsprüfung und nahmen noch im Frühling des gleichen Jahres auf allen vier Verkehrslinien den Betrieb auf. Als letztes Exemplar dieser ,Post-Serie' rollte im Sommer 1909 der Pritschenwagen in die damalige Landeshauptstadt Cetinje. Fürst Nikola I. - der spätere König des Landes - war mit der hohen Zuverlässigkeit und dem enormen Nutzwert der L&K-Modelle so zufrieden, dass er einige Fahrer dieser Automobile mit Silbermedaillen würdigte. Und auch das junge böhmische Unternehmen Laurin & Klement durfte sich freuen, mit diesem Auftrag einen guten Ruf erworben zu haben.
Bis zum Jahr 1912 verrichteten die tschechischen Sonderanfertigungen ihren Dienst im zivilen Einsatz, dann wurden sie von der montenegrinischen Armee und dem Roten Kreuz im Ersten Balkankrieg genutzt, der bis 1913 dauerte. Nach dem Ende der Kampfhandlungen waren die Fahrzeuge wieder auf den erneuerten Postlinien unterwegs, bis der Erste Weltkrieg im Januar 1916 mit dem Angriff Österreich-Ungarns auf Montenegro auch das kleine Land auf dem Balkan traf. Nach heutigem Kenntnisstand ist keiner der Omnibusse, Liefer- oder Pritschenwagen aus dem ,Cerna Hora-Montenegro'-Programm erhalten geblieben.
Weniger bekannte Modelle aus 125 Jahren SKODA AUTO
Diese Serie umfasst insgesamt sieben Pressemitteilungen. Bereits erschienen sind:
1. Folge: Laurin & Klement LW-Dreiräder (1905 - 1911) (http://www.skoda-media.de/press/detail/3386)
2. Folge: Laurin & Klement Typ E ,Cerna Hora-Montenegro' (1908 - 1909)
Diese Folgen sind in Vorbereitung:
3. Folge: SKODA Sagitta (1936 - 1938)
4. Folge: SKODA Typ 998 ,Agromobil' (1962)
5. Folge: SKODA Typ 990 ,Hajaja' (1963)
6. Folge: SKODA BUGGY Typ 736 (1974 - 1976)
7. Folge: SKODA FELICIA Fun (1996 - 2000)
Pressekontakt:
Andreas Leue
Teamleiter Motorsport und Tradition
Telefon: +49 6150-133 126
E-Mail: andreas.leue@skoda-auto.de
Ulrich Bethscheider-Kieser
Leiter Produkt- und Markenkommunikation
Telefon: +49 6150 133 121
E-Mail: ulrich.bethscheider-kieser@skoda-auto.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/28249/4565045
OTS: Skoda Auto Deutschland GmbH
Original-Content von: Skoda Auto Deutschland GmbH, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
728092
weitere Artikel:
- "Zieh die Sachen aus! Mach es wie Mutti!" Partytime bei "Promis unter Palmen" am Mittwoch, 8. April 2020, um 20:15 Uhr in SAT.1 (FOTO) Unterföhring (ots) - Partytime bei "Promis unter Palmen" am Mittwoch, 8. April 2020, um 20:15 Uhr in SAT.1! Nachdem Bastian Yotta fürsorglich den Alkohol versteckt hat, heißt es Detox-Day für Claudia Obert. Aber da hat der Miracle-Morning-Man die Rechnung ohne "Richter Gnadenlos" Schill gemacht: "Wieso bin ich der einzige, der was trinkt? Das ist total ungesellig!" Perfekte Gelegenheit für Désirée Nick - sie möchte Versöhnung mit Claudia Obert feiern. "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich!" Tatsächlich eine nette Geste von La Nick oder ein perfider mehr...
- Ein starker Verbund gegen das Coronavirus Berlin (ots) - Johanniter bleiben weiterhin für Patienten und Kunden da
Die Corona-Pandemie hat Deutschland stark im Griff. Gerade hilfebedürftige Menschen sind davon betroffen, denn sie zählen zu den besonderen Risikogruppen des Covid-Virus. Die Johanniter als starker Verbund von ambulanten und stationären Dienstleistungen für hauptsächlich ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen sind sich ihrer wichtigen Rolle in der Bewältigung der Krise bewusst. Mit rund 45.000 Mitarbeitenden in ganz Deutschland stellen sich die Johanniter-Unfall-Hilfe, mehr...
- Gunnar Breske ist neuer MDR-Moderator von "Plusminus" (FOTO) Leipzig (ots) - Gunnar Breske moderiert ab 8. April die MDR-Ausgaben des ARD-Wirtschaftsmagazins "Plusminus". Der 40-jährige Thüringer präsentiert derzeit u.a. die Nachrichtensendung "MDR Aktuell" im MDR-Fernsehen.
Gunnar Breske freut sich auf die neue Aufgabe: "Das Wirtschaftsmagazin 'Plusminus' ist für mich eine Institution im Ersten Deutschen Fernsehen. Seit Jahrzehnten bringt die Sendung hochkomplexe Wirtschaftsthemen den Zuschauerinnen und Zuschauern nahe, dass ich nun Teil des 'Plusminus'-Teams sein darf, freut mich sehr." Er übernimmt mehr...
- Freie Autobahnen an Ostern / ADAC Stauprognose für 9. bis 13. April München (ots) - Der ADAC rechnet an Ostern angesichts der Corona-Krise und den daraus resultierenden Einschränkungen mit deutlich weniger Verkehr als in den Vorjahren und verbindet diese Einschätzung mit der dringenden Bitte, daheim zu bleiben: ADAC Präsident Dr. August Markl: "In einigen Bundesländern sind Fahrten ohne einen dringenden Anlass untersagt, aber auch in jenen Teilen des Landes, in denen Fahrten theoretisch denkbar sind, möchten wir die Bevölkerung bitten, Fahrten nach Möglichkeit zu unterlassen, die verzichtbar sind. Dazu zählen leider mehr...
- BundesselbsthilfeVerband Kleinwüchsiger Menschen e.V. begeistert über Einkaufshilfe im Rahmen von "Jugend forscht" Sankt Augustin (ots) - Wie bereits in den regionalen Medien berichtet wurde, haben sich 3 Jugendliche im Alter von 13 bis 14 Jahren aus Sankt Augustin bei der Serie "Game of Thrones" überlegt, wie der kleinwüchsige Hauptdarsteller Peter Dinklage wohl seine Einkäufe erledigt. So wurde die Idee geboren, sich mit einer selbst gebauten Einkaufshilfe bei "Jugend forscht" an zu melden. Die Mischung aus Leiter und Einkaufswagen wurde zunächst aus Holz gewerkelt und die beiden Mitglieder unseres Selbsthilfeverbandes, Sandra und Mike W., erklärten sich mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Sonstiges
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|