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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Öl/Euro

Geschrieben am 21-11-2007

Bielefeld (ots) - Gefühlt und auch in Wirklichkeit geht es uns
doch noch ganz gut. Die Politiker der großen Koalition verbreiten
sogar eine Stimmung, als ginge es uns blendend. Kaum hat der Staat
etwas mehr Geld in der Steuerkasse, schon haben die Parteien wieder
Spaß am Verteilen. Sparmaßnahmen, noch von der Vorgängerregierung
beschlossen, werden zurückgedreht.
Nun ist klar, dass auch eine Agenda 2010 nicht unantastbar ist.
Korrekturen müssen möglich sein. Besorgniserregend sind eher die
Richtung und das Tempo, mit dem Rot und Schwarz scheinbar in die
gleiche Richtung rennen.
Indessen spiegelt der Rückgang des Dax und anderer Börsenindizes,
dass sich die exportabhängige Wirtschaft des anhaltenden Aufschwungs
gar nicht mehr so sicher ist wie noch vor wenigen Monaten. Gründe
dafür gibt es einige. Da ist der Euro, der von einem Höchststand zum
nächsten eilt und damit deutsche Produkte im außereuropäischen
Ausland immer weiter verteuert. Da Kunden überall auf der Welt Preis
und Leistung vor einer Kaufentscheidung ins Verhältnis setzen,
verliert »Made in Germany« an Wettbewerbsfähigkeit.
Gleichzeitig mindert der starke Euro eine andere Entwicklung, die uns
sonst noch mehr Sorgen bereiten würde: der absolute Höhenflug des
Ölpreises. Schon kratzt er an der 100-Dollar-Marke - einer
Grenzlinie, die man früher nur mit dem Fernrohr in Augenschein nehmen
konnte. Jetzt stuft die OPEC diesen Betrag bereits als »fair« ein.
Die Investoren mit den dicken Konten, die sich insbesondere seit dem
Platzen der amerikanischen Immobilienblase stark im Rohstoffbereich
engagieren, scheinen ihnen zuzustimmen.
Wohl dem Unternehmen, das bereits in Energiesparmaßnahmen investiert
hat! Es steht kaum zu erwarten, dass sich der Preis für das »schwarze
Gold« noch einmal deutlich nach unten bewegen wird - selbst wenn, wie
jetzt in Brasilien, neue Erdölfelder erschlossen werden. Den
Energiehunger Chinas, Indiens und anderer neuer Wachstumsmärkte
werden auch sie nicht stillen.
Angesichts der schwierig gewordenen äußeren Bedingungen, zu denen ja
noch die Krise im Finanzsektor hinzugerechnet werden muss, schlägt
sich die deutsche Wirtschaft bislang noch vergleichsweise gut.
Allerdings wird die Stimmung im Land immer mehr vom Prinzip Hoffnung
getragen - von der Hoffnung, dass im beginnenden Weihnachtsgeschäft
nun endlich auch die Binnennachfrage anzieht. Dafür sprechen unter
anderem die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt und die verbesserte
Arbeitsplatzsicherheit. Die Deutschen können etwas entspannter in die
Zukunft schauen und fühlen sich hoffentlich weniger gedrängt, ihr
Geld »für schwere Zeiten« zurückzulegen.
Auch die Tatsache, dass eine größere Zahl von Arbeitnehmern in diesem
Jahr wieder Weihnachtsgeld erhält, dürfte der Stimmung im Land guttun
- selbst wenn die höheren Heizöl-, Benzin- und Lebensmittelpreise
natürlich auch am verfügbaren Einkommen der Privatleute knabbern.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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