(Registrieren)

Digitalverein "Deutschland sicher im Netz" wirft Spahn "Salamitaktik" bei Corona-App vor

Geschrieben am 26-04-2020

Osnabrück (ots) - Digitalverein "Deutschland sicher im Netz" wirft Spahn "Salamitaktik" bei Corona-App vor

Littger: Auch zentrale Speicherung wäre in Ordnung - "Es bräuchte ein Tragegebot für die App"

Osnabrück. Der Digitalverein "Deutschland sicher im Netz" (DsiN) hat Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Streit über die Corona-App eine "Salamitaktik" vorgeworfen und sich gegen ein Aus für die zentrale Datenspeicherung gestellt. "Per se wäre die zentralisierte Speicherung in Ordnung, wenn Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bei all seinen Plänen die Bürger mitnimmt", sagte DsiN-Geschäftsführer Michael Littger der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Wir haben eine große 'Corona-Solidarität', die Menschen wollen helfen, mehr Normalität zu ermöglichen, und nehmen dafür Einschränkungen hin", erklärte Littger. Das sei ein kostbares Gut. "Spahn darf das nicht aufs Spiel setzen, indem er die Bürger im Unklaren über seine Absichten lässt. Mit Salamitaktik und wöchentlich neuen Vorschlägen wird das nicht gelingen, im Gegenteil." Das Hin und Her mit Blick auf den Startzeitpunkt habe schon "Vertrauen zerstört". Mit der App sollen Nutzer informiert werden, ob sie in engem Kontakt zu Corona-Infizierten standen, und dann in Quarantäne gehen oder sich selbst testen lassen. Ziel ist die Unterbrechung von Infektionsketten.

Nach scharfer Kritik an Spahns Plänen, die Daten zentral zu speichern, war der Gesundheitsminister am Wochenende umgeschwenkt: Die Regierung "setzt auf eine dezentrale Software-Architektur", erklärte der CDU-Politiker am Sonntag in Berlin. Bürgern solle es gleichwohl ermöglicht werden, Daten "freiwillig" an das Robert-Koch-Institut zu übermitteln.

"Bei zentraler Speicherung lägen alle Informationen auf einem zentralen Server. Das eröffnet Möglichkeiten, die Pandemielage viel genauer zu analysieren", sagte DsiN-Chef Littger der NOZ. "Wegen der pseudonymisierten Informationen wäre das datenschutzrechtlich vertretbar. Datensicherheit und eine breitere Nutzung der App sind kein Widerspruch, pseudonymisierte Daten tun niemandem weh, das ist auch nicht datenschutzwidrig."

Der Streit über zentrale oder dezentrale Speicherung habe schon zu Verzögerungen geführt und den Blick auf das Entscheidende verstellt, beklagte Littger, dessen Verein unter der Schirmherrschaft des Innenministeriums steht: Was nutzt die App am Ende, um die Verbreitung zu bremsen? Die Kontaktnachverfolgung wäre auch mit einem dezentralen System möglich. Auch damit können Kontaktpersonen von Positiven automatisch informiert werden. "Für die Nutzer wäre kein Unterschied feststellbar. Aber auch bei der dezentralen Variante gäbe es keine 100-prozentige Sicherheit, nur eine möglichst hohe", gab der DsiN-Chef zu bedenken.

Littger forderte Spahn auf, dringend für weitere Klarheit zu sorgen: "Was passiert, wenn ich gewarnt werde? Muss ich in Quarantäne, wird das kontrolliert? Was, wenn ich mich nicht daran halte? Bekomme ich einen Sonderstatus, wenn ich das Virus schon hatte und immun bin? Hier muss die Regierung, allen voran der Gesundheitsminister, ganz dringend informieren." Wichtig sei auch eine Anzeigefunktion, wer schon immun ist oder wer kürzlich negativ getestet wurde - und deswegen eigentlich nicht in Quarantäne müsste, wenn der Risikokontakt vor der Testung stattgefunden habe. "Wenn die App das nicht leistet, haben wir nur eine Scheingenauigkeit, und das wäre kontraproduktiv."

Nur wenn die App von einer Mehrheit eingesetzt werde, bringe sie den Durchbruch im Kampf gegen Covid-19. "50, 60, 70 Millionen Menschen in Deutschland sollten die App idealerweise nutzen. Und idealerweise bräuchte es eine Art Trage-Gebot", sagte der Digitalberater. Denn wenn das Handy etwa beim Besuch im Fitnessstudio im Spind bliebe, würde es nur mit einem Handy im Nachbarspind kommunizieren. "Für eine Kontaktnachverfolgung müssten sich die Menschen das Smartphone an den Körper klemmen, damit die Abstände zu anderen Personen valide nachzuhalten sind. Das Gleiche gilt etwa für Schulkinder."

An Spahn appelliert der DsiN-Chef, schnell aufzuklären. "Sonst siegen die Gerüchte, und das wäre das Aus für so eine App, denn sie hätte nur eine Chance, wenn sie freiwillig wäre. Eine Zwangs-App würde von der Gesellschaft nicht akzeptiert." Weil die App dabei helfen könne, mehr Alltag zu ermöglichen, müsse die Chance unbedingt ergriffen werden. "Wir hoffen auf eine Lösung im Mai, spätestens im Juni. Vorher sehen wir sie nicht", fügte er hinzu.

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/58964/4581158
OTS: Neue Osnabrücker Zeitung

Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

730608

weitere Artikel:
  • Coronavirus - Es beginnt zu brodeln Straubing (ots) - Bei jenen, die durch die Restriktionen direkt und massiv betroffen sind, wächst die Verärgerung. Da sind Eltern, die nicht wissen, wohin mit ihren Kindern. Wirte, die sich fragen, warum Friseure bald wieder öffnen dürfen, sie aber nicht. Viele, die nach wenigen Wochen vor den Trümmern dessen stehen, was in Jahren oder gar Generationen aufgebaut wurde (...). Es gibt andere, die Verschwörungstheorien anhängen oder die dem Staat per se misstrauen und die glauben, dass Corona nur ein Alibi ist, Bürgerrechte zu schleifen. (...) Umso mehr...

  • Corona-Krise - Klimawandel nicht vergessen Straubing (ots) - Was ist gerade wichtiger, Klimaschutz oder Corona-Schutz? Beides geht zusammen, muss aber auch zusammengebracht werden. Es macht keinen Sinn, in der Corona-Panik das Geld auszuschütten und beispielsweise der Auto- und der Luftfahrtbranche Milliarden zu versprechen, ohne dies mit Konditionen zu verknüpfen. Gegen das Virus wird es in ein paar Monaten einen Impfstoff geben. Ist die Umwelt zerstört, hilft gar nichts mehr. Pressekontakt: Straubinger Tagblatt Ressort Politik/Wirtschaft/Vermischtes Markus Peherstorfer Telefon: mehr...

  • Vertrauen verspielt Frankfurt (ots) - Wenn Donald Trump empfiehlt, Desinfektionsmittel zu injizieren, erkennt jeder, dass dieser Vorschlag lebensgefährlich ist. Bei der Corona-App ist es schwerer. Nur IT-Fachleute wissen, wie einfach Missbrauch wird, sobald persönliche Gesundheitsdaten auf einem zentralen Server gehortet werden. Wenn Google, Apple, aber auch die deutschen Experten gegen die ursprüngliche Lösung Einspruch erheben, sind Politiker gut beraten, das so ernst zu nehmen wie den Rat von Virologen. Gesundheitsminister Spahn tat dies nicht, wie er während der mehr...

  • Pathologen wollen für Corona-Obduktionen bessere Bezahlung Düsseldorf (ots) - Deutschlands Pathologen dringen darauf, die derzeit anfallenden Obduktionen von verstorbenen Corona-Patienten den Kliniken schneller und besser zu vergüten. In einem Schreiben an die Spitzenverbände der Krankenkassen, das der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag) vorliegt, fordert der Bundesverband Deutscher Pathologen, die Vergütungshürde in Form unverhältnismäßig hoher Obduktionsquoten abzuschaffen. "Die Pathologie vermag im Allgemeinen und auch bei dieser neuen Viruserkrankung über die Obduktionen einen wichtigen Beitrag mehr...

  • Alphatiere / Kommentar von Ulrich Gerecke zur Kulturministerkonferenz Mainz (ots) - An diesem Montag will die Kultusministerkonferenz (KMK) beraten, unter welchen möglichst einheitlichen Hygiene-Bedingungen am 4. Mai die Schulen wieder öffnen. Eine gute Idee, leider viel zu spät. Denn längst wurden landauf, landab Gesundheitskonzepte aufgestellt und Stoppt-Corona-Pläne geschmiedet - zu Recht, denn die Zeit bis zur Wiedereröffnung läuft ab. Diese Vorbereitungen sind so weit gediehen, dass sie kaum eine Schule noch umschmeißen könnte, würde der KMK bahnbrechend Neues einfallen. Das gilt auch für Rheinland-Pfalz, Heimat mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht