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EU verlängert Lizenz zum Plündern. WWF: Fischereiminister riskieren Kabeljau-Kollaps in der Nordsee

Geschrieben am 19-12-2007

Hamburg (ots) - + TV-Footage, Fotos und Hintergrundmaterial bei
Ralph Kampwirth, Tel. 040-530200118
+ Für Interviews steht WWF-Fischereiexpertin Karoline Schacht zur
Verfügung, Tel. 040-530200127

Der WWF kritisiert letzte Nacht in Brüssel gefasste Entscheidung
der EU-Fischereiminister, die Fangquoten für den Nordsee-Kabeljau für
das Jahr 2008 um etwa 11 Prozent auf 22.000 Tonnen anzuheben. "Das
ist eine neue Lizenz zum Plündern. Schlimmstenfalls droht ein Kollaps
des Kabeljau-Vorkommens", warnt WWF-Fischereiexpertin Karoline
Schacht. Seit Anfang der 1970er Jahre ist der Bestand des
Nordsee-Kabeljaus um vier Fünftel zurückgegangen. Der WWF kritisiert
zudem, dass die Fangquoten für Scholle und Seezunge nicht ausreichend
abgesenkt worden seien. Die Entscheidungen widersprechen laut WWF den
von der EU-Kommission beschlossenen langfristigen Erholungsplänen für
gefährdete Fischbestände. Immerhin habe der Ministerrat auf die
Herings-Krise reagiert und die Quoten drastisch reduziert.

Einmal mehr hätte der Ministerrat jedoch in zentralen Punkten die
Empfehlung der Wissenschaft zugunsten kurzfristiger wirtschaftlicher
Interessen ignoriert, bilanziert der WWF. Weil es erste Anzeichen für
eine Erholung des Nordsee-Kabeljaus gibt, hatten Experten erstmals
seit Jahren eine moderate Fangquote vorgeschlagen. Allerdings nur mit
hohen Auflagen zum Kampf gegen unabsichtliche und illegale Fänge.
Diese machen fast die Hälfte der Kabeljau-Fischerei aus und werden
bislang in den Brüsseler Fangquoten nicht berücksichtigt. "Ein
Großteil der Fische wird als Beifang ungenutzt und tot wieder über
Bord geworfen. Das ist eine irrwitzige Verschwendung", so Schacht.

Ohne Maßnahmen gegen Beifang und Piratenfischerei werden die
tatsächlichen Kabeljau-Fänge 2008 weit über 40.000 Tonnen liegen,
schätzt der WWF. Vor allem die für die Erholung des Bestandes
wichtigen Jungfische würden unter einer Erhöhung der Quoten leiden.
Der WWF fordert, Jungfische durch selektivere Netze und Fangverbote
in Laich- und Aufwuchsgebieten zu schonen. Der Ministerrat habe dazu
lediglich Empfehlungen ausgesprochen - die Ausführung werde der
Industrie überlassen. "Damit haben wir keine Garantie, dass die
Maßnahmen auch umgesetzt werden", erklärte Schacht.

Rund 80 Prozent der europäischen Fischbestände sind fast oder
völlig überfischt. Angesichts des Versagens der EU fordert der WWF
den Lebensmittelhandel auf, sein Sortiment auf nachhaltigen Fisch
umzustellen und verweist auf die Niederlande. Dort haben sich alle
großen Handelsketten in Kooperation mit dem WWF dazu verpflichtet, ab
2011 nur noch Fisch mit dem Ökosiegel des "Marine Stewardship
Council" (MSC) anzubieten. "Eine Fisch-Revolution mit
Vorbildcharakter", lobt Schacht. In Deutschland liegt der MSC-Anteil
bisher bei etwa 10 Prozent. Der WWF empfiehlt Verbrauchern, sich beim
Fischkauf an die Empfehlungen des kostenlosen WWF-Fischführers zu
halten (www.wwf.de/fisch).

Auf einen Kompromiss einigten sich die EU-Minister beim Schutz von
2.500 Quadratkilometern wertvoller Korallenriffe westlich von Irland.
Hier wird die Schleppnetz-Fischerei verboten, die die Riffe schwer
beschädigt. Die ICES-Wissenschaftler hatten zur besseren Kontrolle
ein komplettes Fischereiverbot gefordert. "Die EU-Gesetze verlangen
einen wirksamen Schutz der Tiefseeriffe. Die Fischereipolitik
behindert ihn", so WWF-Meeresexperte Stephan Lutter.

Originaltext: WWF World Wide Fund For Nature
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6638
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6638.rss2

Pressekontakt:
Ralph Kampwirth, WWF-Pressestelle, Tel. 040-530200118; Mobil:
0162-2914473; kampwirth@wwf.de


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