(Registrieren)

Die Finanzbasis droht zu bröckeln Die Kommunen rechnen mit massiven finanziellen Einbrüchen durch die Corona-Krise. Die Unterstützung von Bund und Ländern ist jetzt gefragt. Von Jana Wolf

Geschrieben am 10-05-2020

Regensburg (ots) - Die politische Show in der Coronakrise spielt sich zwischen Bund und Ländern ab. Auf diesen Ebenen unseres föderalen Systems wurde der weitreichende Lockdown beschlossen, hier werden die schrittweisen Lockerungen vollzogen, hier wird über Rettungspakete und Soforthilfen befunden. Nicht umsonst heißt es, dass die Krise die Stunde der Exekutive ist. Doch während die Scheinwerfer auf Bundes- und Landesregierungen gerichtet sind, leistet eine nachgeordnete Ebene im Schatten eine unentbehrliche Arbeit: die Kommunen. Sie müssen die Beschlüsse von Bund und Ländern in die Tat umsetzen, Schutzvorkehrungen vor Ort treffen und praktikable Lösungen finden, damit das Leben in den Gemeinden und Städten weitergehen kann. Die Verantwortung der Kommunen in der Krise wächst - und gleichzeitig droht die finanzielle Basis, auf der sie stehen, zu bröckeln. Die Aussichten sind düster. Spitzenverbände befürchten massive Einbußen besonders bei den für die Kommunen wesentlichen Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Mit einem Minus von mindestens 15 bis 20 Prozent bei der Gewerbesteuer im Bundesschnitt rechnet der Deutsche Städtetag. Beim Deutschen Städte- und Gemeindebund ist sogar von einem drohenden 50-Prozent-Ausfall dieser Einnahmen die Rede. Hinzu kommt, dass trotz bleibender Fixkosten die Einnahmen aus dem öffentlichen Nahverkehr, Schwimmbädern oder Museen ausbleiben. Umgekehrt steigen die Ausgaben, etwa bei den Gesundheitsämtern oder für Schutzmaßnahmen im öffentlichen Leben. Bei Bürgermeistern und Landräten sorgt das für Verunsicherung. Viele von ihnen spielen schon durch, welche kommunalen Projekte und Investitionen sich vertagen lassen. Die überfällige Schulsanierung, der lange erhoffte Neubau des Feuerwehrhauses oder der unter ökologischen Gesichtspunkten wichtige ÖPNV-Ausbau könnten in ferne Zukunft rücken. Diese vagen Verlustschätzungen sind allerdings tückisch. Denn zwischen 15 und 50 Prozent an möglichen Gewerbesteuerausfällen liegt eine weite Spanne. Für die kommunalen Interessensvertreter ist das ein Problem: Sie erheben politische Forderungen für Hilfsleistungen von Bund und Ländern, ohne die genaue Höhe der benötigten Gelder nennen zu können. Doch die Verbände tun gut daran, sich mit konkreten Zahlen zurückzuhalten. Zum aktuellen Zeitpunkt kann keiner die Minussummen genau beziffern. Wer jetzt mit Zahlen vorprescht, muss sich später möglicherweise korrigieren. Das wäre unseriös. Klar ist: Ohne staatliche Zuschüsse wird es nicht gehen. Denn für die Kommunen werden die krisenbedingten Belastungen eher noch zunehmen. Nur ein Beispiel: die Schulbusse. Dürfen künftig nur noch weniger Schüler gleichzeitig in einem Bus sitzen, müssen mehr Fahrzeuge eingesetzt werden. Die entstehenden Mehrkosten bleiben an den betroffenen Gemeinden und Städten hängen. Es ist geboten, dass Bund und Länder nicht nur kriselnde Unternehmen stützen, sondern auch belastete Kommunen. Klar ist aber auch: Es trifft nicht alle Kommunen im gleichen Maß. Hoch überschuldete Gemeinden etwa im Saarland oder in Nordrhein-Westfalen werden viel härter und existenzieller von der Pandemie getroffen, als gut ausgestattete bayerische Städte, in denen in den vergangenen Jahren die Steuereinnahmen nur so sprudelten. Es ist das erklärte Ziel der Bundesregierung, für gleichwertige Lebensverhältnisse im Land zu sorgen. Dieses Ziel darf in dieser von allen unverschuldeten Krise nicht aus dem Blick geraten. Reiche bayerische Kommunen sollten sich das vor Augen führen, ehe sie vorlaut Mitteln aus den Bundestöpfen verlangen. Die Hilfen müssen nach Kriterien der Fairness verteilt werden. Nicht nach der Lautstärke, in der die Empfänger rufen.

Pressekontakt:

Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/62544/4593329
OTS: Mittelbayerische Zeitung

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

732454

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Italien Stuttgart (ots) - Wie ein Fluch liegt die Corona-Krise auf Italien. Auch zwölf Jahre nach dem Beginn der weltweiten Finanzkrise hat es das Land nicht geschafft, sich solide aufzustellen. Nur vage Hoffnungsschimmer waren am wirtschaftlichen Horizont aufgeflackert. Die Wirtschaft wuchs - allerdings sehr langsam. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone war schon vor Corona erheblichen Risiken ausgesetzt. Nun wird sie vom Virus zerfressen. Die EU-Hilfen, die Rom ergreifen könnte, würden etwas Linderung verschaffen. Am wirtschaftlichen Kernproblem mehr...

  • Ein Skandal namens Trump/Wolfgang Hübner über das Versagen des US-Präsidenten während der Pandemie Berlin (ots) - Im Fach Rechthaberei ist Donald Trump unübertroffen. Er hat sich einmal darauf festgelegt, dass einzig China und die Weltgesundheitsorganisation verantwortlich sind für die weltweite Corona-Ausbreitung. Und nun bleibt er auf Biegen und Brechen dabei. Deshalb ließen die USA jetzt im UN-Sicherheitsrat eine Resolution scheitern, an der monatelang gearbeitet worden war. Es ging darin um eine 90-tägige Waffenruhe in den Konflikten rund um den Globus und um Unterstützung für alle Organisationen, die Corona bekämpfen. Man muss sich keine mehr...

  • Das Erste, Montag, 11. Mai 2020, 5.30 - 9.00 Uhr Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 8.10 Uhr, Johannes-Wilhelm Rörig, Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) der Bundesregierung, Thema: Kindliche Gewaltopfer Pressekontakt: Weitere Informationen unter www.ard-morgenmagazin.de Redaktion: Martin Hövel Kontakt: WDR Kommunikation, wdrpressedesk@wdr.de, Tel. 0221 220 7100 Agentur Ulrike Boldt, Tel. 0172 - 2439200 Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/6694/4593336 OTS: ARD Das Erste Original-Content von: ARD Das Erste, übermittelt durch news mehr...

  • KOMMENTAR NRW braucht einen Pakt für digitales Lernen Düsseldorf (ots) - Von Reinhard Kowalewsky Schnell und unbürokratisch handeln statt reden. So hat NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) es geschafft, mehr als 300.000 Selbstständigen in NRW in wenigen Wochen Soforthilfe zum Überleben trotz Corona-Krise auszahlen zu lassen. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer sollte sich an ihrem Parteifreund orientieren. Sie steht in der Pflicht, dass alle infrage kommenden NRW-Schüler bis zum Anfang des neuen Schuljahres ein für digitales Lernen brauchbares Endgerät zur Verfügung haben, also einen mehr...

  • WESTFALEN-BLATT (Bielefeld): Kommentar zu Corona-Protesten Bielefeld (ots) - Na, klar: Die US-Amerikaner haben das World Trade Center einst selbst in die Luft gesprengt, und die Corona-Pandemie ist eine üble Machenschaft von Bill und Melinda Gates. Und nun: Ironie aus! Ja, wenn es nur so einfach wäre. Es ist zweifelsohne ein unschätzbarer Vorzug unseres Rechtsstaats, dass man hierzulande für und gegen nahezu alles demonstrieren kann und dass man auch so einiges behaupten darf. Doch so berechtigt die Kritik an den wochenlangen Einschränkungen von Grundrechten in der Corona-Krise sein mag und so ernst mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht