LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Iran
Geschrieben am 04-05-2006 |
Leipzig (ots) - Darf ein Holocaust-Leugner, der den Staat Israel von der Landkarte radieren will, Atomwaffen besitzen? Was für eine Frage: Natürlich nicht. Doch wie verhindert man, dass Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad an Atomwaffen kommt? Diese Antwort ist weit komplizierter. Zumal die aggressive Rhetorik aus Teheran dazu nötigt, den Blick auf das Wesentliche des Konflikts zu verlieren - das als zivil deklarierte Nuklearprogramm. Das Weiße Haus ist bemüht, die Differenzen zwischen Berlin und Washington über das weitere Vorgehen gegen die iranischen Atompläne möglichst klein zu halten. Und weil sich Angela Merkel bei ihrem ersten Besuch bereits mit ihrer Kritik an Guantànamo viel herausgenommen hatte, beschränken sich beide Seiten nun auf gegenseitige Huldigungen und Bekundungen, eine diplomatische Lösung suchen zu wollen. Doch hinter den Kulissen ist bereits ein neuer transatlantischer Streit entbrannt. Washington dringt auf schnelle Sanktionen gegen den Iran. Dafür wird sogar die militärische Option vom Tisch genommen. Allerdings nur notgedrungen. Denn nichts führt den amerikanischen Strategen die eigene Schwächung durch den Irak-Krieg bildhafter vor Augen als die Planung für einen weiteren Militärschlag: Das Drohpotenzial der USA ist geschrumpft. Wenn sich der UN-Sicherheitsrat nicht auf harte Sanktionen gegen den Iran einigen kann, soll deshalb eine neue Koalition der Willigen auch ohne den völkerrechtlichen Segen der Vereinten Nationen zum Boykott aufrufen. Dieses Maximalziel sickerte bereits aus dem Weißen Haus durch. Angesichts der Widerstände aus Moskau und Peking, die eine Resolution im amerikanischen Sinn fast unmöglich machen, scheint das sogar der wahrscheinliche Weg zu sein. Doch was kommt danach? In Europa gilt als sicher, dass sich die atomaren Ambitionen der iranischen Führung nicht mit Militärschlägen austreiben lassen. Deutschland will deshalb Russland und China einbinden und favorisiert eine allmähliche Steigerung des diplomatischen Drucks. Das schließt konkrete Strafmaßnahmen zunächst aus. Zumal sich die Frage stellt, was Sanktionen bringen würden. Der Iran lebt seit Jahren mit einem US-Embargo, wovon nicht zuletzt deutsche Firmen profitieren. Zudem müssten im Wesentlichen die Europäer den Preis für den Boykott bezahlen, wenn der Iran seine Ölwaffe wie angekündigt zieht. Teheran wird sich nicht beugen. Deshalb führen Drohungen nur in eine Sackgasse, weil sie den Konflikt verschärfen und Ahmadinedschad stärken. Die Nuklearfrage, vor allem die friedliche Atomnutzung, ist ein Instrument, um in der internationalen Gemeinschaft auf Augenhöhe aufzusteigen. Die Verfügung über diese Technologie - was der Atomwaffensperrvertrag durchaus zulässt - ist für das iranische Selbstbewusstsein von enormer Bedeutung. Statt mit Sanktionen zu drohen, sollte der Westen besser eine veränderte Agenda anbieten, die diesmal auf einen wirklichen Kompromiss zielt. Das könnte eine Nichtangriffsgarantie für den Verzicht auf eine militärische Atomnutzung sein oder auch die Versicherung, keinen Regimewechsel erzwingen zu wollen.
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