(Registrieren)

Weniger bekannte Modelle aus 125 Jahren SKODA AUTO: der Typ 998 ,Agromobil' von 1962 (FOTO)

Geschrieben am 15-04-2020

Mladá Boleslav (ots) - - Neue Serie: Rückblick auf besondere Modelle der Unternehmensgeschichte

- Typ 998 ,Agromobil': Leichter, kompakter Geländewagen überzeugte abseits der Straße ebenso wie auf der Kinoleinwand

Mit dem kompakten Typ 998 präsentierte SKODA 1962 ein wendiges und kompaktes Spezialfahrzeug für den Einsatz im Landwirtschafts- und Forstbetrieb sowie für das Heer. Auf Testfahrten im Gelände konnte der Typ 998 zwar vollends überzeugen, in Serie ging der ,Agromobil' genannte Pritschenwagen mit umklappbarer Windschutzscheibe trotzdem nie. Dafür schaffte das 3,50 Meter lange Fahrzeug mit Platz für bis zu zehn Passagiere den Sprung auf die Kinoleinwand. Heute gehört eines der insgesamt 13 produzierten Fahrzeuge des Typ 998 zum Fahrzeugbestand des SKODA Museums.

Fahrzeuge von Laurin & Klement und später von SKODA waren immer schon funktional und vielseitig einsetzbar. So trieben bereits die Motorräder aus den Anfangstagen des Unternehmens bei Bedarf auch kleinere landwirtschaftliche Aggregate an - der kurze Lederriemen zum Hinterrad wurde dafür mit wenigen Handgriffen durch einen längeren ersetzt, der dann zu einer stationären Maschine führte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörten auch Stromaggregate zum Produktportfolio des Unternehmens, die entweder mit modifizierten Pkw-Motoren oder hauseigenen Dieseln angetrieben wurden. Ab 1912 bewährten sich im Landwirtschaftsbetrieb außerdem massive und leistungsstarke Motorpflüge vom Typ Excelsior P4 mit L&K-Vierzylindermotoren beim Bestellen der Felder. Schon wenig später erweiterte das Angebot an Motorpflügen ein kleineres Modell, auf dessen Qualitäten als Zugmaschine und bei Erdarbeiten im Ersten Weltkrieg auch das Militär vertraute. Derweil entstanden beim späteren SKODA Mutterkonzern in Pilsen bereits Traktoren und weitere Landmaschinen mit dem geflügelten Pfeil.

Ende der 1950er- und Anfang der 1960er-Jahre verfügte SKODA somit bereits über jahrzehntelanges Know-how bei der Konstruktion von geländegängigen Nutzfahrzeugen. In der damaligen Tschechoslowakei fehlte es in dieser Zeit an kompakten, wendigen und damit leichten sowie vielseitig einsetzbaren Geländefahrzeugen. Daher fragte das Landwirtschaftsministerium in Mladá Boleslav an, ob es möglich sei, ein Modell zu entwerfen, das den Anforderungen der Agrar- und Forstwirtschaft entspräche und darüber hinaus auch im Tagebau einsetzbar wäre. Außerdem sollte es sich für die Armee eignen. In den Zeiten des Kalten Krieges war das oftmals eine unerlässliche Zusatzbedingung oder gar Grundvoraussetzung und so trugen damals viele militärische Projekte zivile Decknamen. So entstand die Idee für die Entwicklung des Typ 998 ,Agromobil', die im Januar 1961 bei SKODA begann. Dabei arbeitete der damals AZNP (,Automobilové závody národni podnik' oder ,Staatsbetrieb Automobilwerke') genannte Automobilhersteller mit dem Unternehmen Ceská zbrojovka Strakonice zusammen, einem Produzenten von Handfeuerwaffen, Fahrrädern und Motorrädern der Marke CZ. Das neue Modell sollte dort gefertigt werden, da die Kapazitäten von AZNP bereits ausgelastet waren. Die drei Prototypen des 998 entstanden allerdings in Mladá Boleslav und nutzen zahlreiche Komponenten der Serienmodelle von SKODA.

Übergeordnetes Prinzip bei der Konzeption des ,Agromobils' war der Grundsatz ,Form follows function'. Das kompakte Fahrzeug war 3,47 Meter kurz und 1,70 Meter breit und besaß eine selbsttragende Karosserie mit Pritschenaufbau, den ebenso eine Plane abdeckte wie die Kabine für den Fahrer und Beifahrer. Die Ladekante der 1,98 Meter langen und 1,59 Meter breiten Ladefläche lag nur 70 Zentimeter über der Fahrbahn. In Kombination mit dem 1,24 Meter hohen Verdeck ergab sich so ein 3,9 Kubikmeter großer Frachtraum, der einfach zu erreichen war und sich gut beladen ließ. Wahlweise konnten auf zwei längs angeordneten Bänken auch bis zu acht Personen Platz nehmen. Mit Fahrer und Beifahrer bot der Typ 998 in dieser Konfiguration Platz für bis zu zehn Personen.

Zu den Besonderheiten des vielseitig einsetzbaren Geländefahrzeugs zählte die ungeteilte Windschutzscheibe: Sie ließ sich nach vorne umklappen. Damit sank die Fahrzeughöhe des ,Agromobils' von 1,94 auf 1,41 Meter- optimal für Fahrten durch den Wald oder den Transport im Flugzeug. Die sehr guten Offroad-Eigenschaften ergaben sich vor allem durch den Radstand von nur 1,90 Meter und die kurzen Karosserieüberhänge, die vorne wie hinten einen nahezu identischen Böschungswinkel von fast 45 Grad ermöglichten. Eine großzügig dimensionierte Bodenfreiheit von 290 Millimetern bei leerem Fahrzeug und 230 Millimetern bei voller Zuladung trug ebenfalls zur Geländegängigkeit bei. Die einzeln aufgehängten Räder wurden vorne von Trapez-Querlenkern geführt, an der Hinterachse griff man auf Schlepplenker mit einer Drehstabfederung zurück.

Den Antrieb übernahm ein wassergekühlter Reihen-Vierzylinder mit OHV-Ventilsteuerung. Er stammte aus dem SKODA 1202, dem populären und von 1961 bis 1973 gebauten ,Stationwagon', und war längs hinter der Vorderachse zwischen Fahrer- und Beifahrersitz eingebaut. Aus einem Hubraum von 1.221 ccm schöpfte er 33 kW (45 PS). Ein Vierganggetriebe leitete die Kraft über ein angeflanschtes Reduktionsgetriebe an die Hinterachse mit Sperrdifferenzial sowie bei Bedarf auch an die zuschaltbaren und ebenfalls sperrbaren Vorderräder. Neben der Straßenuntersetzung von 1:1,30 gab es auch einen Geländemodus mit einer Untersetzung von 1:2,28. Über eine Zapfwelle im Heck konnte das ,Agromobil' zudem Geräte für Feld- und Forstarbeit antreiben. Das Leergewicht von 936 Kilogramm lag zu 46 Prozent auf der Hinterachse. Bei voller Beladung durfte der Typ 998 bis zu 1.736 Kilogramm wiegen, dann verteilten sich 56 Prozent des Gesamtgewichts auf die hinteren Räder vom Format 6,00-16.

Von den zunächst gebauten drei Prototypen gingen zwei Exemplare zu CZ an den geplanten Produktionsstandort in Strakonice, das dritte ,Agromobil' blieb in Mladá Boleslav und wurde dort einem harten Praxistest unterzogen. In nur 79 Tagen legte es eine Distanz von bemerkenswerten 29.953 Kilometern zurück und wurde dabei mit einer Höchstgeschwindigkeit von 89 km/h gemessen - völlig ausreichend für ein Fahrzeug dieser Bauart. Als Nagelprobe erwies sich ein Vergleichstest einer militärischen Prüfstelle, für die weitere zehn Exemplare des Typ 998 gebaut wurden. Die Prüfstelle bewertete die Geländegängigkeit des ,Agromobils' als gut, der SKODA übertraf auch den sowjetischen GAZ 69, der seinerzeit als Standardfahrzeug der Armeen des Warschauer Pakts diente. Die Gründe für den nie erfolgten Anlauf der Serienproduktion des Typ 998 sind vor allem in den Besonderheiten der zentral gesteuerten Planwirtschaft sowie der mangelnden Einflussnahme der tschechoslowakischen Armee zu suchen.

Der breiten Öffentlichkeit wurde der Pritschen-Frontlenker erst am 29. Januar 1965 bekannt: An diesem Freitag feierte das tschechoslowakische Musical ,Kdyby tisic klarinetu' (,Wenn bloß Tausend Klarinetten') Premiere. In einer Szene dieses Antikriegsfilms verfolgt ein Militärkommando mit zwei Exemplaren des ,Agromobils' einen pazifistischen Deserteur. Der damals 26 Jahre alte Hauptdarsteller Jiri Menzel bewies wenig später auch als Regisseur sein großes Talent: 1968 erhielt seine Komödie ,Liebe nach Fahrplan' (deutscher Fernsehtitel: ,Scharf beobachtete Züge') den Oscar als bester ausländischer Film.

Einer der drei Prototypen des ,Agromobils' gehört heute zur Sammlung des SKODA Museums in Mladá Boleslav, ebenso wie Typ 973 ,Babeta' von 1952. Mit ihm überzeugte im Musical ,Kdyby tisic klarinetu' noch ein weiteres leichtes Geländefahrzeug von SKODA auf der Kinoleinwand.

Weniger bekannte Modelle aus 125 Jahren SKODA AUTO

Diese Serie umfasst insgesamt sieben Pressemitteilungen. Bereits erschienen sind:

1. Folge: Laurin & Klement LW-Dreiräder (1905 - 1911) (http://www.skoda-media.de/press/detail/3386/)

2. Folge: Laurin & Klement Typ E ,Cerná Hora-Montenegro' (1908 - 1909) (http://www.skoda-media.de/press/detail/3387/)

3. Folge: SKODA SAGITTA (1936 - 1938) (http://www.skoda-media.de/press/detail/3390/)

4. Folge: SKODA Typ 998 ,Agromobil' (1962)

Diese Folgen sind in Vorbereitung:

5. Folge: SKODA Typ 990 ,Hajaja' (1963)

6. Folge: SKODA BUGGY Typ 736 (1974 - 1976)

7. Folge: SKODA FELICIA Fun (1996 - 2000)

Pressekontakt:

Andreas Leue
Teamleiter Motorsport und Tradition
Telefon: +49 6150-133 126
E-Mail: andreas.leue@skoda-auto.de

Ulrich Bethscheider-Kieser
Leiter Produkt- und Markenkommunikation
Telefon: +49 6150 133 121
E-Mail: ulrich.bethscheider-kieser@skoda-auto.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/28249/4571437
OTS: Skoda Auto Deutschland GmbH

Original-Content von: Skoda Auto Deutschland GmbH, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

729125

weitere Artikel:
  • Test für Corona-Risikopatienten / Das digitale Herzzentrum iATROS bietet Online-Risikotest für Herz-Kreislauf-Patienten (FOTO) München (ots) - - iATROS ruft "Corona-Herz-Hilfe" ins Leben - Neuer Test ermittelt das Risiko für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen - Nach dem Test können Risikopatienten sich in einer virtuellen Sprechstunde von Herzspezialisten beraten lassen - Kliniken und Kardiologen steht die Plattform während der Pandemie kostenfrei zur Verfügung Das digitale Herzzentrum iATROS bietet einen Online-Risikotest für Herz-Kreislaufpatienten und ruft die "Corona-Herz-Hilfe" ins Leben. Damit bietet mehr...

  • Pollenflug: Diese Therapie hält Heuschnupfen in Schach (FOTO) Baierbrunn (ots) - Bei den rund 20 Millionen Pollen-Allergikern in Deutschland löst Blütenstaub Beschwerden aus: "Das fehlgeleitete Immunsystem reagiert auf eigentlich harmlose Umweltbestandteile ähnlich wie auf gefährliche Eindringlinge, will sie heraustränen, -niesen oder -husten", erklärt der Leiter der Sektion Rhinologie und Allergologie am Universitätsklinikum Marburg, Professor Oliver Pfaar, im Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau". Die gute Nachricht: Das fehlgeleitete Immunsystem kann umerzogen werden. Die sogenannte Allergen-Immuntherapie mehr...

  • Brillantes Comeback! Die ProSieben-Show "The Masked Singer" kehrt mit fantastischen 24,6 Prozent aus der Pause zurück // 8,57 Millionen Zuschauer // Caroline Beil erweckt den Roboter zum Leben (FOTO) Unterföhring (ots) - Drachenstarke Rückkehr aus der Zwangspause: 8,57 Millionen Menschen (ab 3 Jahren) schalten "The Masked Singer" am Dienstag ein. Die Show triumphiert mit herausragenden 24,6 Prozent Marktanteil bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren und sichert sich deutlich den Tagessieg. ProSieben ist mit 13,9 Prozent klarer Marktführer am Dienstag. Direkt im Anschluss verfolgen sehr starke 17,4 Prozent der 14- bis 49-jährigen Zuschauer das Star- und Lifestyle-Magazin "red." mit Annemarie Carpendale. Caroline Beil ist der Roboter mehr...

  • 3sat-Doku "Heilsame Trips - Drogen als Medizin" (FOTO) Mainz (ots) - Mittwoch, 22. April 2020, 20.15 Uhr Erstausstrahlung Der Konsum von Substanzen wie LSD, Psilocybin und DMT (Dimethyltryptamin) ist in den meisten Ländern verboten. Jetzt entdeckt die Wissenschaft die heilsame Wirkung solcher psychedelischer Stoffe wieder. Die Dokumentation "Heilsame Trips - Drogen als Medizin" (Erstausstrahlung) von Florian Gebauer, am Mittwoch, 22. April 2020, 20.15 Uhr in 3sat, stellt verschiedene Studien und Therapieansätze vor. Studienergebnisse zeigen, dass psychoaktive Substanzen bei Depressionen, Ängsten mehr...

  • Neuer "Wilsberg"-Krimi im ZDF: Ekkis zweifelhafte "Vaterfreuden" (FOTO) Mainz (ots) - Hat Georgs bester Kumpel wirklich eine kleine Tochter? In seinem neuen Fall "Wilsberg: Vaterfreuden" muss der Münsteraner Privatdetektiv seinem Freund Ekki aus der Patsche helfen. Das ZDF zeigt den Film am Samstag, 18. April 2020, 20.15 Uhr; in der ZDFmediathek ist er bereits am Vortag ab 10.00 Uhr verfügbar. Für den neuen 90-Minüter der ZDF-Samstagskrimireihe führte Martin Enlen Regie nach dem Drehbuch von Markus B. Altmeyer. Große Überraschung für Ekki (Oliver Korittke): Ex-Freundin Silke Sestendrup (Nadja Becker) stellt ihm mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht