"Die Stars liebten Stanley Kubrick" - 'Shining'-Produzent Jan Harlan im Interview mit Tele 5
Geschrieben am 11-12-2007 |
München (ots) -
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Thomas Gottschalk präsentiert auf Tele 5 seinen "Film des Monats", Stanley Kubricks 'Shining', zu sehen am Fr., 14. Dezember, 22.10 Uhr auf Tele5. Der Spielfilmsender sprach exklusiv mit dem Produzenten und Kubrick-Schwager Jan Harlan (70) über die Arbeitsweise des Genies, Dreharbeiten mit Jack Nicholson und über Tom Cruise.
Tele 5: Was macht 'Shining' zu einem der besten Horrorfilme aller Zeiten?
Jan Harlan: Es wird keine simple Lösung angeboten. Ein typischer Kubrick-Satz lautet: "Erkläre niemals etwas, das Du selbst nicht verstehst." Kubrick liebte offene Fragen. Traum und Albtraum entziehen sich der Logik.
Tele 5: Was hat Stanley Kubrick an einem Stephen-King-Roman gereizt?
Jan Harlan: Die Möglichkeit, sich im Horrorgenre auszuprobieren. Eine Bedingung, die er aber vertraglich vereinbarte, war die Freiheit, Kings Geschichte zu verändern. Kubrick musste dieses absurde Geschehen seiner eigenen Empfindungs- und Phantasie-Welt anpassen.
Tele 5: Gab es Schwierigkeiten mit dem Bestseller-Autor während des Drehs?
Jan Harlan: Nein, überhaupt nicht. Stephen King kam einmal zu Besuch, aber er hatte nichts mit der Produktion oder dem Drehbuch zu tun. Anschließend war er jedoch sehr empört darüber, dass Stanley seinen Roman so verändert hat.
Tele 5: Wie lange dauerten die Dreharbeiten?
Jan Harlan: 24 Wochen, wenn ich mich richtig erinnere. Dazu kamen die Drehtage mit der "Second Unit" in Oregon und Colorado.
Tele 5: Warum nahmen seine Drehs immer soviel Zeit in Anspruch?
Jan Harlan: Er war sehr sorgfältig und es dauerte lange, bis er mit seiner Arbeit zufrieden war. Er wollte unbedingt, dass am Schluss ein Film zustande kam, zu dem er stehen konnte. Erst dann war es ihm auch wichtig, dass der Film ein breites Publikum ansprach.
Tele 5: Kubrick ließ Aufnahmen zigmal wiederholen. Verzweifelte da kein Schauspieler?
Jan Harlan: Gewiss war das manchmal hart, aber bedenken Sie die Gegenseite: Wie oft erlebt es ein Schauspieler, ohne Zeitdruck zu arbeiten, jede Nuance einer Szene und Stimmung abzutasten? Stanley liebte die Ruhe und Disziplin des "roten Lichts". Auch waren die Schauspieler in der Regel alle sehr glücklich mit ihm. Fragen Sie Tom Cruise, Nicole Kidman, Jack Nicholson, Matthew Modine oder Malcolm McDowell!
Tele 5: Shelley Duvall wurde beim 'Shining'-Dreh von Kubrick nicht angeschrien?
Jan Harlan: Filmemachen ist anstrengend. Und wenn man ein Set im Freien hat, mit künstlichem Schnee und künstlichem Nebel und ganz von äußeren Bedingungen abhängig ist und dann ein Schauspieler nicht auf "Action" reagiert, kann man als verantwortlicher Regisseur und Produzent schon einmal die Nerven verlieren. Aber ganz allgemein war Shelley großartig und meisterte ihre psychologisch und physisch schwere Rolle hervorragend. Dass Stanley mal ausflippte, war sehr untypisch.
Tele 5: Jack Nicholson verkörpert die Rolle des wahnsinnig werdenden Familienvaters so perfekt, dass man glauben könnte, er hätte sich auch am Set so verhalten...
Jan Harlan: Überhaupt nicht. Jack war ein besonders heiterer und angenehmer Mann. Ein richtiger Profi.
Tele 5: Stimmt es, dass der Darsteller des Jungen, Danny Lloyd, bis zum Schluss nicht wusste, dass er in einem Horrorfilm mitspielt?
Jan Harlan: Die Geschichte wurde ihm kindgerecht erzählt. Die Eltern hatten Buch und Drehbuch gelesen, und dem Jungen hat der Unsinn großen Spaß gemacht: So im Mittelpunkt zu stehen, von vielen Menschen, Kamera und Licht umgeben zu sein, ist für ein Kind die Erfüllung aller Wünsche.
Tele 5: Gab es Jugendschutz-Bestimmungen beim Dreh?
Jan Harlan: Die Arbeit mit Kindern ist in England gesetzlich geregelt gewesen. So musste immer eine Aufsichtsperson dabei sein, Danny Lloyd durfte nicht mehr als drei Stunden arbeiten und musste durch Privatlehrer in einem dafür zur Verfügung gestellten Raum unterrichtet werden.
Tele 5: Können Sie eine witzige Anekdote während eines Kubrick-Films erzählen?
Jan Harlan: Bei 'Eyes Wide Shut' ist etwas Komisches passiert: Stanley war sehr darauf bedacht, unnötige Ausgaben zu vermeiden und schlug Tom Cruise deshalb vor, seinen eigenen Mantel in einer Szene zu tragen. Tom wollte das überhaupt nicht und bestand auf einen Mantel, der eigens für ihn als Kostüm beschafft werden sollte - und noch ein Duplikat dazu, falls etwas schief geht. Tom hatte natürlich völlig Recht in dieser Sache. Stanley meinte nur, klein beigebend und schmunzelnd: "That's what you get when you work with Filmstars". Auf diese Bemerkung hin bekam Tom einen Lachanfall.
Tele 5: Hat sich Stanley Kubrick auch für Ihren Onkel Veit Harlan, der den berüchtigten Nazi-Propagandafilm 'Jud Süß' drehte, interessiert oder ihn mal getroffen?
Jan Harlan: Stanley hatte kein großes Interesse an dieser Person. Sie haben sich aber einmal getroffen. Stanley hätte gerne einen Film gemacht über den normalen Alltag innerhalb einer UFA-Filmproduktion unter der Schirmherrschaft von Goebbels. Aber Stanley hat nie die geeignete Geschichte für eine Verfilmung gefunden. Und an einem Dokumentarfilm war er überhaupt nicht interessiert.
Interview: Steffen Wulf
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Pressekontakt: Tele 5 Presse: Steffen Wulf, Jochem Becker Tel. 089-649568-174, -176, Fax. -119, E-Mail: presse@tele5.de
Informationen und Bilder zum Programm auch auf www.tele5.de in der Presselounge
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