Piraten fordern Reform der Polizei
Geschrieben am 01-10-2020 |
Stuttgart (ots) - Die Piratenpartei Baden-Württemberg fordert ein Umdenken und eine Umstrukturierung in der Polizeiarbeit. Immer mehr Skandale im Kreise der Polizeikräfte werden bekannt und offenbaren massive Probleme.
Aus ihrem Programm stellt die Partei einen 5 Punkte-Plan zur Reformierung der Polizei vor.
1. Moderne, gut ausgestattete Polizeiarbeit
Die Polizeibehörden leiden unter dem Sparzwang vergangener Regierungen. Die Einsparung von Stellen und Zentralisierung der Polizeiarbeit lehnt die Piratenpartei ab. Beamt:innen müssen stressfrei und mit regionalen Kenntnissen eingesetzt werden, das deeskaliert schwierige Situationen und schützt Beamt:innen und Bürger:innen. Kleinere Dienststellen die geschlossen wurden müssen gegebenenfalls wieder besetzt werden.
Bevor weitere Befugnisse legalisiert werden, müssen bestehende Befugnisse ausgeschöpft werden. Dazu gehört auch eine bessere Ausstattung mit Einsatzmitteln, besonders im Bereich der digitalen Assistenzen. Hierzu ist es auch notwendig die Ausbildung der Beamt:innen umzugestalten. Ihnen sind besonders Kenntnisse über die Ermittlung im digitalen Umfeld zu vermitteln. Sprachkenntnisse und psychologische Grundlagen sind auszubauen. Polizeikräfte müssen auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf bewahren. Dieser große Druck, der auf den Kräften lastet, ist auch in der Besoldung zu berücksichtigen.
"Dass eine Polizei, die mit Techniken arbeitet, die Jahrzehnte alt sind, nicht weit kommt, ist doch nur logisch. Das ist frustrierend", so Oliver Burkardsmaier, Landesvorsitzender. "Hier muss die Polizei auf einen modernen Stand gebracht werden, das geht aber im Rahmen der bestehenden Befugnisse. Dafür müssen wir keine zweite NSA einrichten."
Schwerpunkte der Polizeiarbeit müssen besonders auf der Gewalt- und Wirtschaftskriminalität liegen. Bagatelldelikte, die keinen gesellschaftlichen Schaden nach sich ziehen, sind gegebenenfalls zu legalisieren. Es kann nicht sein, dass sich die Polizeibehörden mit dem "Diebstahl" von Lebensmitteln aus dem Müll beschäftigen muss.
2. Bessere Kontrolle der Polizeibehörden
Die Piratenpartei erkennt an, dass auch in den Polizeibehörden "schwarze Schafe" unterwegs sind. Dies ist nicht vermeidbar. Sobald fragwürdige Handlungen oder Anschuldigungen publik werden, ist aber eine rasche und neutrale Untersuchung der Umstände vorzunehmen. Erhärten sich die Vorwürfe, so müssen Konsequenzen veranlasst werden, die weitere Vorfälle unterbinden. Dafür ist es unerlässlich, dass es eine unabhängige Ermittlungsbehörde gibt. Auffällig gewordene Beamt:innen dürfen nicht mehr in den Kontakt mit Bürger:innen kommen.
"Wenn Beamten gegen die eigenen Kollegen ermitteln ist es doch kein Wunder, dass dabei nicht viel rumkommt", so Burkardsmaier. "Es braucht eine Ermittlungsbehörde, die das Schweigen in den Reihen der Polizeikräfte durchbricht und auch entsprechende Befugnisse hat, Konsequenzen gegen Beamte und Beamtinnen zu veranlassen. Wer sich nicht an rechtsstaatliche Grundlagen hält, der hat nichts im Polizeidienst zu suchen. Wer eher die eigenen Kollegen schützt als mögliche Opfer, der hat in diesem Beruf nichts verloren. Das muss sich in der Aufarbeitung von solchen Fällen widerspiegeln."
Neben einer großen Anzahl an Vorfällen, die nie zur Anzeige gebracht werden, werden massenweise Anzeigen gegen Beamt:innen immer wieder fallengelassen. Ein Grund hierfür ist die mangelnde Identifizierbarkeit. Es ist daher unumgänglich, dass Beamt:innen eine eindeutig zuordenbare Kennzeichnung tragen, die auch gut erkennbar ist. Nur so können Straftaten von Beamt:innen auch effektiv verfolgt werden. Diese Kennzeichnung erfolgt zum Schutz der Beamt:innen pseudonym.
"Neben der effektiveren Strafverfolgung hat eine Kennzeichnungspflicht auch einen psychischen Effekt", erläutert Burkardsmaier. "Zum einen ist den Polizeikräften dann bewusst, dass ihre Fehltritte auch Konsequenzen nach sich ziehen, zum anderen sehen die Betroffenen nicht mehr nur die Institution, sondern auch die Person hinter der Uniform."
3. Verfassungsschutz auflösen
Das Landesamt für Verfassungsschutz entzieht sich der öffentlichen Kontrolle, auch die Kontrolle durch den Landtag ist stark eingeschränkt. Die mangelnde Transparenz des Handelns sorgt für Unverständnis in der Bevölkerung. Der Verfassungsschutz entzieht sich den rechtsstaatlichen Prinzipien.
"Menschen haben ein Ohnmachtsgefühl gegenüber dem Inlandsgeheimdienst, denn sie wissen nie was er tut und warum er es tut", erklärt Burkardsmaier. "Dass das dann in Frustration und Wut ausartet legitimiert natürlich keine Gewalt, ist aber nachvollziehbar."
Die Aufgaben des Verfassungsschutzes fallen den Polizeibehörden zu. Diese unterstehen einer besseren demokratischen Kontrolle.
4. Verantwortungsvolle Drogenpolitik
Delikte im Zusammenhang mit dem Betäubungsmittelgesetz sind ein großer Bestandteil der polizeilichen Arbeit. Insbesondere die Verfolgung von Konsument:innen harmloser Drogen, wie Cannabis, lehnt die Piratenpartei ab. Drogenpolitik muss sich auf die Hilfe für Suchtkranke konzentrieren und nicht auf die Repression verantwortungsbewusster Konsument:innen.
"Da wird ein riesiger Aufwand betrieben, Razzien mit Dutzenden an Beamtinnen und Beamten durchgeführt, nur um ein paar Gramm Cannabis zu konfiszieren. Das ist unverhältnismäßig und total absurd. Diese Arbeitskraft kann man anderweitig besser einsetzen. Dafür muss aber auch ein entsprechender rechtlicher Rahmen geschaffen werden", ergänzt Burkardsmaier.
5. Schutz rechtstreuer Bürger:innen
Ausufernde Überwachungsbefugnisse, die zum Teil rein verdachtsbasiert eingesetzt werden dürfen, stellen einen gravierenden Eingriff in die Grundrechte der Bevölkerung dar. Die Piratenpartei fordert eine Rückabwicklung dieser Befugnisse, wie etwa der Quellen-Telekommunikationsüberwachung. Die reine verdachtsbasierte Überwachung bindet zudem unnötig Ressourcen. Bürger:innen, gegen die kein konkreter Verdacht vorliegt, müssen vor Eingriffen in ihre Privatsphäre geschützt werden.
"Man scheint der Meinung zu sein, dass man mit mehr Daten auch mehr Straftaten verhindert. Doch wo soll das enden? In einer Totalüberwachung der gesamten Bevölkerung", mahnt Burkardsmaier. "Wenn diese Daten gar nicht mehr zeitnah ausgewertet werden, sind sie so oder so sinnlos. Der Fokus muss viel mehr darauf bestehen die Daten von Straftaten intensiv zu analysieren, statt in eine Sammelwut auszuarten."
Pressekontakt:
Alexander Ebhart
Landespressesprecher
E-Mail: mailto:presse@piratenpartei-bw.de
Mobil: 0176 47127628
Borys Sobieski
Landesvorstand
E-Mail: mailto:presse@piratenpartei-bw.de
Mobil: 0175 9549187
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/76876/4722267
OTS: Piratenpartei Deutschland
Original-Content von: Piratenpartei Deutschland, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
750504
weitere Artikel:
- Leikert: Not lindern - Unrecht stoppen Berlin (ots) - Europa muss Menschenrechte an den Außengrenzen schützen
Die Staats- und Regierungschefs der EU treffen sich am heutigen Donnerstag zu einem Sondergipfel in Brüssel, um unter anderem über die Lage in Belarus und die Ansprüche der Türkei auf Erdgas-Vorkommen im östlichen Mittelmeer zu beraten. Dazu erklärt die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Katja Leikert:
"Sowohl die Menschenrechtslage in Belarus als auch das aggressive Verhalten der Türkei im östlichen Mittelmeer sind besorgniserregende Entwicklungen mehr...
- Einführung ärztlicher Meldepflicht bei weiblicher Genitalverstümmelung: Antrag im Bundestag (FOTO) Hamburg (ots) - Die Genitalverstümmelung an Mädchen und Frauen wird seit mehr als 20 Jahren regelmäßig im Bundestag thematisiert. Doch erst vor wenigen Tagen wurde mit der Drucksache 19/22704 (https://www.taskforcefgm.de/wp-content/upload s/Antrag_22704_EinfuehrungMeldepflicht.pdf) ein Antrag eingebracht, der erstmals die Beseitigung rechtlicher Hindernisse für die Strafverfolgung der Täter - insbesondere der innerfamiliären Anstifter - zum Gegenstand hat:
Die Bundesregierung wird aufgefordert, einen Gesetzesentwurf zur Einführung einer ärztlichen mehr...
- Bund und Länder gemeinsam gegen sexuelle Gewalt an Schulen (FOTO) Berlin (ots) - Bundesweite Fachtagung soll Forschungsergebnisse zu sexualisierter Gewalt stärker für die Präventionsarbeit an Schulen nutzbar machen
Am heutigen Donnerstag startet die zweitägige digitale Fachtagung "Sexuelle Gewalt und Schule: Aktuelle Forschungsergebnisse für die schulische Praxis". Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt bereits seit fast zehn Jahren Forschungsvorhaben, die sexualisierte Gewalt in der Schule und in anderen pädagogischen Kontexten näher untersuchen und Präventionskonzepte entwickeln. mehr...
- Karliczek: Netzwerk Universitätsmedizin startet vertiefte Forschungsarbeit zu Covid-19 (FOTO) Berlin (ots) - Insgesamt 13 klinikübergreifende Verbundprojekte in Deutschland sollen die Behandlung von Covid-19 verbessern
Mit dem "Nationalen Netzwerk der Universitätsmedizin zu Covid-19" bündelt und stärkt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Forschungsaktivitäten in den deutschen Universitätskliniken zur Bewältigung der aktuellen Pandemie. Für das Netzwerk Universitätsmedizin stellt das BMBF insgesamt 150 Millionen Euro bereit. Das Netzwerk hat dreizehn vordringliche Themen festgelegt, zu denen nun klinikübergreifende mehr...
- Motschmann: Ehemaliges DDR-Polizeigefängnis für die breite Öffentlichkeit zugänglich machen Berlin (ots) - Ein wichtiger Gedenk- und Bildungsort soll in der Berliner Keibelstraße entstehen
Mitglieder der Arbeitsgruppe Kultur und Medien haben am heutigen Donnerstag das ehemalige DDR-Polizeigefängnis in der Berliner Keibelstraße besichtigt und sich über die aktuellen Planungen informiert. Diese sehen vor, dass dort ein Gedenk- und Bildungsort entsteht. Dazu erklärt die kultur- und medienpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Elisabeth Motschmann:
"Keibelstraße - dieser Straßenname galt in der DDR als gefürchteter Ort. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|