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WAZ: Der schöne Traum von Integration - Leitartikel von Wolfgang Pott

Geschrieben am 21-11-2007

Essen (ots) - Integration ist ein schönes Wort. Wer integrieren
will, ist ein guter Mensch, ist weltoffen und gesellschaftstauglich.
Wer nicht integrieren will, ist mindestens ein Sturkopf, vielleicht
sogar ein Rassist. Und weil die Grenzen zwischen Integration und
Ausgrenzung so eng gesteckt sind, wird in Deutschland seit Jahren
eine scheinheilige Debatte um dieses Thema geführt.

Es gibt viele Beispiele, wo Integration hier zu Lande
funktioniert, wo Ausländer, Menschen mit Migrationshintergrund oder
mit Behinderungen in der Gesellschaft akzeptiert sind. In
Kindergärten und Schulen oder in Sportvereinen etwa. Es gibt aber
auch die vielen anderen Beispiele, über die man in Deutschland gar
nicht gern spricht, aus Sorge, sich den Mund zu verbrennen.

Dass im Berliner Rollbergviertel Serben und Kroaten immer wieder
aufeinander losgehen, ist die Folge falscher Integrations- politik.
Dass im Dortmunder Stadtteil Scharnhorst nachts junge Deutsche mit
russischen und polnischen Wurzeln Straßensperren errichten, ist
ebenso problematisch.

Für Integration gibt es keine Faustformel. Das wissen die
Verantwortlichen in der deutschen Wohnungswirtschaft schon lange. In
den achtziger Jahren glaubten sie, die Lösung für alle
Integrationsprobleme gefunden zu haben. Die sah in den Wohnblocks so
aus: Türken zu Türken, Italiener zu Italienern, Polen zu Polen. Das
hat aber nicht funktioniert, Ghettobildung war die Folge. Seit Jahren
nun gehen die Wohnungsgesellschaften dem multikulturellen Ansatz
nach. Ruhrgebietsunternehmen wie Gagfah, Deutsche Annington oder die
Ruhr-Lippe Wohnungsgesellschaft geben sich alle Mühe, organisieren
Nachbarschaftstreffs, Mieterfeste, bieten Internet-Cafe´s und
Schuldnerberatung. Doch auch damit stoßen die Unternehmen an ihre
Grenzen. Wer sich nicht integrieren lassen will, dem ist nur schwer
beizukommen.

Die Nassauische Heimstätte bricht nun erstmals ein Tabu und
erklärt das Konzept der Integration in der Wohnungswirtschaft mit
drastischen Worten für gescheitert. Watscht die Branche die Aussagen
nicht gleich als Akt der Apartheid ab, könnte daraus sogar eine
vernünftige sozialkritische Debatte entstehen. Jeder weiß doch um die
Probleme, um Ghettobildung in den Städten, um die Abwanderung der
Mittelschicht aus Problemvierteln. Städtebauer, Raumplaner und
Wohnungswirtschaft sollten den Mut haben, diese Probleme offen
anzusprechen. Ein Antidiskriminierungsgesetz allein verhindert
ethnische Trennungen in den Städten auf jeden Fall nicht.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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