Südwest Presse: Kommentar zu Nahost
Geschrieben am 27-11-2007 |
Ulm (ots) - Schon im Dezember werden die Friedensverhandlungen der Israelis mit den Palästinensern aufgenommen. Und 2008 soll es einen palästinensischen Staat geben, der vertraglich geregelt neben Israel existiert. Das ist zu schön, um Wahrheit zu werden. Doch bevor die Steine aufgezählt werden, die diesen Absichten im Wege liegen, sollte man feststellen: Völlig chancenlos ist die Sache nicht. Drei positive Voraussetzungen lagen in Annapolis vor. Erstens: Syrien ist dabei. Das adelt den Friedensversuch für viele zur anti-israelischen Radikalität neigende Araber. Und verspricht eine erzwungene Mäßigung der von Damaskus aus gesteuerten Hamas. Man ist gespannt zu erfahren, welchen Preis die USA dafür gezahlt haben. Denn Syrien war noch vor wenigen Tagen der angekündigte arabische Star der im Iran geplanten Anti-Annapolis-Konferenz. Zweitens: Ein US-Präsident, der ein Jahr Zeit hat, seinen sich als verheerend anbahnenden Eintrag in die Geschichtsbücher zu polieren, engagiert sich. George Bush wird dies anders tun als sein Vorgänger Bill Clinton, der sich in den letzten Wochen seiner Amtszeit persönlich in die schließlich gescheiterten Verhandlungen von 2000/1 eingeschaltet hat. Aber eines ist gewiss: Ohne Druck der USA auf beide Seiten kommt nichts Vernünftiges zustande. Drittens: Knapp 50 Staaten und internationale Organisationen waren in Annapolis anwesend und zeigten damit ihre Unterstützung. Darunter fast die gesamte arabische Welt und vor allem die zahlungskräftigen arabischen Staaten. Denn der Frieden wird in Palästina nur vermittelbar sein, wenn mit ihm eine spürbare Verbesserung der Lebensverhältnisse einhergeht. Deshalb war wohl auch der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier als potenzieller Geldgeber geladen. So schwer es fällt, den Optimismus stützende Argumente zusammenzukratzen, so leicht ist es, die Hindernisse aufzuführen. Zunächst: Ehud Olmert und Mahmud Abbas sind schwach, ihre Ämter ruhen auf tönernen Füßen. Das Scheitern des Friedensversuchs nach der Madrider Konferenz 1991, der im Abkommen von Oslo 1993 gipfelte, lag darin begründet, dass man die trügerische Hoffnung hatte, eine Normalisierung werde ein Vertrauensklima schaffen, in dem sich später die heiklen Fragen klären lassen. Die Knackpunkte wurden also ausgeklammert. Wenn nun aber in nur einem Jahr der ganze Sack zu sein soll, müssen sie jetzt alle auf den Tisch. Denn sie hängen zusammen, und nur im Bündel kann man ein faires Geben und Nehmen erreichen, ohne das es keinen Vertrag geben wird. Als da sind: Wo wird die Grenze gezogen? Was geschieht mit den israelischen Siedlungen auf dem besetzten Gebiet, in denen 250 000 Juden leben? Was wird aus den auf über vier Millionen angewachsenen Palästinensern, die oder deren Vorfahren 1948/49 aus dem Gebiet, das heute Israel ist, vertrieben worden sind? Wenn sie in den Lagern im Gazastreifen, im Libanon, in Jordanien und Syrien bleiben müssen, wäre ein Vertrag einer zu Lasten Dritter, was nichts Gutes für die Zukunft verspräche. Und was wird aus Jerusalem? In diesen Fragen steckt soviel Dynamit, dass die von israelischen Maximalforderern und arabischen Terroristen zu erwartenden Störmanöver brandgefährlich sein werden. Und fraglich ist, ob Israel den Willen aufbringt, die bitteren Zugeständnisse zu machen, die notwendig sind. Denn der Status quo ist für Israel zwar ungemütlich, aber beherrschbar.
Originaltext: Südwest Presse Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59110 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59110.rss2
Pressekontakt: Südwest Presse Lothar Tolks Telefon: 0731/156218
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
107038
weitere Artikel:
- WAZ: Ein frommer Wunsch - Kommentar von Wilfried Beiersdorf Essen (ots) - Wer in den vergangenen Wochen beim Einkauf im Supermarkt unterschwellig viele ungewohnte Preise wahrnahm, der weiß jetzt warum: Das Leben in NRW ist deutlich teurer geworden. Mehr noch: Der an sich schon hohe Durchschnittswert von 3,2 Prozent Teuerung schönt die Lage noch. Für viele Menschen, vor allem mit geringen Einkommen, ist der Kaufkraftverlust dramatisch höher. Denn sie müssen das meiste ihres Geldes für Grundnahrungsmittel und Energie ausgeben. Hier sind die Preise zum Teil extrem gestiegen. Kurz vor Weihnachten mehr...
- WAZ: Ein Kind ohne Schutz - Leitartikel von Petra Koruhn Essen (ots) - Geschlagen hätten sie ihn, ihren nicht einmal drei Jahre alten Jungen. Immer, wenn er in die Hose gemacht habe. Was muss mit diesen Eltern passiert sein? Wir befinden uns im Drogen-Milieu. Wer hier mit Begriffen wie Menschlichkeit, Moral, oder Muttergefühl agiert, ist ein Sozialromantiker. Diese Menschen sind abhängig, sie sind krank. Ihr Gedanke gilt allein ihrer Sucht. Sie brauchen Hilfe, umso dringender, wenn sie Kinder haben. Das Jugendamt war aktiv. Was gut war. Aber erstens verfügen Ämter über immer weniger mehr...
- WAZ: Vorsicht geboten - Kommentar von Christoph Meinerz Essen (ots) - In immer neuen Gewändern tauchen die Ewiggestrigen mit ihrer selben alten menschenverachtenden Ideologie wieder auf. Wie die Tarnung auch lautet, am Ende geht es doch nur um plumpe Ausländerfeindlichkeit. Gerade die Menschen im Ruhrgebiet mit seiner langen Zuwanderungstradition machen jedoch, gottlob, seit Jahrzehnten die Räume für Radikale eng. Die schon vor über 20 Jahren gestartete Anti-Rassismus-Kampagne "Mach meinen Kumpel nicht an" bleibt aktuell. Dennoch: Wachsamkeit ist geboten. Ob Initiativen gegen Bauprojekte, Straßen mehr...
- WAZ: Nicht mehr ganz grün - Kommentar von Thomas Wels und Lutz Heuken Essen (ots) - Einerseits ist der Austritt von Oswald Metzger ein immenser Verlust für die Grünen. Metzger ist ein Realpolitiker, der Ahnung von Ökonomie hat, der als Friedrich Merz der Grünen nie handzahm, immer unbequem war und damit einer, der für die Klientel der Besserverdienenden bei den Grünen stand: Leute, die mit dem Dreier-BMW ins Büro fahren, die sich dennoch um die Umwelt sorgen, die im Öko-Laden teuer einkaufen und die etablierten Parteien für zu etabliert hielten. Leute, die entscheiden wollen und die eine Partei wählen, mehr...
- Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zu den Krawallen in Frankreich: Bielefeld (ots) - Nach den abermaligen Krawallen in den Pariser Vorstädten hat Präsident Nicolas Sarkozy eine Dringlichkeitssitzung der für die innere Sicherheit zuständigen Minister einberufen. Es werden wohl wieder einmal Pläne verabschiedet, Versprechungen gemacht und hartes Durchgreifen gegen Randalierer angedroht. Doch zwei Jahre nach den wochenlangen Straßenschlachten in den Pariser Vorstädten hat sich die Lage dort offenbar kaum verbessert, obwohl vieles versprochen wurde. Gerade die Kinder der Einwanderer in diesen Vororten fühlen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|