Corona-Folgen in Afghanistan: 8 Millionen Kinder werden humanitäre Hilfe benötigen
Geschrieben am 12-06-2020 |
Berlin (ots) - Die Zahl der hilfsbedürftigen Kinder in Afghanistan steigt weiter dramatisch an: Durch die Folgen der Corona-Pandemie könnten bis zum Jahresende 40 Prozent der Kinder in Afghanistan auf humanitäre Hilfe angewiesen sein, warnt Save the Children. Das entspricht einer Zahl von 8,12 Millionen Kindern - drei Millionen mehr als in der Prognose der Kinderrechtsorganisation vom Jahresbeginn.
Schon im Februar hatte Save the Children die alarmierende Hochrechnung von 5,26 Millionen Kindern veröffentlicht, die noch in diesem Jahr lebenswichtige Hilfe benötigen würden. Durch die COVID19-Pandemie hat sich die Situation noch einmal dramatisch verschärft. Öffentlichen Dienste, der Zugang zu medizinischer Versorgung und die Wirtschaft Afghanistans sind in Mitleidenschaft gezogen. Eine rasche Inflation und große Preisanstiege bei Grundnahrungsmitteln machen den Familien zu schaffen. Nach jüngsten Schätzungen der UNO benötigen insgesamt 14 Millionen Menschen in Afghanistan - fast 40 Prozent der Bevölkerung - jetzt Hilfe, um dieses Jahr zu überleben. Vor nur sechs Monaten war von 9,4 Millionen Menschen ausgegangen worden.
"Die internationale Gemeinschaft ist in der Pflicht, sich jetzt solidarisch zu zeigen mit einem Land, das unter den Folgen jahrzehntelanger Konflikte, des Klimawandels und nun einer globalen Gesundheitskrise leidet", sagt Susanna Krüger, Vorstandsvorsitzende von Save the Children Deutschland. "Die jahrelange internationale Hilfe hatte gerade begonnen, Früchte zu tragen. Eine Rekordzahl von Kindern ging zur Schule, es gab Fortschritte in Bereichen wie Kinderarbeit, Armut, Hunger und Kinderehen. Die COVID19-Pandemie könnte diese hart erkämpften Erfolge innerhalb weniger Wochen wieder zunichtemachen, wenn die humanitäre Hilfe nicht schnell und drastisch ausgeweitet wird."
Milan Dinic, Landesdirektor von Save the Children in Afghanistan, betont: "Millionen Menschen in Afghanistan haben keinen einfachen Zugang zu Gesundheitseinrichtungen. Den wenigen funktionierenden Einrichtungen fehlen wichtige Ressourcen, darunter COVID-19-Tests und Kapazitäten zur Behandlung von Schwerkranken. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass humanitäre und kommerzielle Güter nach Afghanistan gelangen können und rasch dorthin geschickt werden, wo sie am dringendsten benötigt werden. Die UNO hat an die Welt appelliert, eine Milliarde Dollar an Hilfsgeldern aufzubringen, damit in Afghanistan wenigstens die Grundbedürfnisse gestillt werden können - das ist eine große Summe inmitten der aktuellen Wirtschaftskrise. Aber die internationale Gemeinschaft muss für die Sicherheit, die Gesundheit und das Wohlergehen von Millionen afghanischen Kindern zu sorgen, die ohne eigenes Verschulden in Not sind."
Für Millionen von Familien ist der Alltag inmitten der Pandemie ein Kampf ums Überleben. Große Teile der Bevölkerung leben von Gelegenheitsjobs oder haben Arbeitsplätze, die von Kontaktbeschränkungen beeinträchtigt sind, etwa die Arbeit auf Märkten, in Geschäften oder als Straßenhändler. Schon vor COVID-19 mussten 93 Prozent der afghanischen Haushalte mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen. Kaum jemand hat Rücklagen, um die wirtschaftlichen Einbußen aufzufangen. Derweil steigen die Preise für Grundnahrungsmittel wie Mehl, Hülsenfrüchte, Reis, Speiseöl und Zucker weiter an, so dass es für die Familien immer schwieriger wird, sich selbst zu ernähren.
Save the Children fordert, dass trotz der Pandemie die Grenzen für Waren und Menschen sowie die Lieferwege innerhalb des Landes geöffnet bleiben. Dies würde dazu beitragen, die Inflation unter Kontrolle zu halten und den Hilfsorganisationen die Möglichkeit geben, Lebensmittel und Medikamente zu den Bedürftigen zu bringen.
Zusatzinformationen:
- Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) schätzt, dass im Jahr 2020 insgesamt 14 Millionen Menschen in Afghanistan Hilfen benötigen werden: http://ots.de/IQFOVQ - Laut OCHA sind 58 Prozent der Bevölkerung unter 18 Jahre alt. 58 Prozent von 14 Millionen sind 8,12 Millionen. - Save the Children ist seit1976 in Afghanistan im Einsatz. Im Jahr 2019 erreichte die Organisation mehr als 4 Millionen Menschen in Afghanistan, darunter über 900.000 Kinder, mit Programmen in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Ernährung, Nahrungsmittelsicherheit, Kinderrechte und Kinderschutz. - Save the Children hat Büros in 8 Provinzen und humanitäre Aktivitäten in 14 von 34 Provinzen.
Bei Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an unsere Pressestelle.
Über Save the Children
Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in über 110 Ländern im Einsatz. Save the Children ist da für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen - seit 100 Jahren und darüber hinaus. Diese Kinder zu schützen, zu stärken und zu fördern ist das zentrale Anliegen der Organisation. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen in den Bereichen Schule und Bildung, Schutz vor Ausbeutung und Gewalt sowie Überleben und Gesundheit. Save the Children setzt sich ein für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben und frei und selbstbestimmt aufwachsen können.
Pressekontakt:
Kontakt:Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle - Susanne Sawadogo
Tel.: +49 (30) 27 59 59 79 - 120
Mail: susanne.sawadogo@savethechildren.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/106106/4621559
OTS: Save the Children Deutschland e.V.
Original-Content von: Save the Children Deutschland e.V., übermittelt durch news aktuell
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