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Lausitzer Rundschau: Streit um Begrenzung von Manager-Gehältern Im Unternehmer-Paradies

Geschrieben am 10-12-2007

Cottbus (ots) - Heute ist in Berlin Arbeitgebertag, heute wird
wieder geklagt. Über mangelnde Reformen und schlechte
Rahmenbedingungen. Willkommen im Unternehmer-Paradies Deutschland,
dem Land in dem die Gewerkschaften jahrelang still hielten, damit die
Gewinne wieder sprudeln konnten, und in dem ausgerechnet eine
sozialdemokratische Partei harte Sozialreformen durchzog. Dem Land,
in dem es, anders als in Frankreich, keine politischen Streiks gibt.
Seit 2002 haben sich die Bezüge der Vorstandschefs großer Unternehmen
um 62 Prozent erhöht, die Bruttolöhne aber nur um 2,8 Prozent. Netto
mussten die deutschen Arbeitnehmer seit 1995 Einbußen hinnehmen. Auch
im Boomjahr 2007. Von dem Millionenheer der Rentner, Zeitarbeiter und
Hartz IV-Empfänger gar nicht zu reden. Der Aufschwung kommt bei den
Menschen nicht an.
Die Angehörigen der obersten Schicht, man kann es nicht anders sagen,
haben abgehoben von der Wirklichkeit. Und mit ihnen die Manager.
Nicht alle, aber viele. Sie wissen nicht mehr, wie eine Familie lebt
von 2000 Euro netto oder weniger im Monat. Sie genießen die Vorteile
der gesellschaftlichen Stabilität in Deutschland, leisten aber selbst
kaum etwas dafür. Wenig in Form von Steuern und wenig in Form von
verantwortlichem Handeln für die Gemeinschaft. Wie anders ist es zu
erklären, wenn der Postchef nach der Durchsetzung des Mindestlohns
schnell mal zwei Millionen Euro Extra-Gewinn mit Aktienverkäufen
einfährt oder wenn sich Vorstandschefs Massenentlassungen mit satten
Einkommenssteigerungen vergüten lassen?
An den Managergehältern entlädt sich ein Zorn, der viel mehr meint.
Eine hilf- und perspektivlose Diskussion findet nun statt, getrieben
auch von sehr vordergründigen Wahlkampfzwecken. Größere Transparenz
der Einkommen, geringere steuerliche Absetzbarkeit hoher Abfindungen,
viel mehr wird nicht dabei herauskommen.
Notwendig ist eine breite gesellschaftliche Debatte, die der Kultur
der Schamlosigkeit Einhalt gebietet. Japanische Unternehmen sind per
Kodex auch dem gesellschaftlichen Wohl verpflichtet. In den USA wird
wegen der hohen Erbschaftssteuer für den guten Zweck gestiftet.
Deutsche Manager aber empfinden nur eine Pflicht gegenüber den
Aktionären und, als deutsche Millionäre, nur gegenüber sich selbst.
Angela Merkel sagte auf dem CDU-Parteitag, die soziale
Marktwirtschaft müsse die Zusammengehörigkeit der Menschen zum Ziel
haben. "Wenn das nicht mehr funktioniert, fliegt uns der ganze Laden
auseinander." Sie sollte diesen Satz heute vor den deutschen
Arbeitgebern wiederholen. Dort gehört er hin.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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