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Brandherd / Kommentar von Friedrich Roeingh zum Libanon

Geschrieben am 09-08-2020

Mainz (ots) - Kennen Sie den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell? Die Frage deckt das Problem der Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union auf. Es gibt sie nicht. Bei jeder neuen Herausforderung muss die EU ad hoc reagieren - und bleibt so verlässlich unter ihren Möglichkeiten. Bei der Libanonkrise darf ihr das nicht passieren. Es geht bei Weitem nicht nur darum, dass es Milliarden braucht, damit aus dem verlorenen Land kein endgültig verlorenes wird. Die Explosion hat möglicherweise auch die unheilvolle Machtverteilung - besser den Plünderungspakt - zwischen sunnitischen und christlichen "Eliten" sowie der schiitischen Hisbollah weggesprengt. Neben der Hisbollah-Schutzmacht Iran könnten sich nun auch Russland und die Türkei aufgefordert sehen, militärisch im Libanon mitzuspielen. Was diese Unordnung verheißt, zeigt auf schreckliche Weise der Fall Libyen. Es wird nicht lange dauern, bis die ersten jungen Libanesen, den Weg nach Zypern suchen werden. Das EU-Land war bisher so etwas wie eine Partyinsel für betuchte Libanesen. Auch viele der mehr als eine Million Syrer, die im Libanon als Bürgerkriegsflüchtlinge vor sich hinvegetieren, werden alles Menschenmögliche unternehmen, um aus diesem Brandherd herauszukommen. Es ist gut, dass Frankreichs Präsident Macron mit seinem Blitzbesuch eine Duftmarke gesetzt hat. Bei seinem Hinweis, dass es keine französische Lösung für den Libanon gebe, aber kann es nicht bleiben. Paris, Berlin und Brüssel müssen ihre gesamte wirtschaftspolitische Kraft in die Waagschale werfen, um Russland und die Türkei auszubremsen. Vorsorgliche Androhungen harter Sanktionen sind dabei unumgänglich.

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