Allg. Zeitung Mainz: Immerhin stabil (zur Lage in Russland)
Geschrieben am 11-12-2007 |
Mainz (ots) - Wie erwartet: Wladimir Putins Abschied von der Macht wird zu einer Rückkehr an die Macht. Nach dem Amt des Staatspräsidenten soll der Kremlherr auf Vorschlag seines designierten Nachfolgers Medwedew künftig russischer Regierungschef sein. Spätestens seit dem haushohen Sieg bei den Duma-Wahlen am 2. Dezember durch die putintreuen Parteien war klar, dass die Pläne des amtierenden Staatsoberhaupts zum persönlichen Machterhalt aufgehen mussten. Gerne wurde Putin vorab schon das Bonmot in den Mund gelegt, es sei ihm egal, wer je unter ihm Staatschef würde. Jetzt hat das (nicht ganz neue) Scherzwort tagesaktuelle Bestätigung erhalten. Man kann über die Methoden russischer Spitzenpolitik kaum geteilter Meinung sein, so lange die Opposition dort diskriminiert und behindert wird, missliebige Wirtschaftsführer in Sibirien einsitzen und engagierte Journalisten auf ungeklärte Art zu Tode kommen. Putins PR-Auftritt vor einigen Monaten im Military-Look und mit nackter Brust war in der Rückschau wohl ein noch deutlicheres Signal als zunächst vermutet: Russland setzt sich seine Maßstäbe selbst. Es zeigt Stärke nach innen wie nach außen. Das Spektrum reicht von eigenwilligen Interpretationen internationaler Energielieferverträge und Überflugrechte bis hin zum vorläufigen Aufkündigen wichtiger Abrüstungsverträge. Die Kehrseite all dessen aber bedeutet Stabilität in einem Land, das eigentlich als unregierbar gilt. Kritiker in Europa sollten das bedenken. Durch Putins Einstieg in das Amt des Ministerpräsidenten wird dieses faktisch eine bislang nie dagewesene Bedeutung erlangen. Echte Demokratie ist anders, aber ein wie auch immer stabiles Russland ist schließlich auch etwas wert.
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