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Börsen-Zeitung: Maschmeyers Kehrtwende, Kommentar von Markus Frühauf zum Übernahmeangebot von Swiss Life für den Finanzvertrieb AWD

Geschrieben am 03-12-2007

Frankfurt (ots) - Angesichts eines Kurssprungs von gut 28% stellt
das Übernahmegebot von Swiss Life für die AWD-Aktionäre eine positive
Nachricht dar. Dass der Hannoveraner Finanzvertrieb an einen großen
Finanzkonzern andockt, muss aber als Kehrtwende im bisherigen
Marktauftritt gewertet werden. Künftig kann sich AWD nach außen nicht
mehr als "unabhängiger Finanzoptimierer" verkaufen.

Das neue regulatorische Umfeld mit erheblichen Anforderungen an
die Qualifikation der Berater hat Vorstandschef Carsten Maschmeyer zu
einem Umdenken bewogen. Gerade die Erfahrungen in Großbritannien, wo
das Geschäft auf den Prüfstand gestellt wird, dürften ihn dazu
veranlasst haben.

Auf der Insel greift die Finanzaufsicht rigide durch, was die
Qualität der Beratung betrifft. Höhere Kosten für Dokumentation und
Qualifikation haben AWD dort in den ersten neun Monaten einen Verlust
von 1,2 Mill. Euro beschert. Vor Jahren hat Maschmeyer Großbritannien
immer eine Vorreiterrolle zugestanden, was die regulatorischen
Anforderungen betrifft. Das lässt für Deutschland nichts Gutes
erwarten. Hierzulande haben in diesem Jahr Vermittlerrichtlinie,
Versicherungsvertragsgesetz und Mifid die Anforderungen verschärft.
Unabhängigkeit, die unter einem scharfen regulatorischen Regime
bestehen soll, ist teuer.

Über Erfolg oder Misserfolg von Finanzvertrieben entscheidet aber
nicht die Unabhängigkeit von Finanzkonzernen. Bestes Beispiel ist der
deutsche Marktführer DVAG, der an die AMB Generali gekoppelt ist. Die
Vertriebskraft lässt sich bei einem exklusiven Partner auch für
bessere Konditionen der Kunden einsetzen. Bei AWD aber war die
Unabhängigkeit Kernelement des Geschäftsmodells. Die
Anteilseignerstruktur garantierte diese: Maschmeyer dominierte mit
seinen 30% die Hauptversammlung.

Seine Kehrtwende setzt nun auch den Konkurrenten MLP unter Druck.
Aufsichtsratschef Manfred Lautenschläger hält dort 29%. Die
Aktionärsstruktur ist vergleichbar mit der bisherigen von AWD. Für
ausländische Finanzkonzerne wäre MLP ein attraktiver Einstieg am
deutschen Markt. Sollte Lautenschläger schwach werden, ist das
Geschäftsmodell der unabhängigen Finanzberatung hierzulande ein
Auslaufmodell. Es würde nicht für die Branche sprechen, wenn das die
Konsequenz eines strengeren Verbraucherschutzes wäre.

(Börsen-Zeitung, 4.12.2007)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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