Allg. Zeitung Mainz: Auf dem rechten Pferd (zum Automarkt)
Geschrieben am 06-12-2007 |
Mainz (ots) - Na und, könnte man sagen zur Feststellung des Verbands der Automobilindustrie (VDA), dass der deutsche Automarkt das schlechteste Ergebnis seit 1990, dem Jahr der deutschen Einigung, eingefahren hat. Das aber wäre kurzsichtig, denn die Autobauer repräsentieren Deutschlands mit Abstand wichtigsten Industriezweig. Und der tut sich trotz des starken Euros weiterhin nicht schwer im Export, aber in spektakulärer Weise im Inlandsgeschäft. Dabei hält sich die Überraschung darüber in Grenzen, da im Blick auf die Mehrwertsteuererhöhung nachweisbar eine Vielzahl von Käufen Ende 2006 vorgezogen wurde. Das erklärt allerdings nur einen Teil der schwierigen Marktentwicklung. Mindestens ebenso schwer wiegt die Verunsicherung der Verbraucher durch die Klimaschutzdebatte, die trotz aller einschlägigen Aufklärungsbemühungen im Rahmen der Internationalen Automobilausstellung im Herbst in Frankfurt eher größer denn kleiner geworden ist. Otto Normalfahrer, der oftmals ein ganzes Autoleben lang seine Motorhaube nicht öffnet, kapiert schon lange nicht mehr, wohin die Reise technisch geht. Kann er auch gar nicht, weil im Kreis der Anbieter selbst ein babylonisches Sprachgewirr um Antriebskonzepte, deren Möglichkeiten, Chancen und Risiken herrscht. Hinzu kommt, dass auch im Kreis der deutschen Hersteller, die nun mal von einheimischen Autokunden markant bevorzugt werden, die Ansätze technischer Lösungen weit auseinander liegen und selbst dort, wo sie identisch sind, zu allem Überfluss unterschiedliche Namen tragen. Fest steht, dass mit der erkennbar gewachsenen Bereitschaft des potentiellen Autokäufers, sich klimaschonend zu entscheiden, das Angebot der sonst so auf technische Spitzenpositionen programmierten deutschen Autobauer nicht annähernd Schritt hält. Unzeitgemäße Donnerbolzen gibt es genug, auch Vernünftiges, jedoch nur wenige Modelle, die einem Kunden heute die Gewissheit geben, auch morgen noch aufs rechte Pferd gesetzt zu haben.
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