Zuckerchen / Kommentar von Andreas Härtel zum Kinderbonus
Geschrieben am 06-09-2020 |
Mainz (ots) - Der Kinderbonus hat in der Corona-Krise eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Anfangs wurde er belächelt - als gut gemeint, aber schlecht gemacht, als Maßnahme nach dem Gießkannenprinzip, die niemandem nützt. Mittlerweile aber gilt das Zuckerchen für die Familien zwar noch nicht als Heilsbringer, aber doch als wichtige und geeignete Maßnahme zur Stützung der abgestürzten Wirtschaft. Das hat seine Gründe. So glaubt man heute, dass die mit großem Wumms angekündigte Mehrwertsteuersenkung kaum die erhoffte Wirkung entfaltet - und sie kostet den Staat ganze 20 Milliarden Euro. Gerade im Kontrast dazu preisen Forscher direkte Hilfen wie den Kinderbonus. Es stimmt ja auch, dass dieser der Wirtschaft hilft - weil ein Großteil der vom Staat verteilten 4,3 Milliarden Euro schnell wieder ausgegeben werden wird, wie das Institut der deutschen Wirtschaft erhoben hat. Außerdem ist er sozial gerecht, weil bei Großverdienern nach der Steuer nicht viel davon übrig bleibt. Und viele Familien werden sich nun anders als ohne den Bonus ein Tablet-PC für das Kind leisten können. So weit, so gut? Nein. Die Probleme der Familien reichen in der Corona-Krise natürlich viel tiefer. Und solange Frauen die Hauptlast der Kinderbetreuung tragen, wie in den Zeiten des Lockdowns einmal mehr klar wurde, ist bei den Familien längst nicht alles in Ordnung. Vielleicht ist es ja auch eine gute Investition, wenn manche Eltern einen Teil des Bonus für ein Abendessen zu zweit ausgeben, um in Ruhe zu reden - über eigentlich einfache, aber dann doch grundsätzliche Fragen wie: Wer kümmert sich wann ums Kind?
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