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Im Übergang / Kommentar von Uwe Röndigs zu Wegen aus der Corona-Krise

Geschrieben am 08-04-2020

Mainz (ots) - Die ganze Situation ist doch surreal! Die Frühlingsstimmung verlangt doch eher nach Grillparty, Eiscafé, Großmutter-Besuch mit Enkeln, Flanieren in der Innenstadt, Ferienprogramm im Freizeitpark, Sonnenbaden an den Stränden von Daytona Beach in Florida oder Andachten in Dom oder Dorfkirche. Statt auf steigende Werte des Thermometers, starren wir gebannt auf die Statistiken der Corona-Infizierten. Täglich. Ostern kommt, die Pandemie bleibt. Und mit ihr bleiben die "Regeln", die mit ihren Verboten das öffentliche Leben runterfahren wie nie. Und das ist erst einmal gut so. Da hat Kanzlerin Merkel vollkommen recht. Disziplin - davon brauchen wir alle jetzt eine gehörige Portion. Damit sind wir schon bei der leitenden Frage: Wie kommen wir gut durch diese Zeit? Wir kommen erstens gut hindurch, wenn wir wissen, warum wir im Standby-Modus bleiben. Krisenzeiten werden immer von ethischen Fragen begleitet. Immer geht es um den Wertekanon, über den sich die Gesellschaft wie jetzt in Zeiten von Corona vergewissert. Wohl dem, der Prinzipien hat und sie nicht erst im Notfall entwerfen muss. Ein oberster Wert ist die Priorität des Schutzes jedes einzelnen Lebens. Merkel hat dies immer wieder betont. Es ist gut, dass die Frage nach dem Vorrang der Menschenwürde vor der Ökonomie klar ist. Nach Ostern wird es aber um ebenso klare Bedingungen gehen müssen, unter denen ein Übergang zur "Normalität" beschritten werden soll, und nicht einfach, weil wir es anders nicht aushalten. Klar, die Stabilisierung der Wirtschaft ist das dominierende Thema derzeit. Aber wir sind zweitens gut beraten, wenn gesellschaftliche Kerngruppen mit allen notwendigen Mitteln gestärkt werden. Das sind in erster Linie Familien, aber auch die Fürsorgebeziehungen zwischen den Generationen. In den nächsten Wochen werden die Fragen zur Betreuung noch einmal deutlich in den Vordergrund rücken, je nachdem wie lange die "Auszeit" dauert. Da braucht es Antworten auf die einseitigen Beanspruchungen aus Pflege und Kinderbetreuung, gerade bei Alleinerziehenden. Ein Schlaglicht fällt in diesem Zusammenhang auch auf die seit Jahren diskutierten ehrenamtlichen Patenschaften. Schön, wenn man diese Strukturen jetzt hätte! Statt des löblichen, aber unkoordinierten Aktionismus im Ehrenamt, braucht es diese Patenschaftsmodelle als tragende Säule des freiwilligen Engagements vor Ort. Da müssen die Ideen über die Freiwilligenbörsen deutlich hinausgehen. Und schließlich kommen wir drittens gut durch die Corona-Zeit, wenn schnell Pläne für die "Zeit danach" gemacht werden. Die Corona-Krise wirkt in vielen Lebensbereichen wie ein Katalysator. Ganze Branchen rauschen in den Strukturbruch, andere erleben eine Aufwertung. Politische Flankierung ist nötig wie auch eine Kontrolle der Verteilungseffekte. Über allem steht die Digitalisierung aller Lebensbereiche. Was jetzt zählt, ist eine hohe Anpassungsfähigkeit an Verhältnisse, die nach Corona nie mehr so sein werden wie früher. Gerade die Kirchen machen das zu Ostern vor: Statt großer Gottesdienste stehen allerorts um 19 Uhr brennende Kerzen in den Fenstern, Glockengeläut begleitet das gemeinsame Gebet, Glaubensgemeinschaft lebt in Häusern und digital. Ein Zeichen, das Hoffnung macht: Gemeinsam werden der Limburger Bischof Georg Bätzing als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm das "Wort zum Sonntag" sprechen. Neue Nähe in Zeiten des Abstands und des Übergangs.

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