LVZ: Wirtschafts-Spitzenverbände verlangen 25 Prozent als Höchststeuersatz für Unternehmen / Plädoyer für Netto-Entlastung /
Geschrieben am 07-05-2006 |
Leipzig (ots) - Die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft erwarten von der bevorstehenden Reform der Unternehmensbesteuerung eine Zielgroße beim Steuersatz von höchstens 25 Prozent. Industrie- und Handelskammer-Präsident Ludwig Georg Braun und der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Otto Kentzler, meinten gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Montag-Ausgabe): "Die Wirtschaft schlägt eine Grenze von 25 Prozent vor." Braun sagte: "Mit fast 50 Prozent Belastung für unsere großen Familienunternehmen haben wir derzeit ein echtes Problem. Eine international konkurrenzfähige Unternehmensbesteuerung muss sich an der Zielgröße 25 Prozent orientieren. Weniger wäre besser - mehr wäre schlechter." ZDH-Präsident Otto Kentzler betonte gegenüber der Zeitung: "Wichtig ist vor allem, dass im Mittelstand die Eigenkapitalquote gestärkt wird." Nach Jahren der Rezession am Binnenmarkt mit ihren verheerenden Auswirkungen für Liquidität und Eigenkapital müssten Handwerksbetriebe wieder Substanz für Investitionen aufbauen können. "Gewinne, die im Unternehmen bleiben, sollten daher einer ermäßigten Besteuerung unterworfen werden", so der ZDH-Präsident. "Handlungsbedarf besteht spätestens bei Betrieben, die mehr als 35 000 Euro versteuern müssen. Der Steuersatz überschreitet bereits hier deutlich die Marke von 30 Prozent. Diese 35 000 Euro Gewinn braucht ein Personenunternehmer in der Regel zum Leben." Bei den darüber liegenden Gewinnen, die für das Unternehmen eingesetzt werden könnten, fielen aber derzeit Steuersätze von bis zu 47 Prozent an. Für den Bundesverband der Deutschen Industrie mahnte deren Mitglied der Hauptgeschäftsführung, Klaus Bräunig: "Will Deutschland wieder am Wettbewerb teilnehmen, so muss die Belastung für Kapitalgesellschaften inklusive Gewerbesteuer auf unter 30 Prozent sinken." Deutschland liege bei der effektiven Unternehmenssteuerbelastung für Kapitalgesellschaften im internationalen Vergleich mit 36 Prozent auf dem vorletzten Platz. "Die Belastung von Unternehmen z.B. in Österreich oder Skandinavien liegt inzwischen um mehr als zehn Prozentpunkte unter der in Deutschland", so der BDI. In der Frage der Nettoentlastung für die Unternehmen gehen die Wirtschafts-spitzen mit unterschiedlichen Erwartungen in die Reformgestaltung der Unternehmenssteuern. Handwerkspräsident Kentzler sagte: "Ein reiner Verschiebebahnhof ohne signifikante Nettoentlastung kann den dringend benötigten Impuls für Wachstum und Beschäftigung nicht setzen. Nur mit einem klaren Entlastungssignal schaffen wir überhaupt erst wieder die Spielräume für Investitionen und damit für mehr Beschäftigung." Notfalls müsse die Entlastung in Stufen erfolgen. DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun räumte dagegen ein: "Grundsätzlich ist es in Ordnung, dass die Absenkung der Steuersätze nicht zu immensen Steuerausfällen führen darf. Eine Anschubfinanzierung ist aber in jedem Fall erforderlich." Sein Verband rechne aber damit, "dass wir schon im zweiten und dritten Jahr nach der Reform erheblich bessere Erträge und damit mehr Steuereinnahmen im Inland haben werden". Umgekehrt hätte er die viel größere Sorge, dass ohne Reform zunehmend mehr Gewinne ins Ausland mit günstigerer Unternehmensbesteuerung gehen. "Dann hätte der Fiskus ein gravierendes Einnahmeproblem." Der Bundesverband der Deutschen Industrie hielt den Regierungen der jüngsten Zeit dagegen sogar vor, trotz formaler Steuersenkungspolitik in den vergangen Jahren habe sich die Steuerbelastung für die Großunternehmen sogar deutlich erhöht. "Im Saldo wurden die Unternehmen in den vergangenen Jahren nicht entlastet. Vielmehr sind - nach Berechnungen des Finanzministeriums - die Großunternehmen durch die Steuergesetzgebung der letzten Jahre mit rund 7,7 Milliarden Euro belastet worden." Wenn der Aufschwung in Deutschland an Breite gewinnen solle, müssten die Unternehmen unter dem Strich entlastet werden. Bei der Planung der Unternehmenssteuerreform rieten alle drei Spitzenverbände von Schnellschüssen ab, weil dies in der Regel zu Lasten der Seriosität gehe. "Die Qualität sollte nicht darunter leiden, nur weil für die verfassungsrechtlichen Probleme der Reichensteuer schnell eine Lösung gefunden werden muss", mahnte der BDI. DIHK-Präsident Braun stellte fest: "Entscheidend ist, dass die Politik die richtigen Eckpunkte, wie versprochen, in Kürze benennt. Wir brauchen jetzt endlich Klarheit." Dann könnte die Zeit bis zum Inkrafttreten dafür genutzt werden, die Qualität der Steuerreform zu sichern. Handwerks-Chef Kentzler meinte zur Frage des Zeitpunkts einer Unternehmenssteuerreform: "Es sollte der Grundsatz ,Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit' gelten."
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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