Neues Deutschland: Zum Europäischen Sozialforum in Athen
Geschrieben am 07-05-2006 |
Berlin (ots) - Außer Spesen nichts gewesen? Es braucht nicht viel Fantasie, um diese Frage nach dem Abschluss des Europäischen Sozialforums in Athen vorauszusehen. Sicher, die Bilder Zehntausender Menschen aus Dutzenden Ländern, die ihren Protest gegen neoliberale Politik und Krieg durch die Straßen der griechischen Hauptstadt trugen, sind beeindruckend. An der realen Politik, so werden Kritiker monieren, wird sich jedoch auch nach dem vierten ESF nichts ändern. Diese Ansicht ist ebenso richtig wie falsch. Der Illusion, mit ihren Aktionen sofortige Veränderungen zu erzielen, haben sich die Teilnehmer nicht hingegeben - in Athen ebenso wenig wie auf vorangegangenen Treffen. Tatsache ist jedoch, dass es kaum eine andere internationale Begegnung gibt, auf der sich der Widerstand gegen sozialen Kahlschlag und aggressive Außenpolitik so deutlich manifestiert wie auf den Sozialforen. Und sie bleiben der wohl einzige Rahmen, der im weitesten Sinne linke Bewegungen, Organisationen, Gewerkschaften und Parteien zusammenführt. Natürlich ist es schwer, die verschiedensten dabei vertretenen politischen Positionen unter einen Hut zu bekommen. Doch eben darin liegt die Stärke der Sozialforen: Es geht um den Austausch von Ideen, um die Entwicklung von Alternativen, von politischen Visionen. Und diese sollten nicht daran gemessen werden, ob sie gleich morgen umzusetzen sind.
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