Kommentar / Impf-Offensive mit Nebenwirkungen = Von Antje Höning
Geschrieben am 14-07-2020 |
Düsseldorf (ots) - Die Grippewelle hat vor zwei Jahren allein in Deutschland 25.000 Tote gefordert. Dabei gibt es einen Impfstoff, der Saison für Saison optimiert wird. Vor allem Risikogruppen wie Ältere, Vorerkrankte und Schwangere sollten diese Chance nutzen. In diesem Jahr ist die Impfung besonders wichtig. Denn die Pandemie ist nicht vorbei, und eine Doppelinfektion mit Corona- und Influenza-Virus gilt es unbedingt zu vermeiden.
Vor diesem Hintergrund macht der Modellversuch viel Sinn, den die Apotheker in Nordrhein mit der AOK Rheinland/Hamburg starten. So sollen mehr Angebote geschaffen werden, um Menschen von der Nützlichkeit der Impfung zu überzeugen. Selbst bei Älteren sind zu viele nicht geimpft, weil ihnen die Risiken nicht klar waren oder sie den Weg in die Praxis scheuten.
Ärzte warnen, Apotheker könnten die Risiken nicht so gut einschätzen wie der Hausarzt. Doch das kann der Betriebsarzt auch nicht unbedingt, über den in vielen Firmen die Impfungen laufen. Stichhaltiger ist das Argument, Apotheker könnten bei Notfällen nicht kundig reagieren. Daher sollte kein Patient, der sonst zu Komplikationen neigt, für den Pieks in die Apotheke wechseln.
Doch hinter der Aufregung um den Tabubruch steckt noch mehr als die Sorge um das Wohl der Patienten. Dabei geht es auch um das Geschäft. Bei Ärzten, die keinen hohen Anteil an Privatpatienten haben, spielt es eben auch eine Rolle, ob sie Hunderte Impfungen vornehmen können oder nicht. Und sie haben die Sorge, dass die Influenza-Impfung erst der Anfang ist. Kliniken bieten immer mehr ambulante Leistungen an und nun auch noch Apotheken, das ist für sie bedrohlich. Nur sollten die Verbände hier mit offenen Karten spielen. Die Schlammschlacht der Kammern, die sich nun abzeichnet, hilft weder Ärzten noch Patienten.
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