Finanzplatz-Powerplay / Kommentar zur Rolle der Mailänder Börse in der italienischen Staatswirtschaft von Gerhard Bläske
Geschrieben am 08-10-2020 |
Frankfurt (ots) - Der italienische Staat mischt sich immer ungenierter in die Wirtschaft des Landes ein. Da werden großzügig Gelder ausgeschüttet und Beteiligungen an angeblich strategischen Unternehmen erworben. Die Mittel dazu hat Rom letztlich nur dank der Hilfen der Europäischen Zentralbank und der EU. Eine ganz entscheidende Rolle spielt die mehrheitlich staatliche Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP), die eine Art verlängerter Arm der Regierung ist, an vielen Konzernen Beteiligungen hält und nun Milliarden für den Erwerb weiterer Anteile erhält.
Besonders aktiv waren der Staat bzw. die CDP zuletzt im Finanzsektor. Im Bündnis mit der Mehrländerbörse Euronext übernimmt das Institut die Borsa Italiana. Andere Kandidaten wie die Deutsche Börse oder die Schweizer Six hatten nie eine Chance. Rom setzte von Anfang an auf die Allianz von Euronext mit der CDP und der staatsnahen Bank Intesa Sanpaolo.
Erst vor wenigen Tagen gab der Zahlungsdienstleister Nexi die Übernahme des IT-Unternehmens Sia bekannt, bei dem die CDP seit 2014 dabei ist. Es ist kein Zufall, dass die Staatsbank auch hier zusammen mit der Intesa Sanpaolo größter Aktionär sein wird. CDP-Vorstandschef Fabrizio Palermo macht keinen Hehl daraus, dass er es als seine Aufgabe betrachtet, nationale Champions zu schaffen, und dass es "natürlich" einen Zusammenhang zwischen dem Einstieg bei der Börse und dem bei Nexi gebe. Der Zahlungsdienstleister werde eine wichtige Rolle bei der Börse spielen, und die CDP werde Nexi bei weiteren Übernahmen "helfen". Im Visier ist insbesondere die dänische Nets.
Rom denkt auch über die Einrichtung einer großen Staatsbank für den Süden nach und plant offenbar Steuergutschriften für Unternehmen, die an die Börse gehen. Derzeit wird auch händeringend ein Kandidat für die Übernahme der mehrheitlich staatlichen Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) gesucht, die privatisiert werden muss. Die Regierung dürfte einem Käufer sicherlich unter die Arme greifen - so wie in der Vergangenheit der Intesa Sanpaolo beim Erwerb von zwei Volksbanken. Auch bei der Rettung von MPS, Carige und der Volksbank von Bari war der Staat wesentlich dabei.
Italien nutzt die Krise und die europäischen Hilfen, um den Wettbewerb teilweise auszuhebeln und das Gewicht des Staates in der Wirtschaft auszubauen. Mahnungen wie etwa von Notenbankchef Ignazio Visco, der auf negative Beispiele in der Vergangenheit verweist, werden geflissentlich überhört. Und Brüssel schaut weg und bleibt untätig.
(Börsen-Zeitung, 09.10.2020)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/4729094
OTS: Börsen-Zeitung
Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
751654
weitere Artikel:
- EU-Mercosur-Abkommen: Greenpeace veröffentlicht Verhandlungstext / Dokument bestätigt mangelnden Umwelt- und Klimaschutz Hamburg (ots) - Greenpeace Deutschland liegt der unter Verschluss gehaltene Vertragstext zum EU-Mercosur-Assoziierungsabkommen vor, den die EU und die vier Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay am 18. Juni abgeschlossen haben ( https://trade-leaks.org/mercosur-leaks/ (https://trade-lea ks.org/mercosur-eu-association-agreement-leaks-8-october-2020/) ). Das Assoziierungsabkommen ist der übergeordnete Vertrag, das umstrittene Freihandelsabkommen nur ein Teil davon. Die Kenntnis des Abkommens ist entscheidend, um den Handelsteil mehr...
- Versicherungen: Darum lohnt sich eine jährliche Zahlweise München (ots) -
- Versicherungsprodukte im Schnitt bis zu acht Prozent günstiger als bei monatlicher Zahlung - Service für Kunden: kostenlose Beratung und einfache Vertragsverwaltung im Kundenkonto
Verbraucher, die ihre Versicherungsbeiträge jährlich bezahlen, profitieren von günstigeren Konditionen. Überweisen sie z. B. bei ihrer Kfz-Versicherung den gesamten Jahresbeitrag auf einmal, kostet sie die identische Police im Schnitt acht Prozent weniger, als wenn sie die Rechnung monatlich begleichen.
"In der anstehenden Wechselsaison mehr...
- Baupreise für Wohngebäude im August 2020 stagnieren aufgrund der Mehrwertsteuersenkung/Baupreise unverändert gegenüber August 2019 Wiesbaden (ots) - Die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Deutschland haben im August 2020 auf dem gleichen Niveau wie im August 2019 gelegen. Grund dafür ist vor allem die seit Juli 2020 geltende Mehrwertsteuersenkung. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, gab es eine Stagnation der Baupreise gegenüber dem Vorjahr zuletzt im August 2003. Im Mai 2020, dem zuletzt erhobenen Monat, hatte der Preisanstieg im Jahresvergleich bei 3,0 % gelegen. Im Vergleich zum Mai 2020 sanken die Baupreise im August 2020 mehr...
- Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial im Jahr 2019 um 5,0 % gesunken / Rückgang bei Erwerbslosen, Unterbeschäftigten und Stiller Reserve Wiesbaden (ots) - Im Jahr 2019 wünschten sich knapp 4,4 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 74 Jahren Arbeit oder eine Erhöhung ihrer Arbeitszeit. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach Ergebnissen der Arbeitskräfteerhebung weiter mitteilt, sank das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial im Vergleich zum Vorjahr um 5,0 % (-231 000 Personen). Ob und in wieweit dieser Trend sich weiterhin fortsetzen oder durch die Corona-Krise im Jahr 2020 unterbrochen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar.
Das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial setzte mehr...
- Umsatz im Bauhauptgewerbe im Juli 2020: -1,9 % zum Juli 2019/Zahl der Beschäftigten um 1,1 % gegenüber Vorjahresmonat gestiegen Wiesbaden (ots) -
Umsatz im Bauhauptgewerbe, Juli 2020 -1,9 % zum Vorjahresmonat Beschäftigte im Bauhauptgewerbe, Juli 2020 +1,1 % zum Vorjahresmonat
Im Juli 2020 ist der Umsatz im Bauhauptgewerbe um 1,9 % gegenüber dem Juli 2019 gesunken. Bei diesem Rückgang ist das sehr hohe Niveau des Vorjahres zu beachten. Zudem stand den Baufirmen im Vergleich zum Juli 2019 ein Arbeitstag weniger zur Verfügung. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen weiter mitteilt, erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten um 1,1 % gegenüber mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|