Von Deppen zu Helden / In kaum zehn Monaten wandelt sich das Team des FC Bayern von einem Extrem zum anderen. Der Erfolg von Lissabon hat nur einen Makel.Von Claus-Dieter Wotruba
Geschrieben am 24-08-2020 |
Regensburg (ots) - Es ist etwas, was nicht einmal beim FC Bayern selbstverständlich ist. Und in München ist so vieles selbstverständlich. Vor allem Erfolg. Aber Meister und Pokalsieger werden - und dazu in derselben Saison die Champions League gewinnen? Das ist oft Wunsch, selten Wirklichkeit. Sieben Klubs Europas haben das seit 54 Jahren neunmal geschafft. Seit dem 23. August 2020 steht der FC Bayern doppelt auf der Liste. Nur Barcelona kann das noch vorweisen. Der Mensch vergisst schnell, der Sportfan noch schneller - aber die Geschichte dieses Pokalgewinns wird überdauern. Nicht nur, weil es im Corona-Format und ohne Zuschauer geschafft wurde (was in 20 Jahren aus der Gewinnerliste so gar nicht mehr ersichtlich sein wird). Vielleicht mag das allgemeine Interesse deswegen gelitten haben. Sportlich weniger wert ist der Titel indes ganz und gar nicht. Vor allem zeigt er, wie verrückt Teamsport funktionieren kann. In jüngerer Vergangenheit ist wohl am ehesten der Ingolstädter Weg zur deutschen Eishockey-Meisterschaft 2014 vergleichbar, als die eigenen Fans dem Team den Rücken zugewandt hatten, der Trainer vor der Entlassung stand und sich eine nach der Saison auflösende Mannschaft als Tabellenneunter über die Playoff-Qualifikation in bis dahin und seither ungekannter Weise zum Titel schoss. Im November 2019 galten auch die aktuelle Mannschaft des FC Bayern und ihr Umbruch als gescheitert. Die Spieler? Vermeintlich nicht bayernwürdig. Der Klub? Vermeintlich angeschlagen, vermeintlich verwundbar und vermeintlich so leicht besiegbar wie selten. Der große FC Bayern schien nur noch ein Schatten seiner selbst. Fast zehn Monate später sind dieselben Spieler Helden, haben eine faszinierende Serie hingelegt und haben alles gewonnen, was es im europäischen Vereinsfußball zu gewinnen gibt. Wer darauf gewettet hätte, hätte viel gewonnen. Erst recht, wer vor drei Jahren darauf gesetzt hätte, dass ein gewisser Hans-Dieter Flick erstens Trainer des FC Bayern wird und zweitens als zweiter Coach nach Jupp Heynckes das Triple holt. Jetzt wird schon wieder gemutmaßt, ob nicht eine neue, eine große Bayern-Ära beginnt. Bei all dem Potenzial dieser doch so großartigen Spieler. Derselben Spieler, die - auf gut Bayerisch - im Herbst 2019 noch als Deppen klassifiziert wurden. Die Faszination des Sports ergibt sich aus genau solchen Geschichten wie der dieses FC Bayern 2020. Sie zeigen jedem, dass alles möglich ist, wenn man selbst nur daran glaubt. Und wenn die rechten Leute zur rechten Zeit am rechten Platz sind. Sie zeigt, dass der Erfolg im Misserfolg seine wesentlichsten Wurzeln haben kann. Das war schon beim Bayern-Triumph von 2013 in Wembley so, der seinen Ursprung im verlorenen "Finale dahoam" in München gegen Chelsea ein Jahr zuvor hatte. Denn großartige Spieler allein sind noch lange keine großartige Mannschaft. Und auch der namhafteste Trainer muss nicht der beste, vor allem aber nicht der passendste sein. Freilich gibt es auch eine Trübung, die gerade in der Stunde eines so großen Erfolges angesprochen werden muss. Und gerade, weil sie bei so viel Jubel, Trubel, Heiterkeit nicht untergehen sollte, was sie an den meisten Stellen der Berichterstattung sowieso schon tut und tat. Dass Paris St. Germain ein Katar-Klub ist, bei dem Geld keine Rolle spielt, weil man sich so und durch diverse internationale Meisterschaften Renommee zu erkaufen versucht, ist hinlänglich diskutiert. Dass aber auch der FC Bayern seit einem Jahrzehnt große Katar-Nähe zeigt, ist eine traurige Geschichte für einen großen Klub. Dass ein Klub wie der FC Bayern sich vor den Image-Karren eines Emirats spannen lässt, in dem Menschen- und Arbeiterrechte mit Füßen getreten werden, darf nicht sein. Es wäre eine Selbstverständlichkeit, sich da zu positionieren. Allein: Auch als Champions-League-Sieger 2020 wird der FC Bayern wohl wieder in ein Trainingslager nach Doha aufbrechen.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/62544/4687960
OTS: Mittelbayerische Zeitung
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
745196
weitere Artikel:
- Neuzugang Maxence Lacroix Wolfsburg (ots) - Bienvenue, Maxence Lacroix.
Der französische Innenverteidiger wechselt zu den Wölfen.
Neuzugang Nummer zwei ist unter Dach und Fach: Der VfL Wolfsburg hat sich nach Stürmer Bartosz Bialek auch die Dienste von Maxence Lacroix gesichert. Der 1,90 Meter große Innenverteidiger wechselt aus seiner Heimat vom französischen Zweitligisten FC Sochaux-Montbéliard zu den Wölfen, bei denen er einen Vier-Jahres-Vertrag bis 2024 erhält. Der 20-Jährige durchlief diverse französische Nachwuchsnationalmannschaften und kam zuletzt auf zwei mehr...
- Gravel Biken: Das Abenteuer beginnt dort, wo der Asphalt aufhört Saalbach-Hinterglemm (ots) - Österreichs größte Bike-Region erweitert ihr Angebot um eine weitere Bike-Disziplin
Gravel Biken in Saalbach Hinterglemm? Die Region, die bislang weitgehend als Mountainbike Destination bekannt ist, entpuppt sich als absoluter Geheimtipp für Gravel Biker. Die neue Disziplin ist die Evolution der Cyclo-Crosser und reiht sich in die Nische zwischen Straßen-Rennrad und Mountainbike ein und begeistert so Ausdauer-Radsportler, die sich von asphaltieren Straßen nicht limitieren lassen. Ein Trend, der boomt. Als erste Tourismusregion mehr...
- E-Sports: Bei diesen Turnieren gibt es die höchsten Preisgelder Wien (ots) -
- Wettbasis vergleicht die zuschauerstärksten E-Sports-Wettbewerbe der vergangenen zwölf Monate - Siegprämien von bis zu 13,1 Millionen Euro möglich - League of Legends und Free Fire-Turniere ziehen die meisten Zuschauer an
E-Sports hat sich in den letzten Jahren enorm verbreitet. Die Turniere werden immer größer, die Preisgelder höher und die Organisation sowie Struktur der Veranstaltungen professioneller. Bei welchen Turnieren die höchsten Siegprämien zu gewinnen sind und welcher Wettbewerb die meisten Zuschauer anzieht, mehr...
- "Ferrari hilft in Belgien nur der Wettergott" - Welche Überraschungen bringt das nächste Regenrennen in den Ardennen? Der Große Preis von Belgien am Wochenende live auf Sky Unterföhring (ots) -
- Sky überträgt das komplette Rennwochenende aus Spa-Francorchamps vom ersten freien Training bis zur Siegerehrung - Mit allen Sessions der Formel 2 und allen Rennen der Formel 3 und des Porsche Super Cups live, insgesamt rund 30 Live-Stunden Motorsport in HD und ohne Werbeunterbrechungen - Sky Experte Nick Heidfeld ist während des Qualifyings und beim Rennen als Co-Kommentator an der Seite von Sascha Roos im Einsatz, Peter Hardenacke berichtet live von der Strecke - Exklusiv für Sky mehr...
- PepsiCo wird stolzer Sponsor des UEFA Frauenfußballs / Pepsi, Lay's und Gatorade bis Sommer 2025 Partner des UEFA Frauenfußballs (FOTO) Neu-Isenburg (ots) - Vor dem Endspiel der UEFA Women's Champions League am 30. August hat PepsiCo seine erste, mehrjährige Partnerschaft mit dem UEFA Frauenfußball bekannt gegeben und damit seine Präsenz im hochklassigen Fußball-Umfeld weiter gestärkt. Die UEFA Frauenfußball-Partnerschaft von PepsiCo wird das bereits bestehende Sponsoring der UEFA Champions League der Männer ergänzen.
"Wir sind stolz darauf, unsere globale Partnerschaft mit der UEFA zu stärken und nun auch den UEFA Frauenfußball einzubeziehen", so Ram Krishan, Global Chief Commercial mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Sport-News
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
HSV-Presseservice: Neue Ausrüstung für die Saison 2006/2007 - HSV und PUMA stellen neue HSV-Trikots vor
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|