Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zur Koalition
Geschrieben am 05-11-2007 |
Mainz (ots) - Der große Krach findet nicht statt, trotz der vielen Nadelstiche, die sich Union und SPD in den vergangenen Wochen wechselseitig beigebracht hatten. Die Große Koalition ist weit stabiler, als viele gemutmaßt haben. Die Kanzlerin lässt sich von der Sehnsucht der Sozis nach mehr Sozialismus nicht beirren, dazu hat sie ihn allzu sehr am eigenen Leib erfahren. Vielmehr ist Pragmatismus angesagt, denn der Wählerauftrag lautet klipp und klar, das Land aus den Tiefen der Rezession herauszuführen und vor allem mehr Jobs zu schaffen. Das ist Merkel und Co. gelungen, wenngleich man nicht übersehen darf, dass es vor allem der rasante Anstieg der Weltkonjunktur war und ist, der der Regierung in Berlin die Luft verschafft, die sie jetzt braucht, um das Land zukunftsfit zu machen. Zum anderen kann auf der Vorarbeit der Regierung Schröder aufgebaut werden, die beim Arbeitslosengeld die Weichen zwar hart, aber richtig gestellt hatte. Deshalb sollte man sich sehr genau überlegen, wie weit dort bei den älteren Arbeitslosen abgemildert werden darf. Arbeit zu finanzieren ist allemal klüger, als Arbeitslosigkeit zu bezahlen. Da hat Franz Müntefering Recht, auch wenn er sich in seiner eigenen Partei nicht durchsetzen konnte. Merkels Pragmatismus besteht derzeit darin, politische Maximalforderungen per Prüfauftrag auf Normalmaß zu stutzen. Es gibt weit schlechtere Methoden, eine Koalition zu führen. Denn gegen die so eingeholte Expertenmeinung wird dann schwer anzudiskutieren sein. Und das Thema Pendlerpauschale wird unter Verweis auf den 2008 oder sogar erst 2009 zu erwartenden Spruch aus Karlsruhe einfach ausgeklammert. Der Mindestvorrat an Gemeinsamkeiten, um die Wahlperiode nebeneinander durchzustehen, er ist vorhanden. Da mag die Opposition noch so höhnen und schäumen.
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