Lausitzer Rundschau: Besuch des neuen polnischen Regierungschefs Neuanfang in Berlin
Geschrieben am 11-12-2007 |
Cottbus (ots) - Wer nun geglaubt hat, mit dem Regierungswechsel in Warschau sei alles ganz einfach im deutsch-polnischen Verhältnis, den hat der Besuch des neuen polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk eines Besseren belehrt. Es standen wieder, es stehen noch immer die alten Streitthemen ganz oben auf der Tagesordnung. Für die neue polnische Führung bleibt weiter unerklärlich, warum die deutschen Erdgaskunden viel zusätzliches Geld bezahlen sollen für eine Pipeline, die ihr Land durch die Ostsee umgeht. Und sie meldet ihre massiven Bedenken an, weil aus ihrer Sicht in Deutschland beim Blick zurück in die Geschichte die Interessen des Nachbarvolkes zu wenig berücksichtig werden. Es sind - im Ton versöhnlicher vorgebracht - die alten Einwände. Dies sollte in Berlin zu denken geben. Denn das mit Putins Russland betriebene Pipeline-Projekt ist tatsächlich fragwürdig. Und die Unkenntnis unter Deutschen über die Geschichte Polens muss erschrecken. Gute Beziehungen mit Polen verlangen auch diesseits von Oder und Neiße einen Neuanfang im Denken. Die Vorschläge der Warschauer Regierung, sich gemeinsam der Erinnerung an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs zu stellen und dies in Danzig zu versuchen, sind gut. Jetzt allerdings ist es an der Kanzlerin, auch in den eigenen Reihen für Bewegung zu sorgen und Erika Steinbach, der rührigen Vertriebenenfunktionärin, neue Grenzen zu zeigen. Die deutsch-polnischen Beziehungen dürfen nicht eine Geisel der Vergangenheit werden.
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