Allg. Zeitung Mainz: Post-Mindestlohn
Geschrieben am 29-11-2007 |
Mainz (ots) - Ein fauler Kompormiss
Wer Monopole schützt, sagt Nein zu freiem Wettbewerb. Der aber ist das Gütezeichen einer Marktwirtschaft. Die wird zumindest im Postbereich auch künftig nicht in dem Maß stattfinden, wie es sich auch nach EU-Recht eigentlich gehört. Denn die gestrige Einigung zwischen SPD und Union beim Post-Mindestlohn wird der Post trefflich dabei helfen, nach Auslaufen des Brief-Monopols am 1. Januar ihre Marktmacht zu verteidigen. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass die Union mit dem Wörtchen "überwiegend" das Schlimmste zu verhindern versucht. Künftig müssen nur die, die "überwiegend" mit Briefzustelldiensten ihr Geld verdienen wollen, einen Mindestlohn zahlen. Das ist sicher weit besser als die ursprüngliche Formulierung "in geringem Umfang". Echte, weil freie Marktwirtschaft ist das dennoch nicht. Je einfacher eine Dienstleistung nämlich ist, desto mehr entscheidet allein der Preis, ob man im Geschäft ist oder nicht. Wer sich also eine Existenz aufbauen will, darauf setzend, dass ein Monopol wegfällt und sich damit ein Markt öffnet, muss scharf kalkulieren können, um gegen alteingesessene wie neue Mitbewerber wettbewerbsfähig zu sein. Bei einem Mindestlohn nahe zehn Euro braucht er gar nicht erst anzufangen. Allein darum geht es und nicht um das Ausbeuten von Menschen, wie SPD, Gewerkschaften und Post im Schulterschluss so gern weis machen wollten. Die Union reklamiert die Einigung für sich als Sieg. Da nimmt sie den Mund denn doch ziemlich voll. Die Einigung ist nichts anderes als ein fauler Kompromiss, der helfen soll, die Große Koalition über die nächsten zwei Jahre zu bringen. "Gebe ich dir, gibst du das nächste Mal mir", lautet die Überlebensformel in einem Bündnis zwischen zweien, die allein nicht können und deshalb aufeinander angewiesen sind. So nachvollziehbar das politisch sein mag, der Marktwirtschaft tut die Union keinen Gefallen.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
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