Chinesische Unternehmen mit Zahlungsproblemen / Kreditversicherer Coface: Schon vor Corona immer längere Überziehungen
Geschrieben am 04-06-2020 |
Mainz (ots) - Noch vor Corona hat sich das Zahlungsverhalten der Unternehmen in China verschlechtert. Das hat eine Befragung des Kreditversicherers Coface bei mehr als 1000 Unternehmen ergeben. Zwar blieb die Dauer des Zahlungsverzugs 2019 im Durchschnitt mit 86 Tagen stabil. Der Anteil der Unternehmen mit Zahlungsverzögerungen von mehr als 120 Tagen erreichte aber 37 Prozent, das sind 6 Punkte mehr als im Jahr 2018. Dabei hatte mehr als ein Viertel der Unternehmen (27 Prozent) ultralange Zahlungsverzögerungen über 180 Tage mit einem Volumen von mehr als 10 Prozent ihres Jahresumsatzes. "Wenn lange Verzögerungen einen erheblichen Teil des gesamten Jahresumsatzes ausmachen, kann der Cashflow eines Unternehmens gefährdet sein", erklärt Carlos Casanova, Economist bei Coface für die Region Asien-Pazifik. "Kommen Schocks wie COVID-19 hinzu, gibt das Anlass zur Sorge."
66 Prozent der von Coface im vierten Quartal 2019 befragten Unternehmen berichteten von Zahlungsverzögerungen. Carlos Casanova erwartet, dass Unternehmen, die am stärksten von den Covid-Einschränkungen betroffen sind, ihre Zahlungen weiter hinauszögern müssen, um dieses Jahr überleben zu können. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen dürfte steigen. "Die chinesischen Unternehmen stellen sich auf ein viel härteres 2020 ein, da sich die Cashflow-Risiken für einige Sektoren anhäufen. Das Wachstum wird auf 1,0 Prozent fallen, den niedrigsten Stand seit 30 Jahren."
Die Unternehmen in China räumen ohnehin schon recht lange Zahlungsziele ein. 2019 hat sich der Anteil der Befragten, die durchschnittliche Kreditlaufzeiten von mehr als 120 Tagen hatten, in zwei Jahren fast verdoppelt, von 12 Prozent im Jahr 2017 auf 23 Prozent im Jahr 2019. In der Praxis boten 50 Prozent Zahlungsfristen von mehr als 120 Tagen an.
Die Sektoren mit dem höchsten Anteil von extrem langen Überziehungen, die mehr als 10 Prozent des Jahresumsatzes ausmachen, sind das Baugewerbe (30 Prozent), Transport (30 Prozent), Energie (29 Prozent) und die Automobilindustrie (28 Prozent). Infolge des Handelskonfliktes zwischen den USA und China verzeichnete der IKT-Sektor die höchste Zunahme der Zahlungsverzögerungen (plus 12 Tage) auf 102 Tage. Während alle Sektoren diesen Risiken ausgesetzt sind, haben Branchen, die aus einer Position der Stärke und mit ausreichendem Cashflow in die Krise eingetreten sind, bessere Chancen sie zu überstehen als jene mit angeschlagener Liquidität.
Tatsächlich könnten Unternehmen schon jetzt im Vergleich zum letzten Jahr in einer schwächeren Position sein, um den Auswirkungen des COVID-19-Schocks zu widerstehen. Denn 40 Prozent der Befragten gaben an, dass sie 2019 keine Kreditmanagement-Tools zur Minderung von Cashflow-Risiken eingesetzt haben. Nur 17 Prozent der Befragten nutzten eine Kreditversicherung.
Pressekontakt:
Coface, Niederlassung in Deutschland
Pressesprecher Erich Hieronimus
Tel. 06131/323-541
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