Ein verlorenes Jahr, Kommentar zur Commerzbank von Anna Sleegers
Geschrieben am 30-06-2020 |
Frankfurt (ots) - Nun auch noch das: In aller Öffentlichkeit kippen Teile des Aufsichtsrats der Commerzbank einen Sitzungstermin zur künftigen Strategie. Die Arbeitnehmervertreter fühlen sich unzureichend informiert, weil der Vorstand ihnen auch zwei Tage vor dem Sitzungstermin keinerlei Informationsmaterial zur Verfügung gestellt hat. Laut einem Flugblatt der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, das am Dienstag bei der Commerzbank kursierte, fürchten sie, dass der Finanzinvestor Cerberus und der Bund als Großaktionäre gemeinsame Sache machen könnten, um dem Institut eine Strategie gegen die Interessen der Belegschaft aufzuzwingen.
Die Aktion reiht sich nahtlos in die Krisensymptome ein, die das Institut schon seit Monaten an den Tag legt: Erst schlittert das Institut operativ in die roten Zahlen, noch bevor sich die Effekte der Covid-19-Pandemie in Wertberichtigungen und Kreditausfällen niederschlagen können. Dann beginnt Cerberus, bislang nicht unbedingt als aktivistischer Investor verschrien, den Aufsichtsratschef mit Briefen zu piesacken. Dabei kommt heraus, dass der im vergangenen Herbst mit großem Buhei angekündigte Stellenabbau irgendwo im Dickicht der betrieblichen Mitbestimmung versandet ist. Innerhalb der Belegschaft treiben die Spekulationen über etwaige Neubesetzungen von Top-Management-Funktionen bunte Blüten. Und dann bringt der Vorstand die offenbar mächtige Arbeitnehmerseite der Bank auch noch derart gegen sich auf. Und das nur wenige Wochen bevor er die Investoren mit einer überarbeiteten Strategie besänftigen wollte.
Jetzt rächt es sich, dass die Commerzbank nach dem Ende der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank keinen Neustart gewagt hat. Wahrscheinlich wäre der Fusionsbefürworter Martin Zielke dafür nicht der richtige Mann gewesen. Anders als Christian Sewing, der nur wenige Wochen nach dem Ende der Gespräche die Deutsche Bank konsequent auf die Bereiche zurechtstutzte, in denen sie wirklich gut ist, setzte Zielke im vergangenen, einem verlorenen Jahr auf eine behutsame Überarbeitung der Strategie. Mit niedriger gesteckten Zielen freilich, da ja schon die alten Pläne an den widrigen Marktbedingungen gescheitert waren.
Ironischerweise stellen die vermeintlichen Klassenfeinde Verdi und Cerberus jetzt unisono die Frage, wie die Commerzbank künftig eigentlich mehr Geld verdienen will. Aus Sicht der Mitarbeiter wie der Aktionäre wäre es ein Treppenwitz, wenn sich die Antwort darauf auch ohne Großfusion wieder einmal darauf beschränken würde, im großen Stile Stellen abzubauen.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/30377/4639223
OTS: Börsen-Zeitung
Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
739086
weitere Artikel:
- Kommentar: Historischer Fehler beim Mindestlohn Düsseldorf (ots) - Stundenlang rang die Kommission um die Anhebung des Mindestlohns. Doch das, was sie als Kompromiss zwischen dem Wünschbaren und Machbaren anpries, ist ein Schlag für die Volkswirtschaft. Da steckt Deutschland wegen der Corona-Krise in der größten Rezession seit 1929. Da sind Millionen Stellen bedroht - nicht nur in der Autoindustrie, die weit über dem Mindestlohn zahlt, sondern vor allem in Handel und Gastronomie. Doch was fällt den Funktionären in der Kommission ein? Eine schrittweise Anhebung des Mindestlohns auf 10,45 Euro mehr...
- Haier wird als IoT-Ökosystem-Marke unter den BrandZ Top 100 der wertvollsten globalen Marken 2020 geführt London (ots/PRNewswire) - Der chinesische Haushaltsgeräte-Gigant Haier wurde am 30. Juni als einzige IoT (Internet der Dinge)-Ökosystem-Marke in die Liste der BrandZ Top 100 Most Valuable Global Brands 2020 aufgenommen.
Das von der weltweit größten Kommunikationsdienstleistungsgruppe WPP und ihrem Beratungsunternehmen Kantar vorgestellte BrandZ-Ranking bezieht als einziges Verbraucherergebnisse mit ein, was es zu einem Barometer in der globalen Markenlandschaft macht.
In diesem Jahr stieg Haiers globales Ranking in der BrandZ Top 100 Most mehr...
- WESTFALEN-BLATT (Bielefeld): Kommentar zum Tönnies-Rückzug Bielefeld (ots) - Clemens Tönnies macht Platz - zumindest beim FC Schalke 04. Der Rückzug vom Posten des Aufsichtsratschefs ist aus Sicht vieler Fans überfällig. Für sie war Tönnies schon seit dem vergangenen Sommer nicht mehr tragbar, als er beim "Tag des Handwerks" in Paderborn durch rassistische Äußerungen in die Kritik geraten war.
Wem sein unehrenvoller Abgang am Ende aber nützt, wird sich erst noch zeigen. Denn schon länger wird man das Gefühl nicht los, dass so mancher Schalker glaubt, im wortgewaltigen Fleisch-Unternehmer aus Rheda-Wiedenbrück mehr...
- Laschet nennt Kohlekompromiss "Meilenstein" Essen (ots) - NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat den Kohlekompromiss der großen Koalition in Berlin begrüßt. "Die Einigung des Bundeskabinetts auf den Kohlekompromiss ist ein Meilenstein für mehr Klimaschutz und mehr Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland", sagte er der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Mittwochausgabe). Mit der Einigung bei den zuletzt noch strittigen Punkten habe sich "am Ende auch unser intensiver Einsatz für eine faire Regelung für die jungen Steinkohlekraftwerke und damit für Investitionssicherheit am Standort mehr...
- Wirtschaftsweiser Truger lobt Beschluss der Mindestlohnkommission Düsseldorf (ots) - Der Wirtschaftsweise Achim Truger hat den Beschluss der Mindestlohnkommission zur Anhebung der Lohnuntergrenze in vier Schritten begrüßt. "Die Empfehlung mit zunächst nur geringen und ab 2022 kräftigen Anhebungen ist ein sinnvoller Kompromiss", sagte Truger der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch). "Perspektivisch ist eine Erhöhung auf zwölf Euro sozialpolitisch gut begründet und beschäftigungspolitisch unschädlich", sagte der Duisburger Ökonom. "In diese Richtung gehen die kräftigen Schritte 2022. Gleichzeitig wird für mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|