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Corporate-Banking-Index von Bain / Bei Firmenkunden drohen massive Kreditausfälle

Geschrieben am 28-07-2020

München (ots) -

- Rezession 2020 könnte höhere Kreditrisikovorsorge erfordern als die Finanzkrise 2008/2009 - Abhängigkeit der deutschen Banken vom Kreditgeschäft wird zur Achillesferse - Profitabilität des Corporate-Bankings war schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie rückläufig - Kreditinstitute sollten entschlossen handeln und Unternehmen unterstützen

Deutschlands Banken steht ein unangenehmes Déjà-vu-Erlebnis bevor. Etwas mehr als ein Jahrzehnt nach der globalen Finanzkrise 2008/2009 bedrohen hohe Kreditausfälle wieder die Profitabilität des Firmenkundengeschäfts. Nach aktuellen Prognosen der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company könnte die Kreditrisikovorsorge 2020 je nach wirtschaftlicher Entwicklung um bis zu 150 Prozent steigen und damit ein neues Rekordniveau erreichen (Abbildung).

"Wenn die Kreditrisikovorsorge explodiert, erodieren die Gewinne im Corporate-Banking", erklärt Bain-Partner Dr. Christian Graf. "Dies ist umso bedenklicher, da dieses Segment schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie unter erheblichem Margendruck stand." So sank im zweiten Halbjahr 2019 der Bain-Corporate-Banking-Index in puncto Profitabilität auf den niedrigsten Stand seit 2009, die Erträge stagnierten. Neben dem harten Wettbewerb belastete die bereits Ende 2019 steigende Risikovorsorge die Gewinne im Firmenkundengeschäft.

Ungenutzte Potenziale

"Die hohe Abhängigkeit vieler deutscher Banken vom Kreditgeschäft wird in der Rezession zur Achillesferse", betont Graf. Zwar hätten die Institute im Firmenkundengeschäft den Anteil des Provisionsüberschusses an den Erträgen in den vergangenen Jahren steigern können. Doch mit 69 Prozent im zweiten Halbjahr 2019 sei der Zinsüberschuss in Deutschland unverändert der wichtigste Ertragsbringer geblieben.

"Allerdings", so Marktbeobachter Graf, "kommt es im Corporate-Banking-Markt zu einer immer stärkeren Differenzierung." Auf der einen Seite gebe es Banken, die mit einem skalierbaren und breiten Portfolio auch im Niedrigzinsumfeld profitabel wachsen würden. Auf der anderen Seite fänden sich Institute, die vom Kreditgeschäft abhängig seien und mit unzureichenden Margen zu kämpfen hätten. "Viele Banken haben noch ungenutzte Potenziale, um Kundenbeziehungen rentabler zu gestalten und höhere Provisionseinnahmen zu erzielen", stellt Bain-Partner Dr. Jan-Alexander Huber fest.

Cost-Income-Ratio auf Rekordniveau

Ein weiterer Hebel zur Stabilisierung des Corporate-Bankings bietet sich auf der Kostenseite an. Trotz aller Sparanstrengungen ist der Verwaltungsaufwand im Firmenkundengeschäft in den vergangenen Jahren gestiegen. "Die Kreditinstitute müssen sich noch stärker bemühen, ihre Kosten zu reduzieren und ihre Kapitaleffizienz zu steigern", so Huber.

Dass die Banken Handlungsbedarf haben, unterstreicht die Entwicklung der Eigenkapitalrendite. Sie lag 2019 im Corporate-Banking zum ersten Mal seit zehn Jahren unterhalb der Eigenkapitalkosten und erreichte gegen Ende des vergangenen Jahres nur noch 6 Prozent. "Deutschlands Banken verbrennen im traditionell margenstarken Firmenkundengeschäft weiterhin Geld", kritisiert Branchenexperte Huber. Und er fügt hinzu: "Das darf kein Dauerzustand sein."

Agieren, nicht reagieren

Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor in der Rezession ist die Minimierung der Kreditausfälle. Die sogenannten Non-performing Loans bedrohen die Profitabilität der Banken nicht nur in Deutschland. Vielmehr werden sie laut der aktuellen Bain-Studie " How Banks Can Defuse the Non-performing Loan Time Bomb (https://ww w.bain.com/insights/how-banks-can-defuse-the-nonperforming-loan-time-bomb/) " in allen wichtigen Industrie- und Schwellenländern das Niveau der globalen Finanzkrise 2008/2009 übersteigen - und das zum Teil deutlich. Diese Problemkredite könnten sich - unter Einbeziehung der Darlehen an Konsumenten - in Großbritannien beispielsweise um das Vierfache erhöhen, in Japan um das Fünffache und in China sogar um mehr als das Zwanzigfache.

Um die Kreditrisiken einzugrenzen, sollten auch deutsche Banken gezielt agieren - und nicht erst reagieren, wenn es zu Ausfällen kommt. So lassen sich mithilfe maschineller Lernverfahren ausfallgefährdete Kredite frühzeitig identifizieren. Schon zu diesem Zeitpunkt sollte die Zuständigkeit hierfür direkt an eine spezialisierte Einheit gehen. Diese kann mithilfe standardisierter Verfahren klar erkennen, welche Maßnahmen zum besten Ergebnis für Kreditnehmer und -geber führen. Im Zuge der Corona-Krise haben bereits viele Banken Kreditzeiträume verlängert, Tilgungsraten gesenkt oder die Rückzahlung für einige Monate ausgesetzt. Ein Verkauf empfiehlt sich lediglich in Ausnahmefällen. Tatsächlich haben zahlreiche Banken in den vergangenen Jahren Kreditpakete unter Wert veräußert.

Kundenloyalität vertiefen

"Dass Kreditausfälle in einer Rezession zunehmen, ist unausweichlich", fasst Bain-Partner Graf zusammen. "Deshalb gilt es entschlossen und überlegt zu handeln. Bereiten sich Banken strategisch vor, sind sie im Fall der Fälle nicht zu Ad-hoc-Entscheidungen gezwungen und können zudem die Loyalität ihrer Kunden vertiefen." Ergänzt Branchenkenner Huber: "Wer Unternehmern durch eine schwere Krise hilft, gewinnt für viele Jahre treue Kunden."

Eine Abbildung zum Thema finden Sie hier: https://www.bain.com/de/insights/snap-chart-coporate-banking-index-h2-2019/

Der Bain-Corporate-Banking-Index auf einen Blick

Der halbjährlich erhobene Bain-Corporate-Banking-Index basiert auf veröffentlichten Daten führender deutscher Banken. Das Panel deckt rund die Hälfte der Bilanzsumme der 100 größten in Deutschland tätigen Banken ab und konzentriert sich auf Finanzinstitute mit einem Schwerpunkt im Corporate-Banking und einer entsprechenden Segmentberichterstattung. Bei der erstmaligen Erstellung erfasste Bain für die Jahre 2007 bis 2012 zahlreiche Rohdaten jeder einzelnen Bank, darunter die Erträge (Zins- und Provisionsüberschuss), die Kostenstruktur (Verwaltungsaufwand), die Kreditrisikovorsorge, die Profitabilität (Ergebnis vor Steuern), das Eigenkapital und das Kreditvolumen. Die Wahl des Ausgangsjahrs 2007 ermöglicht Vergleiche zwischen dem letzten Jahr vor Ausbruch der globalen Finanzkrise und der aktuellen Situation.

Sämtliche Rohdaten untersuchen die Bain-Experten auf Einmaleffekte, die sich beispielsweise aus Übernahmen oder Änderungen im Reporting ergeben, und bereinigen die Datenreihen entsprechend. Danach erfolgt eine Aggregation der Daten pro Bank, bevor sie mit einem Gewicht von maximal 20 Prozent in den Gesamtindex einfließen. Diese Limitierung des Einflusses einzelner Banken stellt sicher, dass Sonderentwicklungen großer Finanzinstitute nicht den Index im Zeitverlauf verzerren. Vor Veröffentlichung werden die Daten Robustheitschecks anhand vorhandener Studien und weitergehender Analysen von Bain unterzogen und zum Teil um weitere Datenpunkte ergänzt.

Bain veröffentlicht den Corporate-Banking-Index in zwei Ausprägungen: den Bain-Corporate-Banking-Ertragsindex (CBE) und den Bain-Corporate-Banking-Profitabilitätsindex (CBP). Beide geben im Zeitverlauf einen hervorragenden Überblick über die Geschäftsentwicklung im Corporate-Banking und lassen sich als Benchmark für jedes einzelne Finanzinstitut nutzen.

Bain & Company

Bain & Company ist eine international führende Unternehmensberatung, die Entscheider weltweit bei der Zukunftsgestaltung unterstützt. Mit unseren 59 Büros in 37 Ländern sind wir in unmittelbarer Nähe unserer Kunden. Wir arbeiten gemeinsam mit ihnen daran, den Wettbewerb zu übertreffen und neue Standards in den jeweiligen Branchen zu setzen. Partner aus unserem Ökosystem digitaler Innovatoren ergänzen unsere Expertise und sorgen mit dafür, dass wir für unsere Kunden bessere, schnellere und nachhaltigere Ergebnisse erzielen. Seit unserer Gründung 1973 messen wir unseren Erfolg am Erfolg unserer Kunden. Wir sind stolz darauf, dass wir die höchste Weiterempfehlungsrate in der Beratungsbranche haben und dass unsere Kunden die Börsenindizes um das Vierfache übertreffen. Erfahren Sie mehr unter: http://www.bain.de , http://www.bain-company.ch . Folgen Sie uns auf: LinkedIn (https://www.linkedin.com/company/bain-and-company/) , Facebook (https://www.facebook.com/bainandcompanyDE/) , Xing (https://www.xing.com/companies/bain%26company) , Bain Insights App (http://www.bain.com/insightsapp/) .

Pressekontakt:

Pressekontakt: Leila Kunstmann-Seik Bain & Company Germany, Inc. Karlsplatz 1 80335 München E-Mail: leila.kunstmann-seik@bain.com Tel.: +49 (0)89 5123 1246 Mobil: +49 (0)151 5801 1246

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/19104/4663588 OTS: Bain & Company

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