Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zu Innenminister
Geschrieben am 07-12-2007 |
Mainz (ots) - "Diese braune Pest..." Markige Worte, mit denen die Innenministerkonferenz die NPD brandmarkt. Aber was hilft's? Man ist sich völlig einig, dass die Partei verfassungsfeindlich ist, aber zu einem neuerlichen Verbotsantrag beim Bundesverfassungsgericht mag man sich nicht aufraffen. Die SPD-Minister möchten schon, wohl auch deshalb, weil sie eine Scharte auszuwetzen haben: Es war ihr Genosse Schily, an dessen Dilettantismus der erste Verbotsantrag scheiterte. Nun hat Schäuble Angst, ein zweiter gescheiterter Anlauf könnte die Rechtsextremen als lupenreine Demokraten erscheinen lassen. Wie kleinmütig. Ausgerechnet Schäuble, der doch sonst, wo immer möglich, den starken, wachsamen Staat propagiert. Wer Chancen und Risiken abwägt und dabei nicht nur den Verstand, sondern auch das Herz sprechen lässt, wird den erneuten Gang nach Karlsruhe wagen. Dass man - unabhängig davon - NPD-nahe Stiftungen von staatlichen Zuschüssen fernhalten muss, ist nicht mehr als eine Selbstverständlichkeit. Grundsätzlich gilt: ein Verbot ist im Rechtsstaat immer nur das letzte Mittel, um einer Vereinigung das Handwerk zu legen, wenn sie eklatant gegen Gesetze verstößt. Im Falle Scientology mag ein Verbotsvorstoß aus rechtlichen Gründen formal einfacher erscheinen; doch bemerkenswerterweise behauptet sich die Gruppierung eisern. Womöglich deshalb, weil sie in gesellschaftlich relevanten Gruppen mehr Unterstützung hat als vermutet und deshalb Meinungsdruck zu ihren Gunsten aufbauen kann. Dass Scientology eine Sekte ist, die auf die Unterdrückung des Einzelnen abzielt, ist offenkundig. Die Gefährlichkeit von Scientology ist subtiler als die der NPD, aber deshalb nicht weniger ernst zu nehmen.
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