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COVID-19 versetzt die Transport- und Logistikbranche in den Krisenmodus

Geschrieben am 14-07-2020

Düsseldorf (ots) - Die Corona-Krise unterstreicht die Systemrelevanz der Logistikbranche / M&A-Geschehen in der Branche bricht ein / Digitalisierung und Innovation zeigen Wege aus der Krise / PwC-Experten erwarten langsame Erholung

Flugzeuge bleiben am Boden, Container- und Kreuzfahrtschiffe im Hafen; der Reiseverkehr ist stark eingeschränkt und viele Fabriken haben zeitweise ihre Produktion heruntergefahren: Die Corona-Krise trifft die Transport- und Logistikbranche besonders hart. Die Bruttowertschöpfung im europäischen Frachtverkehr und in der Logistik wird einer PwC-Szenarioanalyse zufolge im Jahr 2020 um 8,6 Prozent einbrechen und sich langsam in einem U-Szenario erholen (Stand 06/2020). Zu diesen Ergebnissen kommt die PwC-Analyse "Transport and logistics barometer", in der die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft die aktuellen Entwicklungen, M&A Deals, Joint Ventures und strategischen Allianzen in der Transport- und Logistikindustrie im ersten Halbjahr 2020 untersucht.

"Durch die Corona-Pandemie befinden sich viele Unternehmen aus der Transport- und Logistikbranche im Krisenmodus. Die Frage ist nun, wie schnell sich die Branche erholen kann. Dabei werden die Digitalisierung und Innovationen eine zentrale Rolle spielen", kommentiert Ingo Bauer, Leiter des Bereichs Transport und Logistik bei PwC Deutschland.

Deals-Geschehen und Kooperationen brechen ein

Die Krise spiegelt sich insbesondere auch beim Deals-Geschehen wider, das im ersten Halbjahr einen schweren Rückgang verzeichnete: Zwischen Januar und Juni wurden nur 92 Deals mit einem Volumen von über 50 Millionen US-Dollar angekündigt (1. HJ 2019: 138 / 2. HJ 2019: 123). Auch die Anzahl strategischer Allianzen ist im zweiten Quartal stark gesunken. Das gesamte Deal-Volumen hat sich mehr als halbiert und erreichte nur noch 29,9 Milliarden US-Dollar (1. HJ 2019: 68,4 Milliarden / 2. HJ 2019: 76,7 Milliarden US-Dollar). Europäische Unternehmen und Investoren zeigten sich dabei erstaunlich robust: Sie waren immerhin an 33 Unternehmenskäufen (1. HJ 2019: 33 / 2. HJ 2019: 36) mit einem Gesamtvolumen von 10,3 Milliarden US-Dollar beteiligt.

"In unsicheren Zeiten bleibt wenig Raum für strategische Schritte wie Fusionen, Übernahmen oder Kooperationen. Insofern ist der deutliche Rückgang beim Deals-Geschehen und bei den Kooperationen nicht verwunderlich", so Dr. André Wortmann, Koordinator Transport & Logistik Deals bei PwC Europe.

Luftfahrtbranche leidet besonders

Die Subsektoren der Branche sind unterschiedlich stark von der Pandemie betroffen. Den Passagierverkehr und insbesondere die Luftfahrtbranche belastet die Krise am stärksten: Durch Reisebeschränkungen und Quarantänemaßnahmen ist die Nachfrage fast komplett weggebrochen - mit schwerwiegenden Folgen für die Umsätze von Fluggesellschaften, Flughäfen, Bus- und Bahnunternehmen.

"Insbesondere für die Luftfahrtindustrie ist die Corona-Pandemie die größte Herausforderung, die sie je erlebt hat. Wann und ob sich der Flugverkehr vollständig erholt, ist offen. Wir gehen von einem L-Szenario aus: Nach dem starken Einbruch besteht vorerst keine Aussicht auf eine Rückkehr zum Vorkrisen-Niveau", so Ingo Bauer.

Entsprechend gering ist das Interesse privater Investoren an der Flugbranche, während verschiedene Regierungen in Form von staatlichen Investitionsprogrammen einspringen, um "ihre" Fluggesellschaften zu retten. Von den 92 Transaktionen, die in der ersten Jahreshälfte 2020 angekündigt wurden, zielten fünf auf Fluggesellschaften ab; vier nahmen Flughäfen ins Visier.

Logistik beweist Systemrelevanz

Auch der Frachtverkehr und die Logistik bekamen die Auswirkungen der Pandemie in Folge von Grenzschließungen, zurückgehender Nachfrage und Produktionsstopps deutlich zu spüren. Dabei sind Logistikunternehmen unterschiedlich stark betroffen, je nachdem für welche Branche und welche Art von Waren sie transportieren. Die Logistikketten funktionierten jedoch trotz Einschränkungen weiter und die Versorgung mit Waren des täglichen Verbrauchs war jederzeit sichergestellt. Die Krise hat also die Systemrelevanz der Branche unter Beweis gestellt. "Die Erfahrungen aus der Krise führen dazu, dass einige Lieferketten auf regionaler Ebene neu organisiert werden. Die Globalisierung als Ganzes steht jedoch nicht zur Disposition", ist Ingo Bauer sicher.

Mit Blick auf das Deals-Geschehen bleibt der Logistik- und Trucking-Sektor das aktivste Segment der Branche. Nach Einschätzung von PwC-Experten Ingo Bauer wird das auch so bleiben. Er sieht dabei vor allem zwei Schwerpunkte: "Zum einen werden Warenlager immer wichtiger. Denn die Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus im Einzelhandel und temporäre Ladenschließungen haben den E-Commerce weiter befeuert. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung und der Erfolg von Logistikplattformen zu und Diskussionen um die Digitalisierung der Branche wurden deutlich angefacht."

Häfen als langfristige Anlage mit stabiler Rendite

Bereits vor dem Corona-Ausbruch fokussierten sich Investoren auf Infrastrukturziele. Die Pandemie hat diesen Trend verstärkt: Die vier größten der insgesamt acht Mega-Deals - Transaktionen mit einem Volumen über einer Milliarde US-Dollar - der ersten Jahreshälfte betreffen die Verkehrsinfrastruktur. "Insbesondere Häfen bleiben ein attraktives Ziel für Investoren, auch und gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Denn sie sind eine langfristige Anlage mit vergleichsweise stabiler Rendite. Zudem kommt es in ihrer Verfügbarkeit immer wieder zu Engpässen, was die Attraktivität dieser Ziele für Investoren weiter erhöht.", ist André Wortmann überzeugt.

"Neben Kapitalinvestoren aus dem Bereich Private Equity werden Logistiker wie auch Reedereikonzerne in den kommenden Jahren ihre Strategie fortsetzen, ihre eigenen Serviceangebote durch horizontale Integration zu erweitern. Hierbei stehen besonders Seehafen- oder Hinterlandterminals und die damit verbundene Infrastruktur im Fokus", berichtet Burkhard D. Sommer, stellvertretender Leiter des Bereichs Maritime Wirtschaft bei PwC Deutschland.

Auch der größte Deal der ersten Jahreshälfte 2020 betrifft Infrastrukturanlagen: Port & Free Zone World hat angekündigt, den verbleibenden Anteil an DP World Ltd, einem der größten Hafenbetreiber weltweit, für 2,72 Milliarden US-Dollar zu erwerben.

Ausblick auf die zweite Jahreshälfte

"Für die zweite Jahreshälfte gehen wir von einem gedämpften Deals-Geschehen in der Transport- und Logistikindustrie aus. Bestimmte Ziele - insbesondere Lagerhallen und Infrastruktur - bleiben attraktiv. Zudem werden der finanzielle Druck, unter dem viele Transport- und Logistikunternehmen stehen, und weitere Konsolidierung von Spediteuren die M&A-Aktivitäten mittelfristig wiederbeleben", prognostiziert Ingo Bauer.

Als nachgelagerte Industrie ist die Transport- und Logistikbranche stark davon abhängig, wie schnell sich andere Branchen von der Krise erholen und ihre Produktion wieder hochfahren.

Über PwC:

PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 276.000 Mitarbeiter in 157 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen, branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei.

Die Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere der rechtlich selbstständigen Netzwerkgesellschaften. Weitere Details unter http://www.pwc.com/structure .

Pressekontakt:

Sven Humann
PwC-Presseabteilung
Tel.: (0211) 981 - 2188
E-Mail: sven.humann@pwc.com

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/8664/4651187
OTS: PwC Deutschland

Original-Content von: PwC Deutschland, übermittelt durch news aktuell


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