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LVZ: Bernhard Bueb: Lehrer gehört in den Mittelpunkt der Pisa-Debatte

Geschrieben am 04-12-2007

Leipzig (ots) - Der frühere Direktor der Elite-Schule Salem,
Bernhard Bueb, warnt nach den jüngsten Pisa-Testergebnissen vor einem
neuen Streit über Schulstrukturdebatten in Deutschland.
"Strukturexperimente bringen nichts, das zeigen die letzten
Jahrzehnte", sagte Bueb der "Leipziger Volkszeitung"
(Mittwoch-Ausgabe). Zwar sei es sinnvoll, wie in Sachsen Haupt- und
Realschule zusammenzulegen, um die Chancen von Kindern aus der
Unterschicht auf höhere Bildung zu verbessern. Doch insgesamt würde
zuviel über Schulformen in Deutschland diskutiert.

"Ich würde den bislang wenig beachteten Lehrer in den Mittelpunkt
der Debatte stellen", sagte Bueb weiter, der mit seinem Buch "Lob der
Disziplin" eine Debatte über die Werteerziehung in Deutschland
ausgelöst hat. Die Pädagogen seien zu lange in der Bildungsdebatte
ignoriert worden. Dies sei ein Fehler, hier bestehe Reformbedarf. "Es
ist durchaus zumutbar, wenn Lehrer an ihrem Arbeitsplatz Schule bis
17 Uhr verbleiben, um auch am Nachmittag für Kinder ansprechbar zu
sein. Lehrer müssen bereit sein, Erzieher zu sein. Das
Selbstwertgefühl von Kindern zu stärken - dies ist die wichtigste
Aufgabe von Bildung", so Bueb.

Um die gesellschaftliche Zeitbombe zu entschärfen, dass in
Deutschland die soziale Herkunft so sehr über den Schulerfolg
entscheidet, müsse es mehr Ganztagsschulangebote geben. "In der
Grundschule müssen Ganztagsangebote verpflichtend sein, damit alle
Kinder im Spracherwerb gleich ziehen. Und damit die selben Lehrer,
die vormittags unterrichten, nachmittags die Kinder im Spiel
entdecken und so ein Gesamtbild erhalten."

Dagegen sei es dringend notwendig, übervolle Lehrpläne zu
entrümpeln. "Viele Bildungspolitiker glauben leider, dass die
Vermehrung des akademischen Unterrichts die Situation der Kinder
verbessert. Das ist ein Trugschluss, weil er auf Kosten des
Spielerischen und Kreativen geht."

Insgesamt empfiehlt Bueb, viel gelassener mit dem Pisa-Vergleich
umzugehen. "Ich kenne das Katastrophengeschrei seit den 60er Jahren.
Wir fallen leider immer wieder von einem Extrem ins andere. Ich
glaube aber nicht, das wir wesentlich schlechter sind als andere
Nationen." Pisa hätte aber einen guten Effekt: "Erziehung und Bildung
erfahren endlich den Stellenwert, den sie brauchen. Wir müssen alle
bereit sein, dafür wesentlich mehr Geld zu investieren." Allerdings
bleibt Bueb skeptisch: "Kultusverwaltungen kommen mir vor wie
Hühnerställe, in denen ab und zu ein Fuchs erscheint, dann flattern
alle wild durcheinander und nach ein paar Wochen sitzen alle wieder
an ihrem Platz."

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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