"nd.DieWoche": Vielleicht selbst mal streiken? - Kommentar zum Rückgang der Tarifbindung
Geschrieben am 01-10-2020 |
Berlin (ots) - Dieser Tage wurde wegen der Warnstreiks im Nahverkehr und öffentlichen Dienst wieder viel geschimpft über die Gewerkschaften. Manch einen Maulhelden wird es da freuen, dass die Gewerkschaften für immer weniger Beschäftigte Tarifverträge durchsetzen können: Arbeiteten zur Jahrtausendwende noch 68 Prozent aller Beschäftigten in Betrieben mit Tarifbindung, so waren es zuletzt nur noch 52 Prozent, wie eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) ergeben hat.
Doch solange man nicht in einem Chefsessel sitzt oder genügend Kapital hat, um andere für sich arbeiten lassen zu können, sollte man sich fragen, ob die Entwicklung so gut ist. Denn die WSI-Studie zeigt auch: Wer keinen Tarifvertrag hat, arbeitet im Schnitt 53 Minuten länger in der Woche und bekommt elf Prozent weniger Gehalt als Beschäftigte mit einem von Gewerkschaften ausgehandelten Vertrag. Auch haben Beschäftigte mit Tarifbindung meist mehr Urlaubstage. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Müssen alle einzeln über Gehalt und Arbeitszeit verhandeln, so weiß sich der Chef meist am längeren Hebel. Das drückt natürlich aufs Gehalt. Was kann man schließlich als einzelner Angestellter gegen die Übermacht des Kapitals ausrichten? Anders sieht es natürlich aus, wenn sich die Beschäftigten zusammenschließen, gewerkschaftlich organisieren und auch mal die Produktion mit einem Streik lahmlegen. Dann sind die Karten plötzlich neu gemischt.
Insofern sollte sich jeder, der sich diese Woche über den Warnstreik in der U-Bahn aufgeregt hat, überlegen, ob sein Hass auf die Gewerkschaften gerechtfertigt ist. Wie wäre es vielleicht auch mal mit selber streiken?
Pressekontakt:
nd.DerTag / nd.DieWoche
Redaktion
Telefon: 030/2978-1722
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/59019/4722873
OTS: nd.DerTag / nd.DieWoche
Original-Content von: nd.DerTag / nd.DieWoche, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
750608
weitere Artikel:
- Vereint nach vorn Frankfurt (ots) - Es gibt jetzt ein neues Deutschland, auch in emotionaler Hinsicht. Und dieses Land muss sich am 30. Jahrestag der Einheit mehr einfallen lassen als einen Blick in den Rückspiegel. Wer die aktuellen Probleme sortiert, wird den Punkt "Integration von Ost- und Westdeutschland" kaum an Platz eins setzen. Mit Macht schiebt sich die Corona-Krise nach vorn, mit allen noch möglichen ökonomischen und sozialen Folgewirkungen. Hinzu kommt eine ungewöhnliche Verfinsterung der internationalen Szenerie. Die Kanzlerin spricht von einer aggressiven mehr...
- Tag der Deutschen Einheit - Leere Rituale am falschen Tag Straubing (ots) - Am Feiertag wird einem Verwaltungsakt gedacht. (...) Der 3. Oktober klappert stets hinterher, er kommt zu spät. Denn ein Dreivierteljahr davor wird an den Fall der Mauer am 9. November erinnert. Er ist der eigentliche Revolutionstag, der Tag der Freiheit, an dem die Ostdeutschen die Mauer auseinanderrissen. (...) Leere Rituale werden hohl. Der Tag der Einheit am 3. Oktober ist ein anschauliches Beispiel dafür. Es handelt sich um eine ermüdende Wiederholung, die ihren Zweck verfehlt, Ost und West näher zu bringen, die Nation zu mehr...
- Leitartikel zur Deutschen Einheit: Eine fortdauernde Aufgabe von Jana Wolf Regensburg (ots) - Mit der Deutschen Einheit ist es wie mit der Demokratie. Sie ist nicht abgeschlossen, sondern eine fortlaufende Aufgabe. Sie ist kein fertiges Konstrukt, sondern ein dynamischer Prozess. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung lässt sich keine eindeutige Bilanz ziehen, die Soll- und Habenseite schematisch abgleicht. Welche Geschichten die vergangenen drei Jahrzehnte geschrieben haben, hängt stark davon ab, wo man hinschaut: Im sächsischen Hoyerswerda, von wo jahrelang junge Menschen abwanderten, wird man andere Erfahrungen hören mehr...
- "Amerika ist das Land der Gefängnisse" - Der berühmte US-Häftling Mumia Abu-Jamal im Gespräch mit "nd.DieWoche" Berlin (ots) - "Trump ist ein Wolf", der den Begriff Empathie nicht verstehe, sagt Mumia Abu-Jamal, der vielleicht der prominenteste Strafgefangene der USA, im Gespräch mit "nd.DieWoche". Die Gefängnisreform der US-Regierung unter Donald Trump sei nicht der Rede wert, im Gegenzug zu einigen Entlassungen habe er die repressivsten Einrichtungen des Landes, private Gefängnisse, gestärkt. Die USA bezeichnet Abu-Jamal als "Land der Gefängnisse" und die massenhafte Inhaftierung von Schwarzen als "ein amerikanisches Phänomen". Er plädiert für "eine völlig mehr...
- CSU-Generalsekretär: Keine Garantie für Fortbestand von Industriejobs Regensburg (ots) - CSU-Generalsekretär Markus Blume hält in Folge des Strukturwandels und der Corona-Krise den Niedergang von Industrieberufen für möglich. Die Politik könne keine Garantie dafür geben, "dass bestimmte Berufsbilder oder Geschäftsmodelle auf Dauer fortbestehen", sagte Blume der Mittelbayerischen Zeitung (Freitag). Er bezieht sich dabei auf Facharbeiter in der Industrie, vor allem im Automobil- und Zuliefersektor, die von der milliardenschweren Forschungsförderung der bayerischen Staatsregierung kaum profitieren werden. Laut Blume mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|