(Registrieren)

AOK, BVKJ und DDG fordern gesetzgeberische Maßnahmen zur Zuckerreduktion

Geschrieben am 27-10-2020

Berlin (ots) - Nachdem die Zwischenergebnisse der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind, fordern der AOK-Bundesverband, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sowie die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) wirkungsvollere Maßnahmen von der Bundesregierung, um den hohen Zuckerkonsum in Deutschland in den Griff zu bekommen. Dabei herrscht vor allem Konsens darüber, dass der vom Ernährungsministerium bisher favorisierte Kurs freiwilliger Vereinbarungen mit Industrie und Handel nicht mehr ausreiche. "Wenn wir die gesundheitlich bedenklich hohen Zuckerzusätze senken wollen, kommen wir mit Appellen nicht mehr weiter. Seit langem fordern wir schon ein Werbeverbot für ungesunde Kinderlebensmittel. Jetzt braucht es weitere verbindliche Instrumente. Eine Herstellerabgabe auf zuckergesüßte Erfrischungsgetränke würde das leisten", betont Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes anlässlich des dritten Deutschen Zuckerreduktionsgipfels heute in Berlin.

Dies ist auch eine Forderung aus der Ärzteschaft. Aufgrund des hohen Konsums schlägt auch der BVKJ Alarm. "Kinder und Jugendliche trinken im Durchschnitt bis zu einem halben Liter zuckergesüßte Erfrischungsgetränke pro Tag. Im Europavergleich liegt Deutschland damit auf dem dritten Platz. Das ist erschreckend, vor allem, wenn man die gesundheitlichen Folgen sieht, mit denen wir Pädiater tagtäglich in unseren Praxen konfrontiert sind", sagt Dr. Sigrid Peter, Vizepräsidentin des BVKJ. Sie spricht sich ebenfalls für eine Herstellerabgabe aus und hat dabei konkrete Vorstellung über die Verwendung der Mittel. "Die durch eine Steuer generierten Einnahmen könnten zweckgebunden beispielsweise in den Schulsport oder in eine gesunde Gemeinschaftsverpflegung in Kitas und Schulen investiert werden", so Peter. Die Gesetzgebungskompetenz hierfür liege beim Bund.

Mit der nationalen Reduktionsstrategie will die Bundesregierung über freiwillige Vereinbarungen der Lebensmittelindustrie eine allmähliche Senkung des Gehaltes an Zucker, Fetten und Salz in vielen Fertiggerichten bis 2025 erreichen. DDG-Präsidentin Prof. Dr. med. Monika Kellerer ist von den bisher ungenügenden Ergebnissen wenig überrascht: "Es wird deutlich, dass die freiwilligen Verpflichtungen der Lebensmittelindustrie leider unzureichend sind, um eine messbare und zielführende Zuckerreduktion zu erreichen. Diese Befürchtung haben wir bereits zu Beginn des Prozesses vor zwei Jahren geäußert, leider wurden unsere Kritikpunkte seinerzeit nicht ernst genommen. Nun haben sie sich mehr als bestätigt." In der Diskussion um mögliche Steuermodelle verweist die DDG-Präsidentin auf Positivbeispiele anderer Länder: "Großbritannien hat eindrucksvoll bewiesen, welche Erfolge man gerade bei Softdrinks mit steuerlichen Anreizen erreichen kann."

Im Vereinigten Königreich wurde 2018 eine Taxe auf Getränke mit einem Zuckergehalt ab fünf Gramm pro 100 Milliliter erhoben. Positiver Effekt: In den letzten zwei Jahren passten viele Hersteller die Rezepturen an, sodass der durchschnittliche Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken auf der Insel um etwa 34 Prozent auf 2,9 Gramm pro 100 Milliliter zurückging. Zum Vergleich: Im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie in Deutschland wurde der Zuckergehalt bei regulären Limonaden durchschnittlich nur um 0,16 Gramm von 9,08 Gramm Zucker pro 100 Milliliter auf lediglich 8,92 Gramm gesenkt. Das sind nicht einmal zwei Prozent. Ähnlich sieht es bei Cola- und Colamix-Getränken aus. AOK-Vorstand Litsch kritisiert: "Wir sprechen hier in der Breite über Reduktionen im homöopathischen Bereich. Erforderlich ist eine Senkung um mehrere Gramm, nicht Milligramm." In Großbritannien ist das mit der verpflichtenden Herstellerabgabe auf zu hohe Zuckerzusätze gelungen.

AOK, BVKJ und DDG sprechen sich weiterhin für ein gesetzlich verankertes Werbeverbot für überzuckerte und hochkalorische Kinderlebensmittel aus. Litsch: "Es ist höchste Zeit, dass Eltern und Kinder nicht mehr auf die Werbelockrufe der Industrie für ungesunde Lebensmittel hereinfallen."

Hinweis für die Redaktionen:

In Berlin findet heute ab 12 Uhr der 3. Deutsche Zuckerreduktionsgipfel statt. Aufgrund der Corona-Pandemie wird dieser erstmals digital durchgeführt. Dabei wird Prof. Pablo Steinberg vom Max-Rubner-Institut die Ergebnisse des 1. Produktmonitorings der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten präsentieren. Danach erläutert Prof. Dr. Harald Jatzke, Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof, die Möglichkeiten und Grenzen einer Zuckersteuer auf Softdrinks. Das Programm endet mit einem Gespräch zur "Ernährungspolitik in Deutschland" mit Renate Künast (Bündnis 90/ Die Grünen).

Interessenten können die Veranstaltung per Live-Stream verfolgen unter: https://aok.sendewerk.com/

Pressekontakt:

Ihr AnsprechpartnerInnen in den Pressestellen:

AOK-Bundesverbandes
Dr. Kai Behrens
030 346 46 2309
mailto:presse@bv.aok.de

Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte
Kathrin Jackel-Neusser
0221 689 09-0
mailto:kathrin.jackel-neusser@uminfo.de

Deutsche Diabetes Gesellschaft
Katrin Bindeballe
030 311 69 3755
mailto:bindeballe@ddg.info

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/8697/4745749
OTS: AOK-Bundesverband

Original-Content von: AOK-Bundesverband, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

753863

weitere Artikel:
  • Karl Lauterbach (SPD): Brauchen Wellenbrecher-Lockdown, um exponentielles Wachstum zu stoppen Bonn/ Köln (ots) - Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert zeitnah einen befristeten Shutdown, um das exponentielle Wachstum der Corona-Fallzahlen in Deutschland zu stoppen. Lauterbach sagte im Gespräch mit dem Fernsehsender phoenix: "Wir brauchen eine Atempause, eine Art Wellenbrecher-Lockdown. Wir müssen aus dem exponentiellen Wachstum wieder raus, sonst sind wir in drei Wochen wieder da, wo wir im Frühjahr waren, nur dass wir dann vor einem langen Winter stehen und in einen kompletten Lockdown müssten." Dieser sei dann alternativlos, mehr...

  • Aufruf zum Gebet für den Frieden/ Bedford-Strohm: Konflikt in Berg-Karabach nicht weiter schüren Hannover (ots) - Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, hat mit Blick auf den militärischen Konflikt in Berg-Karabach alle Eskalationsversuche verurteilt. In einem Schreiben an das Oberhaupt der Armenischen Apostolischen Kirche, Katholikos Karekin II, zum Jahrestag seiner Wahl als Katholikos aller Armenier, schloss sich der Ratsvorsitzende Karekins Aufruf zum Gebet für den Frieden mit den folgenden Worten an: "Ausdrücklich verurteile ich alle Versuche, den Konflikt weiter zu schüren mehr...

  • Gesundheitsexperten fordern Limo-Steuer und Marketingbeschränkungen - foodwatch: Julia Klöckner muss Lebensmittelindustrie in die Pflicht nehmen Berlin (ots) - Zu den Forderungen des AOK Bundesverbands, des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) für gesetzliche Maßnahmen gegen Fehlernährung erklärt Oliver Huizinga, Leiter Recherche und Kampagnen bei foodwatch: "Die Lebensmittelindustrie ist für die weltweite Epidemie von Fettleibigkeit und den damit verbundenen Krankheiten mitverantwortlich. Fast jeder fünfte Todesfall in Deutschland kann auf ungesunde Ernährung zurückgeführt werden. Es ist höchste Zeit, dass Bundesernährungsministerin mehr...

  • Erste Deutsche Mehrweg-Konferenz: Breite politische Front verlangt verbindliche Mehrwegförderung von Umweltministerin und Kommunen Berlin (ots) - - Umweltbundesamt meldet mit 18,9 Millionen Tonnen Verpackungsmüll neuen Höchststand in Deutschland - Jürgen Trittin und Deutsche Umwelthilfe fordern: Umweltministerin Schulze muss klimafreundliche Mehrwegflaschen fördern und das Unterschreiten der Mehrwegquote für Getränke sanktionieren - Städte und Gemeinden sollen, wie z.B. in Tübingen, Mehrwegsysteme durch Anschubfinanzierung, kommunale Verbrauchssteuern und Mehrweggebote auf Veranstaltungen fördern Bundesumweltministerin Svenja Schulze sowie Städte und Gemeinden mehr...

  • Essensboxen, Kaffeekapseln, Kosmetikflaschen: Die Zukunft heißt Mehrweg Berlin (ots) - - Richtungsweisende Ansätze auf der ersten Deutschen Mehrweg-Konferenz vorgestellt - Abfallvermeidung sowie Klima- und Ressourcenschutz können nur mit Mehrwegsystemen in der Breite gelingen - Bundesregierung und Kommunen müssen Mehrweg gezielt fördern Einwegverpackungen können praktisch immer und überall durch wiederverwendbare und klimafreundliche Mehrweg-Alternativen ersetzt werden. Das ist das Ergebnis der heutigen ersten Deutschen Mehrweg-Konferenz, veranstaltet von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Möglich ist das auch mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht