Rheinische Post: Wort halten!
Geschrieben am 11-11-2007 |
Düsseldorf (ots) - Von Wolfgang Goertz
Der Medikamentenwirkstoff Thalidomid wird derzeit - für viele Patienten segensreich - zur Behandlung der Myelodysplasie, einer schweren Erkrankung des Knochenmarks, verwendet. Dieses Thalidomid hat indes vor 50 Jahren eine pharmakologische Katastrophe ausgelöst: die Contergan-Fälle. Wir kennen sie, weil die Bilder der Opfer in der Mitleidzone unseres Gedächtnisses gespeichert sind. Die Opfer haben seitdem mit Recht immer wieder Entschädigung für die Verstümmelung und die Spätfolgen verlangt und eine spärliche Rente bekommen. Sie erwarteten von der Firma Grünenthal aber auch eine moralische Geste, eine Entschuldigung. Jetzt hat die Firma erstmals reagiert. Grünenthal-Chef Sebastian Wirtz hat versprochen, in Klausur mit Opfern zu reden. Eine Zwangsofferte nach TV-Dokumentationen und Talkshows? Ein Bluff? Nun, Grünenthal hat Gutes lange eher im Verborgenen gefördert, etwa die Stiftungsprofessur für Palliativmedizin der Uniklinik Aachen. Wirtz ahnt nun, dass Vogel-Strauß-Mentalität auch 50 Jahre nach Contergan keinem hilft, vor allem der Firma nicht. Er muss sein Wort halten. Ansonsten könnte man glauben, die Firma warte nur, dass sich die Zahl der Opfer, mit denen sie reden kann, auf natürliche Weise verkleinere.
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